Social Media Week Hamburg 2013 – Ein Rückblick

Ein Woche lang öffnete die Social Media Week Hamburg die Tore. Heute fanden die letzten Veranstaltungen statt. Ein Rückblick.

Viele Teilnehmer und Gäste freuten sich. Mal weg vom Schreibtisch und rein in die bunte Welt der Social Media, die ja ihres Zeichens eher in digitalen anstatt analogen Lebensbereichen ihr Emporkommen feiern. Dass das nicht so sein muss, haben die Hamburger Veranstalter ein zweites Mal bewiesen. Und dabei vieles richtig gemacht.

„Ich habe mir wirklich viel Zeit genommen für diese Woche und tagtäglich mehrere Events angeschaut“, verriet mir ein Besucher gestern Abend im Google Office, nachdem wir uns im Fortgeschrittenen-Kurs den Mehrwert des hauseigenen „Tools“ Google+ vorführen ließen. Dem Besucher fiel das thematisch sicherlich auch überhaupt nicht schwer. Denn bei dieser Fülle an starken Events und der Dichte an Kompetenzträgern, war es ein leichtes sich zu begeistern und in die vielen Panels, Vorträge und Workshops zu gehen. Insgesamt haben sich satte 171 Veranstaltungen dezentral über die Stadt Hamburg verteilt. Locations wurden u.a. im Kultwerk West, der Macromedia Hochschule für Kommunikation und Medien, der Universität Hamburg, dem betahaus sowie dem NDR gefunden. Die dezentrale Ausrichtung ist Teil des Gesamtkonzepts, der gleichzeitig in neun weiteren Städten auf der ganzen Welt stattfindenden Konferenz.

Neben Metropolen wie New York oder Tokio, bekommt Hamburg einen geradezu kosmopolitischen Glanz attestiert, wenn es sich in die Liste der austragenden Orte einreiht. Die Gefahr hier nicht mithalten, gar zu wenige Besucher ansprechen zu können, schwebt wie das Schwert des Damokles über die Köpfe der Veranstalter. Jedoch, verstecken brauchte sich die deutsche Konferenz-Woche auf keinen Fall. Der Andrang war riesig. Bis heute Morgen um 10:50 wurden im Anmelderegister 8.949 Registrierungen gezählt. Wer es nicht in die Hansestadt schaffte, der macht es sich online vor einem der zahlreichen Live-Übertragungen oder anschließenden Aufzeichnungen bequem und lauschte den Worten der Vortragenden oder Diskussionsteilnehmer – insofern der Stream vor dem Besucherandrang nicht kapitulierte.

Da waren beispielsweise Vorträge wie der von der SPON-Social-Media-Managerin Maike Haselmann, die in „Die Weiten der 140 Zeichen“ einführte und jungen Journalismus-Anwärtern sowie alten Hasen den Microblog Twitter als journalistisches Tool näherbrachte. Spannend waren auch die Worte vom Karriere-Guru Jochen Mai, der in seinem Vortrag „Hilfe, ich bin ein Online-Star!“ die Vorzüge der Karrierebildung über soziale Netzwerke thematisierte und hier und da mit Metaphern wie „Reputationsmanagment ist Cyberkrieg“ sich die Aufmerksamkeit der Interessierten im Raum sowie vor den heimischen Bildschirmen sicherte. Derweil gab es aber auch Diskussionsrunden, wie die der Nextmedia mit dem Titel „Sind Social-Media-Plattformen die besseren Medienhäuser?“ Hier moderierte Nico Lumma, der vergangenes Jahr von der Wirtschaftswoche unter die 100 wichtigsten Digital-Köpfe Deutschlands gewählt wurde, ein spannendes Gespräch. Der Unternehmer Falk Rehkopf, der NDR-Netzjournalist Fiete Stegers, die Crossmedia-Journalistin Dr. Claudia Heydolph und der Netzpiloten-Herausgeber Wolfgang Macht sprachen über Entwicklungen und Kompetenzen von digitalen Informationsplattformen im Vergleich zu denen der etablierten Medienhäuser. Ein Thema, das am Schluss auch unter dem Publikum zu einem regen Meinungs- und Erfahrungsaustausch führte.


Sind Social-Media-Plattformen die besseren Medienhäuser?

 


Ein ganz großes Highlight für viele Innovations-Junkies, war zudem der Bericht über die „Weltreise in die Zukunft der Medien“ von Amrai Coen und Caterina Lobenstein. Die beiden ausgezeichneten Nachwuchsjournalistinnen haben sich nach ihrem Volontariat aufgemacht, um die Orte zu besuchen, an denen die Zukunft der Medien bereits stattfindet. Halt machten sie unter anderem in New York bei ProPublica. Ein Projekt, das investigativen Journalismus als Grundrecht versteht und seine Recherchen durch die Crowd – also den spendierwilligen Bürgern – finanzieren lässt, um das aufgedeckte Material dann später von reichweitenstarken Medien publizieren zu lassen. Diese haben nämlich in Folge der Zeitungskrise in den USA, sich als allererstes von den Investigativ-Ressorts verabschiedet, um Ausgaben einzusparen. Crowdfinanzierter Journalismus. Auch ein gangbarer Weg hierzulande? Zumindest knüpfen nicht zuletzt Projekte wie Krautreporter daran an.

Es waren zunehmend auch die wichtigen sozial-medialen Fragen, die der Kongress versucht hat zu thematisieren und die er zum Teil auch beantworten konnte. Und dennoch kam der Spaß nicht zu kurz. Ob nun der „Lunch Beat zur SMWHH“ oder ironische Workshops wie „Shit That (German) Social Media Experts Say“. Grundsätzlich dachten die Veranstalter an jeden. Egal ob Einsteiger oder Experte. Egal ob Netzwerker oder Wissenssucher. Man darf sich auf die kommende Social Media Week freuen. Die wird im September dann allerdings erst einmal wieder in Berlin stattfinden.


 


schreibt seit 2011 für die Netzpiloten und war von 2012 bis 2013 Projektleiter des Online-Magazins. Zur Zeit ist er Redakteur beim t3n-Magazin und war zuletzt als Silicon-Valley-Korrespondent in den USA tätig.


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