Seit Dezember stechen die erste Early Access-Spieler im MMORPG ATLAS in See. Bis zu 40.000 Spieler zugleich, sollen die riesige Welt erkunden können. Bislang feiert das Spiel hohe Spielerzahlen, muss jedoch auch ordentlich Kritik einstecken. Lediglich 32 Prozent der Nutzer-Reviews sind derzeit positiv. Dabei stecken hinter dem ambitionierten Spiel erfahrene Early Access-Entwickler. Diese waren bereits für den Steam-Hit ARK: Survival Evolved verantwortlich.
Neuerdings steht der Entwickler jedoch vor einem Problem, auf das sie auch die langjährige Erfahrung mit ihrer Survival-Sandbox nicht vorbereiten konnte. Offenbar entwickeln sich im Spiel starke Spannungen zwischen Nationalitäten. Vor allem zwischen Chinesen und westlichen Spielern, vorwiegend aus den USA, spitzt sich die Situation zu.
Was passiert da gerade?
Schon kurz nach Release fing der Konflikt an. Vor allem westliche Spieler beschwerten sich darüber, dass koordinierte Teams aus China bewusst Jagd auf kleinere und unerfahrene Gruppen machen würden. Außerdem gab es immer wieder Beschwerden, chinesische Spieler würde übermäßig viel cheaten.
Mittlerweile wird der Unterschied der Zeitzonen von beiden Seiten massiv ausgenutzt. Während die einen vorwiegend schlafen, schlagen die anderen mit aller Härte zu. Doch der Streit eskaliert bereits über die Spielebene hinaus. Im Subreddit zum Spiel, sahen sich die Moderatoren beispielsweise gezwungen eine Null-Toleranz-Politik gegen den verstärkten Rassismus aufzufahren.
Über Reddit wurden unter anderem auch Begriffe ausgetauscht, mit denen man besonders gut das chinesische Zensursystem triggern soll. China ist bekannt für eine sehr strenge Überwachung des Spielemarkts. Mit bestimmten Begriffen im Chat, versucht man das Überwachungssystem auf den Plan zu rufen und damit Verhaftungen chinesischer Spieler zu initiieren.
Nicht das erste Spiel mit Problemen
Völlig neu sind Feindschaften in Spielen nicht. In MMORPGs mit starkem PvP-Fokus entstanden seit jeher Gilden, die ihren Spielspaß daraus zogen, andere Spieler so lange zu töten, bis ihnen der Spaß am Spiel vergeht. Feindschaften über die spielerische Ebene hinaus waren die Folge. Beim Onlinespiel Pokémon GO kam es mitunter sogar zu Handgreiflichkeiten. Das Handyspiel kombiniert die reale Umgebung mit dem Spiel, weshalb man seinen Gegenspielern auch real über den Weg lief.
Spannungen durch nationale Zugehörigkeit sind ebenfalls kein Novum. Chinesische Spieler gelten auch beim Battle Royale-Shooter PUBG als potentielle Cheater. Laut Entwickler stammen offenbar 99 Prozent aller Cheats aus dem Reich der Mitte. Auf Forderung der Fans führte PUBG einen Region-Lock ein, um chinesische Spieler von den europäischen und amerikanischen Servern fern zu halten. Die Spieler waren allerdings auch damit nicht zufrieden, da die freie Server-Auswahl dem eingeschränkten Spielerpool zum Opfer fiel.
Ein neues Ausmaß
Trotz aller bisherigen Anfeindungen in Computerspielen, scheint das Problem in ATLAS besonders stark zu sein. Daran ist unter anderem die Dimension des Spiels Schuld. So macht es schon einen Unterschied, ob bei PUBG 100 Spieler ums alleinige Überleben kämpfen oder eine Onlinewelt bis zu 40.000 Spieler zugleich beherbergt. Außerdem gibt es bislang keinen asiatischen Server, wie es in vielen anderen Spielen der Fall ist.
Hinzu kommt bei den chinesischen Gilden ein ausgeprägtes Organisationstalent. Westliche Gilden tun sich oft schon schwer 100 Spieler zu vereinen, ohne dass sie an internen Streitigkeiten auseinanderbrechen. Chinesische Gilden (oder im Falle von Atlas Clans) vereinen hingegen oft mehrere hundert Spieler.
Das Spiel ist noch lange nicht fertig
Bei allen Problemen, die ATLAS derzeit hat, darf man aber nicht außer Acht lassen, dass das Spiel vor nicht einmal einem Monat in den Early Access gestartet ist. Viele Onlinespiele geraten selbst beim finalen Release in Schwierigkeiten. Sogar bei einem World of Warcraft muss man an Tagen größerer Updates mit Problemen rechnen.
Early Access-Spiele sind anfangs in frühem Entwicklungsstadium. Der frühe Zugang sichert eine erste Finanzierung und lässt Spieler zugleich an der Weiterentwicklung teilhaben. Die Probleme die nun entstehen, werden also sicherlich in der weiteren Entwicklung Beachtung finden. Solche Szenarien ergeben sich erst, wenn man eine große Spielerschaft testen lässt. Grapeshot Games sollte sich mit deeskalierenden Maßnahmen allerdings nicht zu viel Zeit lassen – irgendwann verlassen die Spieler sonst das sinkende Schiff.
Image by Grapeshot Games / Steam
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Schlagwörter: Atlas, Clans, Gilden, MMORPG, Piratenspiel, Rassismus, Streitigkeiten