CULTURE&VIDEO TIPPS vom 1. August

Bei CULTURE&VIDEO geht es heute um darum, dass Aufklärung unterhalten kann – und schön aussehen. Und Protest manchmal schockieren muss. Und um zeitlose Musik.

MUND ZUGENÄHT: open your mouth

Ihr Protest ist drastisch und die öffentliche Aufmerksamkeit sicher: Die Berliner Drag-Queen Barbie Breakout hat sich den Mund zugenäht um gegen die schlimmen Zustände in Russland zu protestieren. Seit einiger Zeit schon sind Schwule, Lesben und andere, die nicht in das klassische Familienbild passen, zunehmender Repression ausgesetzt. Vorläufiger Höhepunkt: ein Gesetz gegen „Homosexuelle Propaganda“. Jeder Hinweis auf Homosexualität in der Öffentlichkeit kann zu empfindlichen Strafen führen. Auf den ersten Blick kommt einem Barbie Breakouts Form des Protestes vielleicht übertrieben vor. Doch die Statements der sich eigentlich als unpolitisch bezeichnenden Aktivistin machen deutlich, was sie antrieb. Sie habe sich hilflos gefühlt angesichts des Leids der russischen Freundinnen und Freunde und der Tatenlosigkeit westlicher Regierungen. Die Wut darüber steht ihr ins Gesicht geschrieben, das kann jeder sehen, der es bis zum Ende des Videos aushält. Respekt.

GUT VERPACKT: Überwachungsstaat – Was ist das?

Ein komplexes Thema in einfachen Worten erklärt, zu schnell live gezeichneten Comicbildchen. Ein schönes Konzept, das aufklärt und gleichzeitig unterhält, wie gemacht für einen viralen Hit in der (böses Wort) Netzgemeinde. So freuen sich auch diejenigen über kluge Pointen, für die die gestellten Fragen nur rhetorisch sind. Sehen sollten es aber vor allen ihre Eltern, Onkel und Nachbarn, die  immer noch glauben, nichts zu verbergen zu haben.

COMIC-ERKLÄRVIDEO IM ORIGINAL: Crisis of Capitalism

Abgeschaut hat sich der Zeichner des Aufklärungsvideos zum Überwachungsstaat die Methode von dem britischen Think Tank RSA (Royal Society for the encouragement of Arts, Manufactures and Commerce). Vor einigen Jahren schon suchten die Macher einen Weg, das bei ihren Vorträgen vermittelte Wissen anschaulich unter’s (Internet-) Volk zu bringen. Ihre schnellen Animationen sind kleine Meisterwerke des Edutainments, der populärste und gleichzeitig tollste Clip „Crisis of Capitalism“, ein Vortrag des renommierten Sozialwissenschaftlers David Harvey hat inzwischen 2,2 Mio. Klicks. Zur Hochzeit des Banken-Crashs demaskierte er Erklärungsmodelle für die globale Krise.

IKONE: Kate Bush Documentary 1980

Kate Bush war immer was besonderes. Für Nachgeborene kaum erklärbar, wie das mit einer elfenhaften Stimme ausgestattete Wesen mit der experimentell wirkenden Musik in kürzester Zeit zum Superstar avancieren und den Sound von Generationen nachfolgender Musikerinnen prägen konnte. Ihre Songs sind sperrig aber einprägsam. Diese Aufnahme ist etwas besonderes, eine Musikdoku des SWF aus dem Jahre 1980 mit schön-schrägen Konzertaufnahmen und tollen Interviewpassagen, die eine verletzliche junge Frau zeigen. So offen hat sie sich später selten geäußert.

wanderte schon früh zwischen den Welten, on- und offline. Der studierte Kulturarbeiter arbeitete in der Redaktion eines schwulen Nachrichtenmagazins im Kabelfernsehen, produzierte Netzvideos und stellte eine Weile Produktionen im Cabaret-Theater Bar jeder Vernunft auf die Beine, bevor er als waschechter Berliner nach Wiesbaden zog, um dort am Staatstheater Erfahrungen im Kulturmarketing zu sammeln. Er baute später die Social-Media-Kanäle der Bayreuther Festspiele mit auf und schoss dabei das erste Instagram-Bild und verfasste den ersten Tweet des damals in der Online-Welt noch fremden Festivals. Seitdem arbeitete er als Online-Referent des Deutschen Bühnenvereins und in anderen Projekten an der Verbindung von Kultur und Netz. 


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