Die Digitalisierung ist seit geraumer Zeit in vollem Gange und bringt für die Menschen viele Annehmlichkeiten mit sich. Auch zahlreiche Erledigungen, für die früher Behördengänge notwendig waren, lassen sich mittlerweile bequem online erledigen. In diesem Artikel erklären wir, was nötig ist, um Amtsgänge digital durchzuführen und geben Beispiele für Angelegenheiten, dir ihr vom heimischen PC aus oder mit dem Smartphone erledigen könnt.
Onlinezugangsgesetz und Online-Ausweis
Die Bundesregierung hat ein Gesetz zur Verbesserung des Onlinezugangs zu Verwaltungsleistungen (Onlinezugangsgesetz, OZG) erlassen, das Bund, Länder und Kommunen dazu verpflichtet, ihre Verwaltungsleistungen bis Ende 2022 auch online anzubieten. Insgesamt handelt es sich um fast 600 Dienstleistungen, die digitalisiert werden sollen. Die Umstellung ist in vollem Gange, welche Verwaltungsleistungen bereits online durchführbar sind, unterscheidet sich aber von Region zu Region und Kommune zu Kommune. Für die meisten dieser Leistungen ist der sogenannte Online-Ausweis erforderlich, der dazu dient, sich online mit dem eigenen Personalausweis zu identifizieren.
Bei Personalausweisen, die nach dem 15.07.2017 ausgegeben wurden, ist die Onlinefunktion automatisch aktiviert, bei älteren Ausweisen lässt sie sich nachträglich kostenlos beim Bürgeramt aktivieren. Um den Online-Ausweis zu nutzen, benötigt man außerdem einen Computer oder noch besser ein nfc-fähiges Smartphone sowie die von der Regierung angebotene AusweisApp2. Beim Identifizierungsvorgang hält man den Ausweis an das Smartphone und gibt eine Pinnummer ein. Seit Ende 2021 gibt es mit der Smart-eID eine noch einfachere Möglichkeit, sich über das Smartphone zu identifizieren.
Was man mit dem Online-Ausweis im Alltag erledigen kann
Bisher wird die Online-Ausweisfunktion von relativ wenigen Menschen genutzt, die Bundesregierung bemüht sich aber, sie beliebter zu machen. Neben Verwaltungsleistungen könnt ihr damit auch Dienstleistungen bei einigen Unternehmen in Anspruch nehmen. Die Deutsche Post bietet euch zum Beispiel die Möglichkeit, euch mithilfe des Online-Ausweises beim Postident-Verfahren zu identifizieren. Alternativ müsst ihr euch dort per Videochat identifizieren, was etwas umständlicher ist. Beim Handyanbieter Vodafone könnt ihr mit dem Online-Ausweis außerdem eine neue Sim-Karte aktivieren. Etliche Banken, wie etwa die Comdirect, bieten die Möglichkeit, Konten und Depots mithilfe des E-Persos durchzuführen. Die Identifizierungsmethode ist für den Verbraucher nicht nur bequemer, sie beschleunigt auch die Legitimationsprüfung. Längere Wartezeiten bis zur Nutzbarkeit von Depots und Konten entfallen somit.
Ebenfalls praktisch ist der Online-Ausweis für den Abschluss von Versicherungen. Verbraucher können sich online für ein Versicherungsprodukt entscheiden und direkt mit dem Anbieter einen Vertrag abschließen – ganz ohne das Herunterladen, Ausfüllen und Verschicken von Formularen. Das erleichtert nicht nur Verbrauchern und Unternehmen das Leben, es ist auch noch ganz im Sinne eines papierlosen Büros nachhaltig und umweltschonend. Des Weiteren dient der Online-Ausweis vielerorts als Altersnachweis, zum Beispiel in Online-Shops. Bestellt ihr dort Waren, die erst an Personen ab 18 Jahren abgegeben werden, bestätigt ihr so zuverlässig euer Alter. Früher war es noch deutlich komplizierter, bei Internetbestellungen einen Altersnachweis zu erbringen. Auch für die Anmeldung in Foren und Chatrooms könnt ihr den Online-Ausweis nutzen – dabei werden in der Regel weder Name noch Adresse an den Chatbetreiber übermittelt.
Dienstleistungen rund ums Auto online erledigen
Möchtet ihr ein Wunschkennzeichen reservieren oder euer neues Auto zulassen? Auch das könnt ihr mittlerweile bequem online erledigen. Ein Großteil der Zulassungsstellen in Deutschland bietet die Möglichkeit, die Erstzulassung eines Fahrzeugs oder auch die Umschreibung auf einen neuen Halter online durchzuführen. Dies gilt soweit aber nur für allgemeine Kennzeichen, wenn ihr Saisonkennzeichen oder E-Kennzeichen haben möchtet, müsst ihr vielerorts noch immer persönlich bei der Zulassungsstelle vorbeischauen. Voraussetzungen für die Online-Zulassung von Fahrzeugen ist ein Personalausweis mit eID-Onlinefunktion und ein Smartphone mit einer Ausweis-App wie der schon erwähnten AusweisApp2. Des Weiteren müssen Fahrzeugschein und Fahrzeugbrief verdeckte Sicherheitscodes haben, die sich frei rubbeln lassen. Das haben Fahrzeugscheine seit 2015 und Fahrzeugbriefe seit 2018.
