New Media vs. Old Media? Ist die Zeitung wirklich tot? Und werden Blogger die Informationsverbreitung irgendwann in ihrer Hand haben?
Wer sind die Redakteure von morgen?
Noch immer bestimmen die großen Medienhäuser, was eine Nachricht ist. Egal, ob über Zeitung, Fernsehen oder seit einiger Zeit über das Internet: Die Hoheit der Informationsverbreitung liegt bei Nachrichtenagenturen, Zeitungsverlegern und TV-Sendern.
Doch: Bleibt das so?
Zwar verlieren Tageszeitungen an Reichweite, dies allerdings nicht, weil Blogger die besseren Nachrichten verteilen, sondern weil sich die Informationsbeschaffung des Lesers mit dem Internet verändert hat. Wir sind nicht mehr angewiesen auf die 20 Uhr-Nachrichten oder die Zeitung auf dem Frühstückstisch. Zwar verbreitete die Zeitung von heute schon immer nur die Nachrichten von gestern, doch seit wir dank CNN und Spiegel.de Nachrichten im Sekundentakt geliefert bekommen – immer live, immer aktuell -, ist zumindest der Teil einer Zeitung für die Mehrheit der Leser obsolet geworden, der eben diese Nachrichten veröffentlicht und Börsenkurse vom Vortag abdruckt.
Einen Kampf zwischen alten und neuen Medien gibt es trotzdem nicht.
Höchstens in den Köpfen derer, die sich gegen neue Verbreitungswege und Kooperationen wehren. Denn der Leser bleibt dem vertrauenswürdigen Journalismus treu.
Verlagshäuser von morgen definieren sich nicht mehr nur über den Verbreitungsweg ihrer Produkte. Beispiel dafür ist der Burda Verlag, der bereits heute die Hälfte des Umsatzes, den er über Print-Titel einnimmt auch über das Internet einnimmt.
Weblogs waren nie eine Konkurrenz für den Journalismus oder große Verlagshäuser. Sie sind eine Erweiterung ds Sichtfeldes für den Leser. Und eine neue Kontrollinstanz für die Arbeit des Journalisten. Dies erkennt man u.a. daran, dass sich Weblogs weit häufiger mit Geschichten aus den großen Medienhäusern beschäftigen als mit sich selbst.
Der Redakteur von morgen ist tatsächlich nicht mehr der, der in der Redaktion eines Nachrichtenblattes sitzt. Es ist der Leser am Frühstückstisch.
Damit müssen sich die „alten Medien“ – Verlagshäuser und Fernsehsender – auseinander setzen. Denn der Leser von heute ist mündiger als der von gestern. Und mutiger.
Er will Informationen, wenn sie aktuell sind. Und er will darauf reagieren können.
Er will die von ihm konsumierten Medien mitgestalten: Was in Weblogs zur Kultur gehört, hat sich in den Redaktionen der Zeitungen bisher noch nicht herumgesprochen: Dass nämlich auch Leser manche Dinge besser wissen und zu einer guten Geschichte beitragen können. Auch professionelle Redaktionen sind nicht unfehlbar.
Der Kampf der zwischen Weblogs, „Bürger-Journalismus“ und traditionellen Medien ausgefochten wird, ist nicht der um Leser. Es geht darum, die Leser zu verstehen. Und darum, auf die Bedürfnisse der heutigen Gesellschaft einzugehen.
Zeitungen müssen anfangen zu begreifen, dass in Zeiten der Vernetzung jeder einzelne ein Redakteur sein kann. Nicht aber ein Konkurrent sein muss. Er ist eher ein Kooperationspartner.
Wie so etwas funktionieren kann, probieren mutige Häuser heute bereits aus. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ schreibt Artikel mit ihren Lesern zusammen, die „Bild“ versucht, Leser über Bilder einzubinden … Das sind nur erste Schritte, und sicherlich ist nicht jeder gut oder erfolgreich. Aber sie zeigen den Weg in die Zukunft. Die ist zwar auch in diesem Bereich ungewiss und schwammig, aber mehr Leser-Selbstbestimmt als noch vor zehn Jahren.
Redaktionen nur müssen sich öffnen und Mut fassen. Nur darin liegt ihre Chance …
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4 comments
Redaktionen müssen sich öffnen und Mut fassen. Nur darin liegt ihre Chance … ganz meine Meinung.
Nur werden die Objektleiter und kaufmännisch Verantwortlichen fragen: Was bringt uns das? Wie kann man das in Euro übersetzen?
Höhere Auflage durch Blogs? Nie. Höhere Blatt-Leserbindung durch Blogs? Vielleicht. Mehr Werbeeinnahmen durch Blogs? Eher nicht.
Es bleibt also die leidige Frage: Wer soll das bezahlen?
Schöner Beitrag. Klar ist, dass sich Zeitungen weiterentwickeln müssen, ebenso Fernseh- und Radiosender. Das Internet ermöglicht neue Formen der Informatonsübermittlung. Da die bisherigen Inhaber der Informationskompetenz das nicht erkannt haben, ernten andere die Aufmerksamkeit und die Leser, Zuschauer und Zuhörer. Beispiel: Die Stellung von Spiegel.de müsste eigentlich eine Tageszeitung inne haben, denn der Spiegel als Wochenmagazin war ja nun eigentlich überhaupt nicht prädestiniert, Deutschlands meistgelesene Nachrichtenseite im Internet zu haben. Die „Marke“ Spiegel hätte das nicht hergegeben. Sie haben es dennoch geschafft, zum einen wegen guter Arbeit, zum anderen wegen tiefschlafender Konkurrenz. Das heißt aber nicht, dass Zeitungen, Fernseh- und Radiosender das Ruder nicht noch herumreißen können. Was sich mit viel Geld und Manpower alles wieder aufholen lässt, hat in einer anderen Branche ja Microsoft schon mehrfach beeindruckend bewiesen. Da ist sicher noch viel möglich.
Andererseits bietet einem heute das Internet alle Instrumente, um mit geringem finanziellem und technischem Aufwand selbst großen Verlagshäusern Konkurrenz zu machen. Man braucht „nur“ eine gute Idee und muss sie gut umsetzen…
Woran ich persönlich nicht glaube: Dass „der Leser“ wirklich mitmachen will. Dem steht auch entgegen, was große Portale erleben. Natürlich ist ein Projekt wie die Wikipedia beispielsweise beeindruckend. Aber auch hier wird nur ein winziger Teil der Nutzer wirklich aktiv. Der Rest schaut zu und konsumiert. In vielen Fällen greift hier die 90-9-1-Regel: 90 Prozent der Nutzer bleiben komplett passiv, 9 Prozent reagieren gelegentlich auf das, was andere tun, 1 Prozent schafft selbst etwas Neues.
In der Wirklichkeit ist das Verhältnis noch schlechter.
Die Menschen wollen in erster Linie gut informiert und/oder unterhalten werden. Das gilt im Internet genauso wie bei anderen Medien. Zumindest, wenn man über den selbstreferentiellen Zirkel der Blogosphäre hinausschaut.
Zeitungen werden in Zukunft von Blogs profitieren !