Man nehme ein unbeschwertes, quietschfideles Ego und lasse es eine „To-Do-Liste“ schreiben. Man lasse Ego und „To-Do-Liste“ ein paar Tage miteinander allein und notiere sich nach ein paar Tagen der trauten Zweisamkeit das Ergebnis.
Und man wird feststellen, dass meist nur eine der beiden Parteien das tête-à-tête unbeschadet überstanden hat. Meist ist es die „To-Do-Liste“ – um ein paar Zeilen länger, um ein paar Aufgaben schwerer.
Egal, ob man sie auf „Hello-Kitty“-Papier oder in seinem sonstwas-Phone verfasst, sie wird fortan ein Klotz am Bein. Denn eine „To-Do-Liste“ hat stabile Allianzen. Mit einem Heer von Prioritäten, die wir nicht zu setzen wissen.
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Ja, Prioritäten sind listige, kleine Biester mit einer einzigen Überlebensstrategie: gesetzt zu werden. Sie schlagen sich auf keine Seite, nicht auf die des Sollens, oder die des Wollens, sondern überlassen es ganz dem unsicheren, schwankenden Selbst, was zuerst getan, erledigt, abgehakt wird.
Nun gut, denkt das unbeholfene Selbst bei sich. Priorisieren bedeutet ja erstmal nichts anderes, als einer Sache vor einer anderen den Vorrang einzuräumen. Aber da beginnt schon das Problem. Was zieht man denn dem einen vor, dem anderen aber nicht?
Wenn auch das Prinzip der Gleichzeitigkeit beinahe jede Lebensdimension durchzieht, das prioritäre Ausrufezeichen zwingt auch dieses in die Knie.
Stehen auf der unliebsamen Liste nun lediglich unangenehme Dinge, dann stellt sich zumindest die Frage nach dem Wollen nicht. Idealerweise erledigt man dann erst die Dinge, auf deren Ignorieren grösste Unannehmlichkeiten folgen würden. Unfreundliche Schreiben der Finanzbehörde oder chronischer Husten bei starken Rauchern sind ohne Frage von höherer Priorität als ein verstopfter Abfluss oder splissige Haare.
Aber wie ist es, wenn neben existenziellen Baustellen auch schöne Notwendigkeiten aufgelistet sind, wie Café-Stunden mit einem verloren geglaubten Freund oder ein überfälliger Anruf bei lieben Frau Mama. In diesen Fällen offenbart sich die eigentliche Perfidie der „To-Do-Liste“. Denn schnell passiert es, dass sich alles, Schönes wie Leidiges, auf der Muss-ich-noch-erledigen-Sammelstelle zu einem unschönen, Blubberbrei vermengt. Und schon ist man umringt von Prioritäten, die alle flüstern: „Setz mich. Setz mich. Setz mich.“
Verflixte Liste.
Und da mag man von sogenannten Selbsthilfeaufsätzen halten, was man will. Aber manchmal finden sich gerade dort kleine Perlen. In diesem Fall Platzkarten für Prioritäten. So erwähnt David Allen in seinem Buch „Getting Things Done. The Art of Stress-Free Productivity“ mehr als einmal den grundlegenden Ansatz seiner Priorisierungstaktik: Welcher Punkt auf der persönlichen Liste hat den grössten positiven Einfluss auf die wichtigsten Dinge des persönlichen Universums?
Und so fällt die Wahl, das Setzen, die Entscheidung für einen Anfang, für ein Zuerst und für ein Danach vielleicht schon nicht mehr ganz so schwer. Cafe´-Stunde = Entspannung. Entspannung = ausgeglichenes Gemüt. Ausgeglichenes Gemüt = bereit für den Anruf beim Finanzamt. Falls da dann noch jemand am Platz ist.
Und grundsätzlich gilt: „To-Do-Listen“ werden eindeutig überbewertet. Die haben absolut keine Priorität.
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Schlagwörter: GTD, liste, ToDo
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