Viele Firmen tun sich schwer im Umgang mit Blogs. Warum sich Corporate Blogging lohnt und wie die ersten Schritte in der Blogosphäre leichter fallen, erklärt Blogpilot Mario Donick. Ein Ratgeber für Firmenblogger. Teil 1: Warum bloggen?
Corporate Blogging, also Weblogs aus Unternehmenssicht, ist für die meisten Entscheidungsträger in Unternehmen und größeren Organisationen noch immer ein unbekanntes Territorium. Sofern dort Blogs überhaupt bekannt sind, scheint Angst vor der Offenheit und Reichweite des Mediums Grund für die Scheu zu sein. Was, wenn die Leser des Blogs negative Kommentare schreiben, die dann auch noch von Google gefunden werden? So etwas darf nicht sein!
Auf der anderen Seite, bei unabhängigen Bloggern, gibt es manchmal andere Vorbehalte. Ein Blog, das von einem Unternehmen anstatt einer Privatperson geführt wird, kann doch nur niederen Profitzwecken dienen und sollte deshalb nicht ernstgenommen werden.
Zwei Sichtweisen also – und beide überspitzt dargestellt. Es gibt durchaus gute Firmenblogs, weltweit und auch in Deutschland – und die haben auch ihre Leser. Der erste Teil unseres Leitfadens für Einsteiger erklärt, was dahinter steckt.
Was ist ein Blog?
Das, was Sie hier gerade lesen, das ist ein Blog oder Weblog. Auch das, das und das hier sind Blogs.
Wenn Sie sich die Mühe gemacht haben, die unterschiedlichen Links aufzurufen, werden Sie gesehen haben, dass es sich um Internet-Seiten mit verschiedenen Themen handelt. Das Vorurteil, dass Weblogs in erster Linie Internet-Tagebücher persönlicher Färbung sind, wurde durch die gewählten Beiträge widerlegt. Stattdessen wurde eine recht große Bandbreite deutlich, bei der auch Firmen-Weblogs ihren Platz haben.
Allen Blogs gemeinsam ist die formale Struktur. Die auf der Website angezeigten Artikel sind mit Überschrift und Datum versehen, und unter ihnen finden sich häufig Kommentare und mysteriöse Ausdrücke wie „Permalink“, „Pingback“ u. ä. Wichtig ist, zu verstehen, dass die Struktur – obwohl sie tatsächlich an ein Tagebuch erinnert – mit Inhalten aller Art gefüllt werden kann. Ein Weblog gleicht so einem Content Mangement System, kann auch als solches genutzt werden, ist dabei aber wesentlich einfacher, schneller und spontaner zu bedienen.
Am wichtigsten: Blogs erlauben beidseitige Kommunikation. Dies ist etwas, über das Sie sich unbedingt klarwerden sollten. Wenn Sie ein Blog schreiben wollen, müssen Sie damit rechnen, Kommentare zu erhalten – positive Rückmeldungen, aber auch negative und manchmal sogar böswillige Botschaften. Jeder kann auf Ihre Beiträge reagieren. Zwar ist es möglich, die Kommentarfunktion abzuschalten, die Blogosphäre sieht es aber nicht gern: Blogtypische Offenheit hingegen wird respektiert.
Was sollen wir damit?
Aufgrund der zunächst vorhandenen thematischen Ungebundenheit kann ein Blog auch dazu genutzt werden, Ihr Unternehmen nach außen darzustellen. Sie können neue Produkte vorstellen, Unterhaltsames aus dem Firmenalltag präsentieren, fachliche Informationen und nützliche Tipps geben oder auf mögliche Kritik angemessen und auf Augenhöhe mit den Kritikern reagieren.
