Age of Empires 2: Definitive Edition – Wieso das Remake begeistert

Age of Empires 2 ist ein mittlerweile 21 Jahre altes Echtzeitstrategiespiel und man sollte meinen, dass der RTS-Klassiker damit seinen Zenit schon längst überschritten hat. Doch tatsächlich erlebt derzeit nicht bloß das gesamte Genre der Echtzeitstrategiespiele eine kleine Renaissance. Insbesondere Age of Empires 2 hat mit der Definitive Edition einen neuen Aufschwung und die AoE2-Community erstrahlt in neuem Licht. Mich hat die Definitive Edition erneut in den Bann des Strategiespiels ziehen können. Das liegt zum einen daran, dass das Remake, wie wir noch sehen werden, unglaublich gut gemacht ist. Zum anderen gibt es eine unheimlich tolle Community, die den Klassiker seit Jahren am Leben erhält.

Kompetitive RTS mit Age of Empires 2

Remakes von RTS-Klassikern scheinen momentan im Trend zu liegen. Man nehme nur mal den zugegebenermaßen ziemlich vermurksten Release von Warcraft 3 Reforged als Beispiel. Auch wenn das RTS-Genre längst nicht mehr der Kassenschlager ist, wie noch in den 2000ern, hält sich das Genre hartnäckig. So konnten Spiele wie Starcraft 2 aus 2010, Warcraft 3 und eben Age of Empires 2 auch noch Jahre nach ihrem Release diverse und auch durchaus kompetitive Spieler an sich binden. Daneben haben selbst kleinere Spiele wie Stronghold Crusader HD ihre aktiven Spieler, die über Drittanbieter-Software selbst online noch zusammen spielen.

Hier sollte man allerdings eine klare Trennung zu anderen Genrevertretern wie zum Beispiel Anno ziehen. Streng genommen sind auch Spiele wie Anno 1404 oder das jüngst erschienene Anno 1800 Echtzeitstrategiespiele. Mit dem Spielgefühl aus Age of Empires 2: Definitive Edition oder Starcraft haben die aber beinahe nichts zu tun. Denn das sind hektische Spiele, die schnelle Reaktionszeiten sowie gutes Micro- und Macromanagement erfordern. Der Fokus liegt, anders als bei den ruhigeren und wirtschaftslastigen Anno-Titeln, ganz klar auf den Kämpfen und dem Wettbewerb gegen andere Spieler. Nicht umsonst können die meisten dieser RTS-Klassiker kompetitiv und im Ranked-Modus gespielt werden.

Die Age of Empires 2 Community

In und um Age of Empires 2 gibt es eine E-Sport-Szene. Und das nicht erst seit der Definitive Edition. Schon die HD-Version hatte eine rege E-Sport-Community. YouTuber wie TheViper (157.000 Abonennten) oder Spirit Of The Law (228.000 Abonennten) sind sehr aktiv in der Szene und spielen das Echtzeitstrategiespiel kompetitiv. Ørjan “TheViper” Larsen ist sogar Bestandteil des Age of Empires 2-Teams von Team Secret. Der deutsche YouTuber und Streamer Nili_AoE ist ebenso aktiv in der E-Sport-Community und spielt nicht nur wahnsinnig viel und gut, er castet auch regelmäßig die Spiele der anderen großen Spieler. Dabei gibt er immer wieder sein durch jahrelanges Spielen gewachsenes Wissen zum Besten.

Auch die Rocket Beans hatten, zumindest für mich, einen großen Anteil an meiner Liebe zu dem Wusel-RTS. So haben die Moderatoren und Rocket Beans-Mitarbeiter Donnie O’Sullivan, Florentin Will, Marah Daniel und Marco Giesel von 2017 bis 2019 im Format Rage of Empires in über 70 Folgen regelmäßig Age of Empires 2 gespielt – damals noch die HD-Version. Dabei sind sie immer mehr in die Tiefe gegangen und zentraler Punkt der Sendung war der Kampf zwischen Florentin und Donnie (Flonnie) gegen Marco, der auch „der Westenmann“ genannt wurde (Er trug gerne eine Weste – daher der Name). Gemeinsam mit Donnie und Florentin konnten die Zuschauer wachsen und erlangten ein immer tieferes Verständnis des Spiels. Rage of Empires hat mir zum ersten Mal gezeigt, wie tief Age of Empires 2 spielerisch gehen kann und meine (Hass)-Liebe zu dem RTS geweckt.

