Kann so etwas wie das virale Journalismus-Projekt BuzzFeed auch in Deutschland funktionieren? Bald werden wir es wissen, doch schon jetzt gehen einige Experten fest davon aus. Noch in diesem Jahr kommt BuzzFeed nach Deutschland (Hat jemand Lust erster Chefredakteur/-in der deutschen Ausgabe zu werden?) und wird in diesem vor allem von traditionellen Zeitungsverlagen geprägten Land viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen, denn zur Zeit versteht es wohl weltweit kaum ein anderes Medium so gut, das von sozialen Netzwerken geprägte Internet für seine Vorstellung von Journalismus zu nutzen. Anfang Februar wurde ich zusammen mit Frank Schmiechen und Marcel Hollerbach vom KB Magazine gefragt, ob BuzzFeed auch in Deutschland erfolgreich sein könnte, was wir drei Befragten einstimmig bejahten: „Social-Media-getriebener Journalismus à la BuzzFeed hat auch in Deutschland eine Zukunft„.
„Das Konzept von BuzzFeed ist nicht neu; einige Medien praktizieren schon heute eine auf größtmögliche Viralität ausgerichtete Strategie. Auch Native Ads sind Alltag in deutschen Online-Medien, nur eben nicht bei den auf Papier existierenden Traditionalisten. Revolutionär an BuzzFeed sind aber zwei Entwicklungen, die so in Deutschland noch nicht zu beobachten sind: 1. es gibt keine Schreckensmeldungen auf BuzzFeed, sondern so gut wie nur Meldungen, die man liken bzw. teilen möchte und 2. die absolute Kontrolle der Berichterstattung durch Algorithmen. Der erste Punkt wird meines Erachtens nicht von Medien kopiert werden, die einen Anspruch an ihre Berichterstattung haben. Wie stark diese Beiträge geteilt werden, hängt von der Verbreitung sozialer Netzwerke in Deutschland ab und ob deutsche Leser kuratieren und teilen oder nur konsumieren wollen. Der zweite Punkt ist schon interessanter, denn er stellt meines Erachtens den Knackpunkt im digitalen Journalismus dar. BuzzFeeds Top-Mathematiker Ky Harlin berechnet Viralität, seine Ergebnisse nehmen direkten Einfluss auf die Artikel der Redaktion. Hier siegt der Kopf (“berechnete Viralität”) über das Bauchgefühl (“Das ist wichtig!”), um bei den Lesern an das Bauchgefühl (“25 peinliche Busenblitzer und Höschenrutscher”) und nicht an den Kopf (“25 Lügen im Koalitionsvertrag”) zu appellieren. Die Erfolge der digitalen BILD-”Zeitung” lassen vermuten, dass auch BuzzFeed seinen Platz in Deutschland finden wird, wenn auch weniger beeindruckend als in den USA.„
Image (adapted) „TCDNY2013“ by TechCrunch (CC BY 2.0)
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Schlagwörter: Buzzfeed, deutschland, Frank Schmiechen, journalismus, Marcel Hollerbach, Social Media, Tobias Schwarz