Instagram reagiert auf die schlechte Presse zum Thema Nutzerschwund. Haben die Medien die Statistiken falsch interpretiert?
Wer in den letzten Wochen die Meldungen um Instagram verfolgt hat, der hat Zahlen der Superlative gelesen. Im negativen Sinne. Verschiedene Netz-Medien berichteten von einem Nutzerschwund. Laut Zahlen von Appstats zählte Instagram Mitte Dezember 2012 noch gut 16,3 Millionen Zugriffe. Mitte Januar 2013 waren es nur noch knapp 7,4 Millionen. Instagram rudert nun zurück. Alles ist gut und geht seinen Gang.
Die Schlagzeilen waren eindeutig: Instagram verliert 50% seiner aktiven Nutzer in einem Monat. Der Grund lag in dem Protest gegen die neuen Datenschutzbestimmungen, glaubten viele. Und doch war es schwer vorstellbar, dass sich eine solche geballte Front, von einer der beliebtesten Foto-Apps überhaupt abmeldet. Und das, in dieser kurzen Zeit. Solch ein heftiger Konsumenten-Protest, wäre beispiellos gewesen und hätte sicherlich den einen oder anderen Internet-Giganten in seine Schranken weisen können. Neueste Meldungen zeigen allerdings, dass zumindest die Schlagzeilen nicht so ganz stimmen. Der Fehler lag wohl in der Interpretation der Daten. Denn was Appstats trackt sind die Daten von Facebook-Anwendungen und diese müssen nicht zwangsläufig ein Indiz für einen generellen Nutzerschwund sein, meint zumindest Instagram.
Laut einer Pressemitteilung der Facebook-Tochter nutzen die App monatlich 90 Millionen aktive Knips-wütige. Es werden 40 Millionen Bilder pro Tag hochgeladen, 8.500 Likes und 10.000 Kommentare pro Sekunde vergeben. Das klingt nach allem anderem als einem Nutzerprotest. Geschweige denn einem Nutzerschwund. Zudem streut der Instagram-Mitbegründer Kevin Systrom in einem Gespräch mit AllThingsD große Zuversicht, dass der Trend in eine positive Richtung geht: “Instagram continues to see very strong growth around the world. With many of the product and internationalization improvements we’ve made, we’ve been excited to see these efforts resonate with users globally.”
Also alles nur falsch interpretiert? Tatsächlich liegt die Wahrheit vermutlich irgendwo in der Mitte. Auch wenn die Zahlen von Appstats darauf hinweisen, dass die täglich aktiven Power-User (vielleicht aufgrund der schlechten Presse), die Foto-Applikation weniger nutzen, scheint das Interesse der Allgemeinheit an Instagram gestiegen. Die Anzahl der Gelegenheitsnutzer stieg beispielsweise im oben genannte Zeitraum sogar von 42 Millionen auf 48 Millionen Nutzer an, schrieb Spiegel Online. Die in der aktuellen Pressemitteilung kommunizierten Werte geben dennoch nicht genügend Aufschluss, um das Thema ad acta zu legen.
Das Unternehmen bleibt mit seinen – übrigens erstmalig – veröffentlichten Kennziffern eine Entwicklungskurve schuldig. Oder zumindest einem Kommentar zu den Zahlen. Sind die 90 Millionen aktiven Nutzer nun gut oder schlecht? Hört sich alles gut an. Aber dementieren tun diese nichts. Die Gerüchteküche brodelt weiter.
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Schlagwörter: Aktive Nutzer, Gelegenheitsnutzer, instagram, Nutzerschwund, Nutzungsbedingungen, protest
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