Auch der YouTuber HandOfBlood ist jüngst ziemlich aktiv mit der Age of Empires 2: Definitive Edition unterwegs und streamt regelmäßig auf Twitch. Wer also einen Einstieg in das RTS finden will und Motivation sowie auch Hilfe sucht, um sich zu verbessern, der findet reichlich Material. Dabei kann ich interessierten dieses Video empfehlen, in dem HandOfBlood ein Coaching von Nili_AoE bekommt, in dem man auch als Anfänger ziemlich viel lernen kann:

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Sollte ich mich in Age of Empires 2 stürzen?

Die Age of Empires 2: Definitive Edition ist anspruchsvoll. Die Einstiegsbarrieren sind – zumindest im Online-Modus – hoch und die Lernkurve steil. Das liegt zum einen daran, dass die Community schon ziemlich lange spielt und daher im Schnitt sehr viel Erfahrung hat. Zum anderen verlangen einem RTS-Spiele wie Age of Empires 2 im Allgemeinen einiges ab. So wird einem hier während des Spielens keine Pause gegönnt. Ihr müsst permanent verschiedene Dinge im Auge behalten: Wirtschaft. Kämpfe. Technologien. Was macht der Gegner? Wie sollte ich darauf reagieren? Habe ich genug Häuser gebaut, um neue Truppen ausbilden zu können? Baue ich durchgängig Dorfbewohner? Und noch so viel mehr.

Dieses Maß an Konzentration werdet ihr zu Beginn nicht zuverlässig aufbringen können. Ihr werdet immer wieder ins Straucheln kommen, wichtige Dinge vergessen und – wie auch ich – selbst gegen KI-Gegner auf „Mittel“ verlieren. Macht euch nichts draus. Die Age of Empires 2: Definitive Edition ist ein Spiel für Spieler mit Biss. Die Lust haben, sich mit dem Game wirklich auseinanderzusetzen und es zu lernen. Das Spiel ist in Sachen Komplexität ein wenig wie Schach – nur schneller.

Generell lässt sich aber sagen, dass Age of Empires 2 nicht für jeden Spielertyp das Richtige ist. Ich zum Beispiel hasse das Spiel so sehr, wie ich es liebe. Hier paaren sich regelmäßig Frust und Hochgefühl! Diese Hassliebe lässt sich vermutlich auch auf andere Echtzeitstrategieklassiker übertragen. Ein langer Atem, Ausdauer, Konzentrationsfähigkeit und eine gewisse Stressresistenz helfen ganz klar dabei, langfristig Spaß mit dem Spiel zu haben.

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Screenshot aus Age of Empires 2: Definitive Edition - Kampfsituation zu sehen.
Gerade in den Kämpfen wird es manchmal etwas hektisch. Die Wirtschaft dabei nicht aus den Augen zu verlieren, ist schwierig. Screenshot von Moritz Stoll

Die Geschichte von Age of Empires 2

Erstmals erschienen im Jahre 1999 hat das Erfolgsspiel aus dem Hause Microsoft ziemlich schnell seinen Weg in die Herzen der Spieler gefunden. Und wurde auch noch Jahre später eifrig von der Community gezockt. Drittanbieter wie Voobly haben dabei mit dafür gesorgt, dass Age of Empires 2 nicht in Vergessenheit geraten ist, indem sie das kompetitive online Spielen weiterhin möglich machten. 2013 blähte Microsoft den RTS-Klassiker dann zum ersten Mal auf und veröffentlichte die Age of Empires 2: HD Version für Steam. Diese war im Grunde dasselbe Spiel, ausgelegt auf moderne Systeme. So wurde, wie der Name bereits verrät, HD-Auflösung unterstützt. Außerdem konnten mit der HD-Version von Age of Empires 2 auch die Multiplayer-Funktionen von Steam genutzt werden.