Um die Online-Zulassung durchzuführen, meldet ihr euch auf der Internetseite der Zulassungsstelle mit eurem Online-Ausweis an und gebt dann die entsprechenden Daten und Codes in die dafür vorgesehenen Felder ein. Dabei benötigt ihr auch noch die eVB-Nummer eurer Autoversicherung und eure Kontodaten, über die die KFZ-Steuer eingezogen wird. Ist dies soweit erledigt, könnt ihr euer reserviertes Wunschkennzeichen nennen oder euch ein Kennzeichen zuteilen lassen. Abschließend zahlt ihr die anfallenden Gebühren für die Zulassung über eure Kreditkarte, Giropay oder ein andere von der Zulassungsstelle akzeptierte Zahlungsmethode. Anschließend bearbeitet ein Angestellter der Zulassungsstelle den Antrag und ihr erhaltet die Zulassungsbescheinigungen sowie einen Plakettenträger für das Kennzeichen zugeschickt. Jetzt müsst ihr nur noch den Plakettenträger auf das Kennzeichen aufkleben und dieses natürlich an euren Flitzer anbringen, dann seid ihr startklar. Die Abmeldung und Umschreibung von Fahrzeugen funktionieren auf ähnliche Weise.
Weitere Behördengänge mit dem Online-Ausweis
Zwar bieten immer mehr private Unternehmen Dienstleistungen an, die sich mithilfe des E-Persos in Anspruch nehmen lassen, der Großteil der Nutzungsmöglichkeiten umfasst aber Angebote von staatlichen Behörden und Ämtern. In der AusweisApp2 findet ihr eine Liste von Behörden, deren Services die Anwendung unterstützt. Ihr könnt den Online-Ausweis zum Beispiel nutzen, um mal bei der Rentenversicherung vorbeizuschauen und zu gucken, wie hoch die staatliche Rente ist, die euch später erwartet. Wenn ihr gerne mal im Straßenverkehr zu schnell unterwegs seid, ist für euch vielleicht auch ein digitaler Besuch beim Kraftfahrtbundesamt sinnvoll, um euren aktuellen Punktestand in Flensburg zu checken.
Nützlich ist auch, dass der Online-Ausweis Steuerangelegenheiten weiter vereinfacht. Ihr könnt euch damit nämlich direkt auf dem ELSTER Portal einloggen, auf dem ihr wiederum viele Formulare und Anträge digital an das Finanzamt schicken könnt. Der Antrag auf einen Steuerklassenwechsel oder der Antrag auf Lohnsteuer-Ermäßigung sind nur zwei Beispiele. Wenn ihr demnächst einen neuen Job antretet, für den ein polizeiliches Führungszeugnis verlangt wird, könnt ihr dies bei vielen Kommunen online beantragen. Auch Meldebescheinigungen lassen sich vielerorts bereits digital beantragen. Für Studenten interessant ist, dass sie BaFög-Anträge heutzutage online abwickeln können.
Sozialleistungen online beantragen
Egal ob Arbeitslosengeld, Hartz-IV-Leistungen, Wohngeld oder andere Sozialleistungen: Früher musste man zur Beantragung dieser Unterstützungen oft stundenlang in den trostlosen Fluren der Arbeitsämter warten, um dann bei einem Sachbearbeiter vorzusprechen. Inzwischen hat sich aber auch im sozialen Bereich viel getan und die meisten Arbeitsagenturen bieten die Möglichkeit, sämtliche Sozialleistungen online zu beantragen. Musste man früher auf Termine zur Antragsabgabe noch warten, kann man dies nun sofort erledigen. Neben der Antragsstellung kann auf Wunsch auch die Bescheid Erteilung online erfolgen.
Auch Einladungen zu Gesprächen und Stellenangebote kann man sich per Mail schicken lassen. Wer sich online arbeitssuchend meldet, hat die Möglichkeit, direkt seine Abschlüsse und Berufserfahrungen anzugeben, damit die Arbeitsagentur sofort mit der Vermittlung loslegen und passende Stellenausschreibungen vorschlagen kann. Ein persönlicher Kontakt zum Sachbearbeiter ist natürlich nach wie vor möglich – die digitalen Angebote dienen nur zur Ergänzung und Vereinfachung.
Fazit
Die Digitalisierung schreitet weiter mit riesigen Schritten voran und sie ermöglicht es, immer mehr Angelegenheiten digital zu erledigen. Durch das Onlinezugangsgesetz sollte es zumindest theoretisch bis Ende 2022 möglich sein, sämtliche Behördengänge digital durchzuführen. Darüber hinaus bieten auch immer mehr private Unternehmungen die Möglichkeit, Angelegenheiten, für die man früher vor Ort präsent sein musste, bequem von der heimischen Couch aus zu erledigen. Es lohnt sich also, sofern noch nicht geschehen, jetzt mit einem Online-Ausweis die Voraussetzung zur Nutzung dieser zahlreichen digitalen Angebote zu schaffen. Dadurch seid ihr von Öffnungszeiten unabhängig und spart euch viel Zeit und Energie, die ihr für andere Dinge sinnvoller einsetzen könnt. Da sich die digitalen staatlichen Angebote noch von Region zu Region unterscheiden, empfiehlt es sich, mal auf der Webseite eurer Gemeinde vorbeizuschauen, um zu sehen, welche Online-Angebote es bei euch bereits gibt.
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