Die Netzpiloten feiern 15 Jahre Expeditionen in den Cyberspace und fragen prominente Wegbegleiter nach ihrem denkwürdigsten Erlebnis der digitalen Revolution. – Heute den Geschäftsführer des BCH Business Clubs Hamburg, Peer-Arne Böttcher.
Mein persönlich beeindruckendster Moment aus der digitalen Revolution? Das waren 127 Tage im Jahr 2000. Sie sind mit einem ganz besonderen Namen verbunden: „Jackie Strike“. Die Erinnerung an diese Zeit löst noch heute ein Breitband-Grinsen bei mir aus.
Jackie Strike war die erste virtuelle Präsidentschaftskandidatin der Welt. Der medialen und menschlichen Evolution vorauseilend avancierte sie im US-amerikanischen Wahlkampf (George W. Bush vs. Al Gore) zu einem internationalen Star. Als sie am Independence Day ihren Hut in den Ring warf, übertrug sogar CNN.
Jackie war die erste Politikerin, die die Möglichkeiten des Internets, das für manchen damaligen Zeitgenossen noch Neuland war, vollends ausschöpfte. Während sich ein gewisser Barack Obama bei den Vorwahlen der Demokratischen Partei für das Repräsentantenhaus eine blutige Nase holte, setzte Jackie bereits Maßstäbe: Sie war smart, modern, dynamisch, und im Gegensatz zu ihren Kollegen war sie auch erreichbar – rund um die Uhr. Denn Jackie war ein Avatar und sogar in der Lage, selbständig TV-Interviews zu geben.
Als überzeugte Demokratin ließ Jackie jeden ihrer Wähler über das Internet zu Wort kommen. Sie legte großen Wert auf Interaktion. So motivierte sie ihre schnell wachsende Anhängerschaft mit einer beispiellosen eMail-Kampagne, in deren Folge der erfolgreichste Volunteer zum Vize-Präsidenten nominiert werden sollte.
Letztlich machte George W. Bush das Rennen und Jackie scheiterte. Sie wurde nicht für die Stimmzettel zugelassen. Die Machthaber in Washington schienen sich vor dieser offenherzigen und ehrlichen Frau („I did inhale“) aus dem Cyberspace zu fürchten. Ich bin noch heute überzeugt: zu Recht. Oder, um es mit den Worten von Jackie’s abschließenden Worten zu sagen: „My time will come“.
Jackie Strike war eine Guerilla-Kampagne der Böttcher Hinrichs AG und weiterer Partner in den USA. Auch die Netzpiloten hatten als Gesellschafter der gemeinsamen „Jackie for president GmbH“ maßgeblichen Anteil an Jackies Erfolgen. Die ganze Geschichte von Jackie Strike steht HIER:.
Zur Person: Peer-Arne Böttcher (*1976) ist Gründer und Geschäftsführer des Business Club Hamburg. Seit 2002 ist er zudem mit einer eigenen Beteiligungs- und Beratungsfirma aktiv und gibt seine Erfahrungen im „Beziehungsmanagement“ weiter (www.peer.de).
Davor initiierte er mit Wahlkampf98 und politik-digital.de zwei erfolgreiche Internetprojekte. politik-digital wurde unter anderem mit dem Europrix und dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Im US-amerikanischen Wahlkampf des Jahres 2000 sorgte seine Firma mit der ersten rein digitalen Präsidentschaftskandidatin „Jackie Strike“ für Aufsehen.
Bereits während der Schulzeit schrieb Böttcher für verschiedene Tages- und Wochenzeitungen. Bis heute hat er über 100 nationale und internationale Firmen in Fragen der Unternehmenskommunikation beraten.
Peer-Arne Böttcher ist verheiratet und lebt mit seiner Frau und den gemeinsamen vier Kindern in Hamburg.
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Schlagwörter: 15 Jahre, Business Clubs Hamburg, Internet-Story, Jubiläum, Peer-Arne Böttcher