Nun, etwa sieben Jahre später hat Microsoft dem Spiel eine komplette Generalüberholung verpasst und die Fans des Spiels mit der Age of Empires 2: Definitive Edition gesegnet. Die ist nicht nur überaus gelungen und fühlt sich für ein 21 Jahre altes Spiel sehr modern an, sie schafft es auch, den Geist von Age of Empires 2 zu erhalten. Etwas, das der Definitive Edition zu Age of Empires 1, in den Augen vieler Spieler nicht gelungen ist.

Age of Empires 2: Defintive Edition – so geht ein Remake

Hier könnte sich Blizzard mal eine Scheibe abschneiden. Während der Release von Warcraft 3 Reforged gründlich in die Hose gegangen ist, hat Microsoft mit der Age of Empires 2: Definitive Edition einen absoluten Volltreffer gelandet. So ist die Definitive Edition sowohl für Neueinsteiger ein tolles RTS-Spiel, als auch für Nostalgiker eine super Möglichkeit, um in Erinnerungen zu schwelgen und das alte Spielgefühl wieder hervorzuholen. Hier eine kleine Übersicht, über die Dinge, die in der Definitive Edition anders sind und die das Spielen meist auch besser machen.

Optik – Schöner und doch „wie früher“

Optisch hat sich mit der Definitive Edition in Age of Empires 2 so einiges getan. Microsoft ist es hier gelungen die Optik des Spiels zu erhalten, dabei aber die Alterserscheinungen auszumerzen! So wurden die kompletten Assets überarbeitet und das Spiel kommt in einer weniger pixeligen Optik daher. Dennoch sieht es auf den ersten und sogar auf den zweiten Blick noch aus wie das Originalspiel oder die HD-Version und Nostalgiker haben hier nichts zu vermissen. Die Einheiten, die Gebäude und die Umgebung sind optisch noch ganz die Alten und erscheinen im selben Stil. Und doch ist alles einfach viel hübscher. So haben zum Beispiel Einheiten, Gebäude und Umgebung eine höhere Auflösung. Zudem sind die Animationen der Einheiten oder Einsturzanimationen von Gebäuden im Vergleich zur HD-Version von Age of Empires 2 deutlich komplexer und flüssiger.

Age of Empires 2: DE kommt mit einem zusätzlichen und optionalen 4K-Paket. Das kann zusätzlich heruntergeladen werden und ermöglicht es, das Spiel in 4K zu spielen. Zwar hübscht das Paket die Optik des Spiels auch auf nicht 4K-fähigen Bildschirmen ordentlich auf, die Performance leidet allerdings gelegentlich darunter. So kommt es hier zu gelegentlichen Rucklern und mehr als 30 FPS sind auch nicht drin – selbst auf rechenstarken Maschinen.

Die Spielmechaniken – Alles beim Alten, nur besser

Spielerisch ist mit der Definitive Edition das Meiste beim Alten geblieben. So ist der Mix aus einem effizienten Aufbau der Wirtschaft und hektischen Kämpfen mit viel Micromanagement nach wie vor gegeben und macht Spaß. Die Build Orders, die gesottene Spieler schon kennen, funktionieren noch und die Meta hat sich nur sehr geringfügig geändert. Es gibt allerdings auch einige Änderungen im Spiel, die sich durchweg positiv auf das Spielen auswirken.

Das Interface – mehr Usability

So ist beispielsweise das Interface etwas angepasst worden. Hier sehen wir nun, wie viele Dorfbewohner auf welcher Ressource sitzen. Das mag Casual-Spielern marginal vorkommen, wer allerdings kompetitiv Spielt, hat so einen viel besseren Überblick als noch bei Age of Empires 2: HD.

Auch wird uns oben links in der Ecke immer angezeigt, welche Einheiten wir gerade rekrutieren und welche Technologien wir momentan erforschen. Auch das ist super, um den Überblick nicht zu verlieren. So ist es in Age of Empires 2 beispielsweise sehr wichtig, durchgängig Dorfbewohner zu produzieren. Mit der Definitive Edition brauchen wir nur in unsere Queue zu gucken, um zu sehen, ob das gerade der Fall ist.

