CULTURE&VIDEO TIPPS vom 1. August

Bei CULTURE&VIDEO geht es heute um Demokratie und Propaganda und einen Politiker bei Gloria an der Theke.

JFK HOCHAKTUELL: „The very word „secrecy“ is repugnant in a free and open society“

Zu Recht geistert diese zuvor eher für ihren Aufruf zur Wachsamkeit im Kalten Krieg beachtete Rede John F. Kennedys vom 27. April 1961 zur Zeit durch’s Netz. Vor der ANPA, der Vereinigung der Zeitungsverleger, reagierte Kennedy seinerzeit auf Vorwürfe im Zusammenhang mit der misslungenen Schweinebuchtinvasion. Er malte ein schauriges Bild der Feinde aus dem anderen Block an die Wand: „Our way of life is under attack“. Heute rückt die historische Rede aus einem anderen Grund in den Fokus: Sie ist ein flammendes Plädoyer für die offene Gesellschafft, für Demokratie und Pressefreiheit. John F. Kennedy wagt einen erstaunlichen Rundumschlug, der aktueller nicht sein könnte. Die Abkehr von den Idealen der Gründerväter erklärt er zum Sargnagel der Demokratie. Heute hören sich einige Passagen an, als würde er dem amtierenden Präsidenten ein Zeugnis ausstellen. Setzen. Sechs.

Dabei erinnert Kennedy die Vertreter der Presse  auch an ihre eigene Verantwortung und sagt nebenbei einen Satz, der eingerahmt in jeder Chefredaktion hängen sollte:  „And that is why our press was protected by the First Amendment —the only business in America specifically protected by the Constitution— not primarily to amuse and entertain, not to emphasize the trivial and the sentimental, not to simply ‚give the public what it wants‘ — but to inform, to arouse, to reflect, to state our dangers and our opportunities, to indicate our crises and our choices, to lead, mould, educate and sometimes even anger public opinion. “ (Transkript/Komplettes Aufzeichnung)

KÖSLTICH: So What Happens When You Make A Fake North Korean Propaganda Film?

Sabine bekommt auf einer Reise nach Südkorea eine DVD zugesteckt. Darauf: Mehrere Teile einer Serie von Propgandafilmen des nordkoreanischen Fernsehens. In typischer Tonlage und mit allerlei bunten Bildchen unterlegt, schimpft eine Stimme über die Auswüchse des westlichen Systems, über Vergnügnungssucht, Kaptitalismus und Krieg. Sabine untertitelt die Videos und stellt sie nach und nach bei Youtube online. Ein viraler Hit, wer einmal Ausschnitte aus dem wirklichen Staatsfernsehen gesehen hat, zweifelt nicht an der Echtheit des Materials. Doch je mehr Videos veröffentlicht werden, desto mehr setzt sich das Bild einer perfiden Dekonstruktion des westlichen Lebensstils zusammen. Wer kann schon widersprechen, wenn die kreischenden Hausfrauen bei Oprah als Opfer des Konsumterrors oder Banken als eigentliche Strippenzieher in Washington dargestellt werden? Es kommt wie es kommen muss: Es handelt sich um einen Fake. Der neuseeländische Regisseur Slavko Martinov hat eine abenteuerliche mediale Konstruktion geschaffen. Dass sie funktioniert, zeigen die vielen Kommentare bei Facebook, Youtube und Co. Etliche nehmen das Machwerk für bare Münze, darunter auch der südkoreanische Geheimdienst. Im Interview mit dem Online-Filmmagazin Indiewire spricht der Regisseur über das Projekt. Auf der Webseite ist der ganze Film zu sehen (auf Grund einer Alterssperre kann es zu Zugriffsproblemen kommen. Der komplette Film findet sich auch hier.)

THEKENSCHLAMPE

Gloria Viagra, Berlins größte Drag-Queen, hat ein eigenes kleines Interviewformat im Netz. Schon zum Start vor einigen Wochen wurde hier darauf hingewiesen, doch nach einigen Holprigkeiten zu Beginn hat sich das Format zu einem kurzweiligen kleinen Juwel entwickelt. In der sechtsen Folge ist der grüne Bundestagsabgeordnete Ulrich Schneider zu Gast. Wohl nur Gloria schafft es, ihrem Gesprächspartner so charmant nach dem Glaubwürdigkeitsproblem der Grünen zu fragen und muss dafür sofort vom Lieblingsgetränk des Gastes probieren („Schmeckt wie die Leber meiner Oma“). Köstlich.

 

wanderte schon früh zwischen den Welten, on- und offline. Der studierte Kulturarbeiter arbeitete in der Redaktion eines schwulen Nachrichtenmagazins im Kabelfernsehen, produzierte Netzvideos und stellte eine Weile Produktionen im Cabaret-Theater Bar jeder Vernunft auf die Beine, bevor er als waschechter Berliner nach Wiesbaden zog, um dort am Staatstheater Erfahrungen im Kulturmarketing zu sammeln. Er baute später die Social-Media-Kanäle der Bayreuther Festspiele mit auf und schoss dabei das erste Instagram-Bild und verfasste den ersten Tweet des damals in der Online-Welt noch fremden Festivals. Seitdem arbeitete er als Online-Referent des Deutschen Bühnenvereins und in anderen Projekten an der Verbindung von Kultur und Netz. 


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