Wie viele Veranstaltungen dieses Jahr hat die Coronakrise auch dem deutschen Computerspielpreis einen Strich durch die Rechnung gemacht. Seit 2009 werden auf dem Deutschen Computerspielpreis die Errungenschaften der deutschen Gamesbranche gefeiert und durch saftige Preisgelder und Fördermittel aktiv gefördert. Veranstaltet wird der Preis von „games“ – dem Verband der deutschen Games-Branche, dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur und dem Staatsministerium für Digitalisierung. Auch dieses Jahr konnte er trotz der widrigen Umstände und in Form eines Livestreams stattfinden, bei dem wir Netzpiloten als Medienpartner mit an Bord waren. Ich persönlich finde, diese Form eines Livestreams hat dem deutschen Computerspielpreis gut getan und ihn näher an seine Zielgruppe gebracht.
Der Deutsche Computerspielpreis Moderation
In Sachen Moderation hatte sich der Deutsche Computerspielepreis letztes Jahr in Teilen der Gamer-Community etwas unbeliebt gemacht. Ina Müller, die mir eigentlich als tolle und witzige Moderatorin bekannt ist, ließ sich auf der Abendveranstaltung zu Ehren der deutschen Games-Branche für den ein oder anderen etwas zu platt und klischeebehaftet über Gamer aus. Wie schlimm das nun wirklich ist, sei mal dahingestellt, es stieß jedoch nicht nur auf Anklang. Dieses Jahr punktete die Moderation des Deutschen Computerspielpreis durch das gelungene Zusammenspiel aus der bekannten Moderatorin Barbara Schöneberger und dem YouTuber und „Branchen-Insider“ Nino Kerl. Dieser dürfte vielen durch seinen YouTube-Channel NinotakuTV bekannt sein, auf dem er sich ausführlich mit Animes beschäftigt.
Bei der Moderation des Deutschen Computerspielpreis ergab sich zwischen beiden, wie ich finde, ein sehr schönes Zusammenspiel. Während Barabara Schöneberger keinen Hehl draus machte, dass sie nicht all zu tief in der Games-Branche steckt, konnte Nino Kerl als „Insider“ einen sehr guten Gegenpol schaffen. Dabei dürfte vielen klar sein, wer hier welche Rolle einnimmt. Barbara Schöneberger adressierte klar die älteren Zuschauer, die in Sachen Games vergleichbar bewandert sind wie sie. Nino Kerl ergänzt und holt die jüngeren Games-Affineren Zuschauer ab. Ein Wechselspiel, das offen gespielt wurde und für beide Seiten Spaß gemacht hat. So wurden zu klischeehafte Moderationen auf dem deutschen Computerspielepreis genauso gekonnt vermieden, wie zu tiefgehendes Insider-Wissen.
Der Deutsche Computerspielpreis im Livestream
Auch das Format eines Livestreams hat in meinen Augen für den Computerspielpreis sehr gut funktioniert. So kamen hier die gemütliche Wohnzimmer-Atmosphäre sowie kleinere technische Pannen eher einer Sendung auf RocketbeansTV gleich, als einer schicken Gala mit aufgetakelten Gästen. Ein Format, dass gerade bei jungen und Games-Affinen Zuschauern viel häufiger konsumiert wird als klassisches Fernsehen! Auch Social Media wurde gut in die Übertragung integriert und die Menschen vor den Bildschirmen fühlten sich so mehr miteinbezogen. Livestream wurde hier nicht bloß auf technischer Ebene, sondern auch inhaltlich gelebt und genutzt.
Hinzu kommt, dass die klassische Gala mit vielen Anzügen und vielen Politikern häufig auch an der eher jungen Zielgruppe vorbeigeht. Zwar war der Einfluss der Politik durchaus spürbar – und das ist auch gut so, schließlich ist der Deutsche Computerspielpreis auch eine politische Veranstaltung, doch wirkte alles etwas bodenständiger und angenehmer.
Die Auszeichnungen auf dem Deutschen Computerspielpreis
Neben einer Besprechung des Deutschen Computerspielpreis, wollen wir natürlich die Preisträger des Abends nicht zu kurz kommen lassen. Immerhin wurden gestern Abend insgesamt 590.000 Euro Preisgeld in den verschiedenen Kategorien vergeben. Die Gewinner waren während der Laudatio per Video-Chat zugeschaltet. Das hat in den meisten Fällen gut funktioniert. Für die Gewinner hätte ich mir aber gewünscht, sie noch einmal in schönem Licht auf einer großen Bühne zu sehen. Der Video-Chat konnte die Freude nicht immer so ungefiltert transportieren. Das ist aber nun mal dem Umstand geschuldet, in dem wir derzeit Leben.
Besonders erwähnenswert finde ich meinen persönlichen Lieblingsmoment des Abends. Jan Bubenik einer der Entwickler hinter Lonely Mountains: Downhill schien mit der Auszeichnung für die „Beste Innovation und Technologie“ absolut nicht gerechnet zu haben. Trotz Video-Call waren hier echte Freude und Überwältigung zu sehen. Den größten Preis des Abends für das„Beste deutsche Spiel“ hat übrigens Anno 1800 abgesahnt. Der Echtzeitstrategie-Klassiker setzt auf eine schöne, ruhige Atmosphäre und ein ausgeklügeltes Wirtschaftssystem. Auch bei uns in der Redaktion gibt es den ein oder anderen Anno-Fan.
Hier eine Übersicht aller Gewinner des Deutschen Computerspielpreis:
- Bestes Deutsches Spiel: Anno 1800
- Bestes Familienspiel: Tilt Pack
- Nachwuchspreis: Bestes Debüt: The Longing
- Nachwuchspreis: Bester Prototyp: Couch Monsters
- Beste Innovation und Technologie: Lonely Mountains: Downhill
- Beste Spielwelt und Ästhetik: Sea of Solitude
- Bestes Gamedesign: Anno 1800
- Bestes Serious Game: Through the Darkest of Times
- Bestes Mobiles Spiel: Song of Bloom
- Bestes Expertenspiel: Avorion
- Bestes Internationales Spiel: Star Wars Jedi: Fallen Order
- Bestes Internationales Multiplayer-Spiel: Apex Legends
- Spielerin/Spieler des Jahres: Gob b
- Bestes Studio: Yager Development
- Sonderpreis der Jury: Foldit
- Publikumspreis: The Witcher 3: Wild Hunt (Switch) (Provisionslink)
Fazit: Ein schöner Spagat zwischen Politik und Gamern
Alles in Allem lässt sich festhalten, dass der Deutsche Computerspielepreis dieses Jahr eine schöne Veranstaltung auf die Beine gestellt hat. Hier ist der Spagat zwischen der Politik und damit potentiellen Förderern und der Szene gut gelungen. Für jeden war etwas dabei. In meinen Augen passt das lockere Livestream-Format viel besser zu dem Preis als eine klassische Gala. Allerdings täte ein Publikum dem Ganzen natürlich auch gut. Hoffen wir mal, dass sich die Lockerheit nächstes Jahr in einer Preisverleihung vor Publikum stattfindet.
Titelbild von Blue Byte via IGBD.com
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Schlagwörter: Deutscher Computerspielpreis, games