Der San Francisco Chronicle hat Daten für Airbnb ermitteln lassen, die dessen Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt in der Metropole verdeutlichen. // von Daniel Kuhn
Airbnb ist weltweit der wohl beliebteste Dienst mit dem Privatpersonen Wohnungen und Zimmer für kurze Zeiträume vermieten können. Hausbesitzer, Vermieter und Aktivisten in der Tech-Metropole San Francisco kritisieren allerdings immer wieder den Einfluss, den der Dienst auf den Wohnungsmarkt hat – da Airbnb allerdings keine genauen Zahlen nennt, lassen sich diese Auswirkungen nur schwer messen. Der San Francisco Chronicle hat nun Daten gesammelt, die die zum Teil massiven Auswirkungen zeigen.
Warum ist das wichtig? Viele Anbieter nutzen den Dienst deutlich häufiger als ursprünglich angedacht und entziehen dem Wohnungsmarkt somit wichtigen Raum.
Airbnb war eigentlich als Dienst für die Vermittlung von Schlafplätzen für Couchsurfer gedacht. Heute werden nicht mehr nur temporär freie Zimmer, sondern ganze Wohnungen und Häuser konstant angeboten. Auf einem hart umkämpften Wohnungsmarkt wie dem in San Francisco werden die Mieten dadurch unnötig in die Höhe getrieben und die Konkurrenz erhöht.
Ein Haus ist kein Hotel
Der San Francisco Chronicle hat die Datensammel-Firma Connotate angeheuert, um die offenen Daten von Airbnb für San Francisco zusammenzutragen und zu analysieren. Dabei ist herausgekommen, dass in der derzeit massiv boomenden Stadt rund 5.000 Einträge auf Airbnb existieren, über die Wohnungen und Zimmer angeboten werden. Dass von dem eigentlichen Ziel, eine Plattform für Couchsurfer anzubieten allerdings nicht mehr viel übrig geblieben ist, zeigt die Verteilung der Angebote.
Bei fast zwei Dritteln aller Angebote handelt es sich um komplette Appartements oder Häuser. Davon werden wiederum 160 Appartements oder Häuser scheinbar konstant angeboten, also nicht nur für die eigentlich gedachten kurzen Zeiträume. Kritiker fürchten, dass einige findige Airbnb-Anbieter ihre Immobilie als inoffizielles Hotel betreiben und somit die strikten Vermietungsgesetze zu umgehen. Auch wenn die Zahl erst mal nicht nach viel klingt, muss man bedenken, dass in einer Stadt mit chronischer Wohnungsknappheit wie San Francisco jeder Wohnraum wichtig ist.
Auch bei den angebotenen Einzel- oder Gemeinschaftszimmern, immerhin ein Drittel aller Angebote, sieht es nicht viel besser aus, da sich viele in sogenannten Hacker-Hostels befinden. Also Appartements, die als Schlafplatz und Anlaufstelle für Leute dienen, die in die Tech-Industrie einsteigen wollen.
Wie oft und von wem?
Die Frage, wie oft eine Wohnung, ein Zimmer oder ein Haus vermietet wird, konnte Connotate nicht genau ermitteln, da die Daten der Vergangenheit natürlich auf den Airbnb-Servern abseits der Öffentlichkeit lagern. Doch anhand der hinterlassenen Nutzerbewertungen lässt sich zumindest eine Schätzung erstellen. Diese ist allerdings eher geringer als der eigentliche Wert, da längst nicht alle Nutzer Bewertungen hinterlassen. Demnach hatten zwei Drittel der Angebote weniger als 10 Bewertungen, was sich mit der von Airbnb portraitierten gelegentlichen Nutzung deckt. Ein Viertel der Angebote hatte zwischen 11 und 50 Bewertungen, was bedeutet, dass viele von ihnen in den wenigen Jahren, die sie existieren, ungefähr zwei Mal pro Monat vermietet werden. Viel gravierender sind allerdings die 6,4 Prozent der Angebote, die mehr als 50 Bewertungen aufweisen.
Auch die Frage wer anbietet macht klar, dass es einige Anbieter gibt, die mehr als ein Angebot in ihrem Portfolio haben – 13,6 Prozent um genau zu sein, was 513 Anbieter sind. Diese haben immerhin fast ein Drittel aller Angebote unter ihrer Kontrolle – Die Top 10 Anbieter verwalten dabei 248 Angebote.
Die Firma wächst, der Druck steigt
Diese Zahlen machen deutlich, wie groß der Einfluss auf den Wohnungsmarkt ist, vor allem wenn man sie in dem Kontext des Airbnb-Wachstums betrachtet. Innerhalb der letzten zwei Jahre hat sich die Anzahl der Angebote fast verdreifacht. Der Wert des Unternehmens wird derzeit auf 10 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Derzeit versucht San Francisco dem Problem der steigenden Dauervermietung durch Dienste wie Airbnb Herr zu werden. Das Unternehmen hat bereits eingewilligt ab dem Sommer die in San Francisco üblichen 14 Prozent Steuern zu zahlen, die sonst für Hotels anfallen. Dies alleine wird dem Wohnungsmarkt aber herzlich wenig helfen. Gegen eine Hotel-ähnliche Regulierung der Angebote hat sich das Unternehmen ausgesprochen, da die Anbieter als „micro entrepeneure“ auftreten und entsprechend anders behandelt werden sollten, als Hotels. Airbnb wird allerdings nicht lange drum herum kommen Eingeständnisse zu machen, denn der Druck in Städten wie San Francisco steigt aufgrund des Wohnraummangels doch gewaltig von allen möglichen Seiten an.
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Schlagwörter: Airbnb, digitalisierung, Disruption, San Francisco, Wohnung
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