Screenshot aus Age of Empires 2. Zu sehen ist ein Teil des Interfaces. Screenshot von Moritz Stoll
Im verbesserten Interface sehen wir sowohl unsere Ausbildungsschlange, als auch die Anzahl der Dorfbewohner pro Ressource. Screenshot von Moritz Stoll

Eine weitere schöne Neuerungen sind die Cursor-Animationen, beim Hovern über Elemente. Der Cursor verwandelt sich dabei nämlich in ein kleines Icon. Das zeigt die Ressource oder Tätigkeit an, die der jeweilige Bewohner dann sammeln oder ausführen würde.

Screenshot aus Age of Empires 2. Zu sehen ist die Cursoranimation
Die Cursoranimation helfen, zu erkennen, welche Aktion ein Dorfbewohner bei klick ausführen wird. Screenshot von Moritz Stoll

Gameplay – kleine Fehler ausgemerzt

Auch das generelle Gameplay hat einige Verbesserungen erfahren, die nicht immer auf den ersten Blick offensichtlich sind. So ist es nun möglich, das Erforschen von Technologien gemeinsam mit dem Rekrutieren von Einheiten in die Warteschlange zu legen. Das hilft ungemein dabei, den Überblick nicht zu verlieren und den eigenen Fortschritt konstant weiterzutreiben. Auch lassen sich Technologien nun auf Hotkeys legen und es ist nicht mehr nötig, sie per Mausklick zu erforschen. Das mag für den „normalen“ Spieler wieder etwas trivial klingen, hilft aber in der Age of Empires 2: Definitive Edition, das Geschehen konstant im Auge zu behalten. Gerade wenn Kämpfe mit dem Gegner stattfinden, ist es schwierig die Wirtschaft nicht zu vergessen. Dabei ist es ungemein praktisch, den Mauszeiger nicht vom Kampfgeschehen nehmen zu müssen und weitere Forschungen über die Hotkeys anstellen zu können.

Zu guter Letzt sei noch erwähnt, dass auch die gegnerische KI in der Definitiv Edition deutlich besser spielt, als noch in HD-Version oder dem Originalspiel. Das ist super, um das kompetitive Spielen ersteinmal gegen die KI zu üben. Dabei zieht die KI hier schon ab „Mittel“ wirklich an und ich musste mich in dem einen oder anderen Match geschlagen geben.

In Age of Empires 2: Definitive Edition gibt es außerdem vier neue Völker, die ganz eigene Fähigkeiten und spezielle Einheiten mit sich bringen. Die Völker sind die Bulgaren, die Kumanen, die Litauer und die Tartaren.

Fazit: Mehr solcher Remakes

Aus der Zeit um die 2000er gibt es noch so viele andere tolle Echtzeitstrategieklassiker. Viele haben jedoch nicht mehr so einen Hype oder so eine aktive Community wie Age of Empires 2 zur Zeit. Dabei wäre das wirklich toll und vermutlich auch ein erreichbares Ziel, wenn diese Spiele vergleichbar gute Remakes verpasst bekämen, wie AoE 2. Warcraft 3: Reforged hat es zwar versucht, aber leider nicht hinbekommen. Vielleicht bekommen wir ja demnächst ein Empire Earth- oder ein Stronghold-Remake und sehen unsere Lieblinge wieder mehr auf Twitch und YouTube. Ich würde mich freuen, wo mir dieses Genre doch so am Herzen liegt.

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Titleimage & Screenshots aus Age of Empires 2: Definitive Edition von Moritz Stoll Andere Bilder von Microsoft via IGDB.com

liebt seit jeher Sprache, Kommunikation und Mathematik. Heute ist er Software-Entwickler für Mixed Reality und moderiert den Netzpiloten-Podcast Tech und Trara. Die (digitale) Welt ist für ihn ein Ort voller Möglichkeiten und spannender Technologien, die man ausprobieren, bearbeiten und hinterfragen kann.


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