In den beiden ersten Teilen des Anfänger-Leitfadens wurde immer wieder auf die Bedeutung von Ehrlichkeit und Offenheit beim Bloggen hingewiesen. Der letzte Teil unserer Serie erklärt, warum Authentizität so wichtig ist und was dazu nötig ist.
Um diese Frage zu beantworten, sollte man sich an die Geschichte der Nutzung dieses Mediums erinnern. Die ersten Blogs – und die Masse aller heute existierenden – wurden von Privatpersonen eröffnet. Die Motive sind unterschiedlich, doch betonen Blogger von je her ihre Unabhängigkeit. In den Augen vieler Blogger sind es Blogs, die Probleme aufdecken. „Watchblogs“ wie das BILDblog beobachten die großen Medien und machen auf Fehler und unseriösen Journalismus aufmerksam. In anderen Blogs wird gegen scheinbar skrupellose Unternehmen „gekämpft“. Wieder andere Blogger hinterfragen mit der Vehemenz von Verschwörungstheoretikern das politische System.
Diese – manchmal an Paranoia grenzende – Skepsis gegenüber großen Organisationen und Institutionen dürfte eine der Hauptursachen für das Misstrauen sein, das kommerziell angelegten Blogs oftmals aus der Community entgegenschlägt. Die Kommerzialisierung droht, dem einstmals Besonderen seinen Reiz zu entziehen.
Für Sie heißt das: Je „mächtiger“ Ihr Unternehmen erscheint und je bekannter es ist, umso stärker rückt Ihr Blog-Projekt in den Fokus der Skeptiker. Treue Leser werden Sie erst finden, wenn Sie gezeigt haben, dass Sie mit dem Blog nicht nur Marketing unters Volk streuen wollen. Statt Eigenwerbung sollte Ihre Motivation sein, etwas Spannendes, Hilfreiches oder Unterhaltsames mit Ihren Lesern und Kunden zu teilen. Und erst, wenn Sie gezeigt haben, dass Sie mit berechtigter und unberechtigter Kritik gleichermaßen umgehen können, wird Ihnen der Respekt der Blogosphäre zuteil.
Die folgenden 14 Hinweise sind aus der Erfahrung als Leser und Autor entstanden. Es sind nur Ratschläge – sie sind nicht allgemeingültig, könnten aber hilfreich sein.
Was Sie tun sollten …
1. Aktualisieren Sie Ihr Blog regelmäßig. Wenn Sie nur alle paar Wochen etwas Neues zu bieten haben, werden Sie kaum Leser binden können.
2. Schreiben Sie spannend und lebendig. Ihr Blog ist keine dröge Unternehmenszeitschrift und kein Wirtschaftsmagazin.
3. Seien Sie Sie selbst. Sie schreiben zwar für ein Unternehmen, aber Sie sind nicht sein Pressesprecher. Sie haben eine persönliche Meinung und im Blog können Sie diese auch einfließen lassen.
4. Seien Sie offen. Wenn etwas schief läuft und im Netz wird darüber gesprochen, versuchen Sie nicht, die Sache unter den Teppich zu kehren. Ein „Tut uns leid, es ist blöd gelaufen, aber wir arbeiten daran“ ist wesentlich sympathischer als Leugnen.
5. Lassen Sie sich von harschen Worten nicht aus der Ruhe bringen. Im Internet treiben sich auch eine Menge Verrückter rum. Wenn jemand in Ihrem Blog Unsinn veranstaltet, sperren Sie nicht gleich die Kommentarfunktion. Es gibt konfigurierbare Spamfilter, und Sie sollten nicht die selbstregulierende Kraft einer starken Community unterschätzen.
6. Lassen Sie sich auch bei berechtigter Kritik nicht aus der Ruhe bringen, gehen Sie offen und ehrlich damit um.
7. Lesen Sie andere Blogs und kommentieren Sie darin. So werden Sie verstärkt wahrgenommen und gewöhnen sich an den Umgang mit der Blogosphäre. Zudem können Sie sicherlich noch das eine oder andere lernen.
Und was besser nicht
8. Nutzen Sie Ihr Blog nicht als Kanal für offizielle Unternehmensverlautbarungen. Stellen Sie keine langweiligen Pressemitteilungen ein. Statistiken, die Ihre Erfolge zeigen, aber wenig Ausstrahlung haben gehören nicht ins Blog. Das gleiche gilt für Produkt- und Leistungsübersichten.
9. Wenn Sie bloggen lassen: Kontrollieren Sie die Blogeinträge nicht ständig. Wenn Chefs ihre Mitarbeiter bloggen lassen, neigen sie manchmal dazu, Blogeinträge vor der Veröffentlichung zu überprüfen als wären es Pressemeldugnen. Solche Kontrolle erstickt die Motivation und den kreativen Umgang mit dem Medium.
10. Schreiben und kommentieren Sie nicht unter Pseudonym. Wenn Sie in anderen Blogs Dinge über sich lesen, mit denen Sie nicht einverstanden sind, gehen Sie offen auf die Autoren zu. Machen Sie – etwa bei Kritik an Ihren Produkten – bloß nicht den Fehler, einen zufriedenen Kunden zu spielen, der Ihre Produkte verteidigt. So etwas fliegt immer irgendwann auf.
11. Erfinden Sie nichts. Denken Sie sich nichts aus, um sich in besserem Licht darzustellen.
12. Ziehen Sie nicht über die Konkurrenz her. Sie sollen zwar Ihre Meinung vertreten und können Ihr Produkt durchaus gut finden. Wer aber wirklich gut ist, hat es nicht nötig, im gleichen Atemzug Mitbewerber in den Schmutz zu ziehen.
13. Zwingen Sie Leser nicht, sich zum Kommentieren registrieren zu müssen. Der Aufwand einer Registrierung schreckt viele Leute ab. Zudem können Leser den Eindruck gewinnen, Sie wollten ihre E-Mail-Adressen erschleichen. Und das wollen Sie doch nicht, oder?
14. Ist Ihnen ein eigenes Blog zu aufwändig, lassen Sie es lieber ganz sein. Haben Sie das Gefühl, dass die Orientierung an all diesen Tipps Ihrer Unternehmenspolitik zuwiderläuft? Dann gilt: Lieber gar kein Blog als ein langweiliges oder unehrliches.
Fazit
Ziel dieses Leitfadens war es, Ihnen einen realistischen, Chancen und Risiken abwägenden Einblick ins Corporate Blogging zu geben. Bewusst wurden dabei sehr viele Details ausgelassen und manches wurde vereinfacht oder generalisierend dargestellt. Wir hoffen aber, Ihnen trotzdem einen guten ersten Eindruck verschafft zu haben. Es gibt noch zu wenig gute Unternehmensblog im deutschsprachigen Raum.
Vielleicht gehören Sie zu denen, die dies ändern?
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Schlagwörter: corporate-blogging;-firmenblog;-social-web;-web-2.0
3 comments
Vielen Dank, für mich als Blog-Neuling waren das sehr hilfreiche Tipps.
Eine sehr übersichtliche, prägnante Einleitung in das Thema!
Schön!