Indem Sie Ihr Weblog nicht nur zur Werbung nutzen, sondern Ihren Kunden wirklichen Mehrwert bieten, haben Sie die Chance, die Bindung Ihrer Kundschaft und potenziellen Kundschaft an Ihr Unternehmen zu steigern. Sie kommen nicht mehr nur zu Ihnen, um ein Produkt zu kaufen oder einen Dienst in Anspruch zu nehmen – sie kommen zu Ihnen, weil Sie interessant sind. Dadurch bleiben Sie in positiver Erinnerung und im Idealfall zahlt sich das auch in Ihrem Hauptgeschäftsfeld aus.
Gerade der Umgang mit Kritikern kann von großer Bedeutung sein. Krisenkommunikation alten Stils ist in der heutigen vernetzten Welt nicht mehr effektiv. Angenommen, Ihr Produkt oder Ihre Firma wird – vielleicht sogar zu Unrecht – in einem Weblog heftigst kritisiert. Es ist durchaus möglich, dass die klassischen Massenmedien davon Notiz nehmen. (Blogger Robert Basic hat eine Liste solcher Fälle zusammengestellt.)
Die Standardantwort eines Großunternehmens wäre, mit Hilfe ihrer Marketing- und Kommunikations-Profis den Anschuldigungen durch wohlüberlegte Aussagen in Pressemitteilungen oder auf Ihrer offiziellen Firmen-Website entgegen zu treten. Zumindest in der Blogosphäre verbreitet sich Kritik aber wie ein Lauffeuer, wobei unabhängigen Blogs mehr Glaubwürdigkeit zugeschrieben wird als den Beteuerungen Ihrer PR-Abteilung.
Wenn Mitarbeiter Ihrer Firma aber selbst in der Blogosphäre unterwegs sind, wenn sie also selbst Blogs lesen und schreiben, können Sie dem Problem nicht nur viel schneller begegnen, sondern auch glaubwürdiger. Anstatt anonym wirkende Statements abzugeben, stellen Sie sich der Kritik auf Augenhöhe – von Blogger zu Blogger.
Dabei versteht es sich von selbst, wie wichtig es ist, offen und aufrichtig zu handeln. Dazu gehört auch, Fehler zuzugeben anstatt sie zu verstecken. Wenn Sie Ihre Kunden und Leser mit Respekt behandeln, werden Sie überrascht sein, wie viele Unte.rstützer Sie im Netz finden
Erste Schritte
Neugierig geworden? Der nächste Schritt wäre, diejenigen Blogs zu identifizieren, die sich mit Ihren Themen beschäftigen. Dort können Sie entweder zunächst nur mitlesen, oder sich gleich in die Diskussion einmischen.
Vielleicht wollen Sie erstmal nur andere Blogs lesen, um ein Gefühl für das Medium zu erhalten. Falls Bloggen für Sie persönlich nicht das Richtige ist, zwingen Sie sich nicht. Um selbst erfolgreich als Autor zu agieren, sollte ein gewisser innerer Drang zum Schreiben schon vorhanden sein, sonst geht Ihnen nach kurzer Zeit die Luft aus. Aber vielleicht haben Sie ja unter Ihren Mitarbeitern jemanden, der sich schon länger mit dem Thema beschäftigt. Hören Sie sich einfach mal um…
Im zweiten Teil unseres Ratgebers für Corporate Blogging erfahren Sie, welche Tools Sie benötigen, um die ersten schritte zu unternehmen.
Weiterführende Links:
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Schlagwörter: Anfänger-Guide, blogosphäre, corporate-blogging
14 comments
„Indem Sie Ihr Weblog nicht nur zur Werbung nutzen“ …
in einem corporate blog darf der leser in keinem fall den eindruck bekommen, dass es irgendwelchen werbezwecken dient, sonst verliert es seine glaubwürdigkeit.
@tobe:
Die von mir verwendete Ausdrucksweise ist vielleicht etwas unpräzise. Aus Produzentensicht wird man das Corporate Blog letztlich und vorwiegend aus Gründen der PR nutzen – das habe ich mit „Werbung“ gemeint, was zugegeben etwas schwammig ist. Danke für den Hinweis.
omg.. good work, brother
sehr guter beitrag.daumen hoch!