Musik 2010: Düster, tanzbar und ätherisch

Das Ende eines Jahres ist immer eine gute Gelegenheit, die eigene Musiksammlung zu durchstöbern und die Neuanschaffungen Revue passieren zu lassen. Dabei entdeckt: Drei Alben, die ihr unbedingt in eure Gehörgänge lassen solltet.

North“ von Darkstar: Weg vom Dubstep

Das Duo Darkstar (James Young und Aiden Whalley) ist Teil des feinen Musikerkollektivs vom Londoner Hyperdub-Label, das durch die Erfolge Burials und sein fünfjähriges Jubiläum im letzten Jahr einiges an Aufmerksamkeit ergattern konnte.

Vergleicht man die diversen Singles, die Darkstar im Vorfeld ihres ersten Longplayers veröffentlicht haben, – allen voran das hier enthaltene 2009er Stück „Aidy’s Girl Is a Computer“ – ist man doch etwas überrascht von der gehörigen Portion Historie, die Darkstar in ihre übrigen Songs mischen. Die Klänge sind geschult an Kraftwerk, statt zerschredderter Vocals gibt’s klassische Songstrukturen, die großen Synthbands aus dem Norden Englands wie OMD und Human League klingen an. „Aidy’s Girl Is a Computer“ bleibt der beste Song des Albums, doch „North“ ist ein düsteres, dennoch zugängliches Synthalbum geworden – mit eigenen Qualitäten, vorausgesetzt, man verzeiht Darkstar, dass sie dem Dubstep den Rücken gekehrt haben. Hier gibt’s das schwermütige „Gold“ zum Hören:

DJ-KiCKS“ von Apparat: Auf dem Tanzflur mit Thom Yorke

Sascha Ring alias Apparat hat nun also auch seine eigene „DJ-KiCKS“ (!K7 Records) gemacht. Dort mischt er vielfältige elektronische Stücke zusammen und überrascht immer wieder aufs Neue mit seinen Songfolgen. Er stellt sein eigenes Stück „Circles“ an den Anfang seiner Session, knallt uns 69s „Rushed“ und Telefon Tel Avivs „Lenghtening Shadows“ um die Ohren, um dann in einer Folge kurzer Stücke etwas Entspannung aufzubauen. Fast jede Minute erklingt ein neuer Song, die doch vor allem hinzuleiten scheinen auf den großen Moment der Scheibe. Mit „Miniluv“ und Echocity“ beginnt das Grooven, Höhepunkt natürlich: „Welt Am Draht“ von Pantha du Prince. Der Groove endet mit einer Überraschung: Thom Yorkes „Harrowdown Hill“ erklingt, das mit seinem Gesang ein wenig wie ein Fremdkörper im Set wirkt. Den neuen eigenen Song hebt sich Apparat bis kurz vor Ende auf, und „Sayulita“ gerät großartig – in ungemischter Version übrigens hier zum Downloaden.

Ring“ von Glasser: Ätherisch und verspielt

Auf dem mit einem kunterbunten Cover verzierten Glasser-Debüt „Ring“ (True Panther Sounds) verbergen sich abstrakte Songs, die sich dennoch in der Hörmuschel festsetzen, mit Cameron Mesirows (alias Glasser) ätherischer Stimme. Ihr Gesang gemahnt etwas an Björk, garniert mit quiekig-perkussiven Ausbrüchen und einem sanften, kristallklaren Summen. Musikalisch unterlegt wird das Ganze mit nicht selten elektronisch entstandenen, aber organisch anmutenden Klängen, mit perkussivem Rhythmus. Einen schönen Eindruck gibt euch das Video zum eröffnenden „Apply“ mit dem ethnologisch anmutenden Beat, schön trippy in Szene gesetzt von Jacinto Astiazarán. Ein urbaner Sommernachtstraum mitten im Winter.

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ist Medienwissenschaftler und beobachtet als Autor („Grundkurs Gutes Webdesign“) und Berater den digitalen Wandel. Seine Themenschwerpunkte sind User Experience, anwenderfreundliches Design und digitale Strategien. Er schreibt regelmäßig für Fachmedien wie das t3n Magazin, die Netzpiloten oder Screenguide. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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3 comments

  1. Das Ende eines Jahres ist immer eine gute Gelegenheit, die eigene Musiksammlung zu durchstöbern und die Neuanschaffungen Revue passieren zu lassen. Dabei entdeckt: Drei Alben, die ihr unbedingt in eure Gehörgänge lassen solltet.

    awesome!

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