Tobias Gillen hat ein E-Book über die Verschlüsselung seiner eigener Kommunikation geschrieben. Im Interview erklärt, was ihn dazu bewegte // von Tobias Schwarz
In seinem ersten E-Book „Verschlüsselt! – Wie ich sichere Kommunikation im Netz lernte“ beschreibt Netzpiloten-Autor und freier Medienjournalist Tobias Gillen seinen persönlichen Weg zu verschlüsselten E-Mails, sicherem Online-Shopping und nahezu unknackbaren Passwörtern. Das Buch ist eine lesenswerte Vorlage für alle, die wie Gillen als ahnungslose Anfänger sich das Thema erschließen wollen. Im Interview spricht er sein Experiment, die Idee dahinter und warum er genau über dieses Thema ein Buch geschrieben hat.
Netzpiloten: Worum geht es in deinem Buch „Verschlüsselt! – Wie ich sichere Kommunikation im Netz lernte“?
Tobias Gillen: „Verschlüsselt!“ protokolliert meinen Weg als blutiger Anfänger in die Verschlüsselung. Es ist ein Tagebuch, das auf einer Artikelserie bei euren Kollegen von BASIC thinking fußt. Letztlich versuche ich damit nichts anderes, als Grundlagenklärung zu betreiben. Und das für alle, denen es genauso geht wie mir: Man würde gerne seine Daten besser schützen, blickt aber einfach nicht durch.
Um das zu verdeutlichen, muss man sich nur mal die Wikipedia-Artikel zu den Themen PGP oder S/MIME anschauen. Dann weiß man, dass das Thema Verschlüsselung einfach nicht für Anfänger gemacht ist. Das möchte ich mit dem E-Book ändern und beschreibe in einer Mischung aus Erfahrungsbericht, persönlicher Reportage und Anleitung meinen Weg zu E-Mail-Verschlüsselung mit PGP und S/MIME, einem sicheren Passwort, der Frage, was HTTPS, TLS (SSL) und Co. sind und wie man all das auch auf dem Smartphone von unterwegs aus nutzt.
Wieso hast du dich bei deinem ersten Buch für das Thema Verschlüsselung entschieden?
Das mag jetzt abgedroschen klingen, aber es lag tatsächlich an meinem schlechten Gewissen. Als Journalist habe ich einfach eine Verantwortung gegenüber meinen Auftraggebern, Kontakten und Informanten. Auch wenn E-Mail-Verschlüsselung bislang von nur sehr wenigen Menschen angeboten und praktiziert wird, finde ich, dass ich es wenigstens anbieten sollte.
Hinzu kamen jetzt ganz akut während der NSA-Affäre immer wieder Fragen von Familienangehörigen und Bekannten: Ich als Tech-Blogger, als Medienjournalist, ich sollte doch wissen, wie das alles einfach und schnell funktioniert. „Kannst du uns das nicht mal eben einrichten?“ Die simple Antwort: Nein. Weder mal eben, noch kompliziert und langwierig. Ich konnte es einfach nicht.
Daraus entstand die Artikelserie bei BASIC thinking und aus dem vielen Zuspruch dann letztlich der Schritt, das alles noch mal gebündelt rauszubringen mit Step-by-Step-Anleitungen, die wirklich jeder kapiert.
Du bist ein technisch bewanderter Journalist. Fiel dir der Lernprozess sehr schwer?
Anfangs ja, sogar sehr enorm. Bis ich die ersten Grundlagen von E-Mail-Verschlüsselung verstanden hatte, habe ich hart mit Wikipedia und Google um möglichst simple Erklärungen kämpfen müssen. Doch je mehr ich in das Thema eintauchen konnte, desto einfacher wurde es. Nicht nur, weil das Thema mit zunehmendem Wissen wirklich einfacher wurde, sondern eher, weil die ersten Erfolgserlebnisse motivieren. Irgendwann habe ich gemerkt, dass es mir sogar Spaß macht, mich mit den Themen zu beschäftigen – und dann kann man nicht mehr von einem schweren Lernprozess sprechen.
Wie hast du dich dem Thema genähert? Wo hast du dein Wissen her?
Das ist ein ganz zentraler Punkt in fast jedem Kapitel. Denn, wie eben schon gesagt: Verschlüsselung ist einfach kein Thema für Einsteiger. Ich habe eigentlich fast immer versucht, zuerst bei Wikipedia die Basics zu finden. Also etwa, dass PGP für „Pretty Good Privacy“ steht. Oder dass das „s“ in HTTPS für „Secure“ steht. Danach ging es darum, möglichst viel über das Thema zu lesen – egal, ob ich alles verstehen konnte. Und anschließend habe ich versucht, einfache Erklärungen via Google oder YouTube zu finden.
Meine Recherchemittel und Tools, die ich für nützlich befunden habe, habe ich dann auch ins E-Book gepackt, damit man den Weg auch selbst 1:1 nachverfolgen kann. Hilfreich waren auch die ein oder anderen Telefonate mit Kollegen und Freunden, die in der Thematik schon weiter waren. Aber hauptsächlich kommt mein Wissen aus dem Netz und beruht auf sturer Recherche, die ich dann möglichst einfach weitergeben wollte.
Du hast dein Buch bei Amazon und iTunes veröffentlicht? Warum genau bei diesen beiden Stores?
Ich habe mein E-Book über den Dienstleister XinXii in die Stores gebracht. Dabei ist die Veröffentlichung nicht auf iTunes und Amazon beschränkt, es werden auch noch Weltbild.de, Thalia.de und viele weitere folgen – dort dauert die Distribution allerdings etwas länger. Warum, kann ich allerdings nicht sagen.
Sobald die anderen auch verfügbar sind, werde ich die entsprechenden Links auf der E-Book-Seite nachfügen, um möglichst viele potenzielle Leser anzusprechen. Allerdings sind Amazon (ca. 70 Prozent) und Apple (ca. 18-22 Prozent) ohnehin die wichtigsten Player im E-Book-Markt. Die Frage habe ich aber tatsächlich schon öfter gestellt bekommen. Einer sprach zwecks des Themas von „Realsatire“ – verständlicherweise.
Auf deinem Blog hast du dich für den Preis von 2,99 Euro gerechtfertigt. Wieso?
Ich fand das wichtig. Das Projekt ist sehr transparent, ich werde regelmäßig in meinem Blog darüber schreiben, Zahlen veröffentlichen, Download-Statistiken geben. Da fand ich es wichtig, dass die potenziellen Käufer den Preis einordnen können. Der Aufwand für das E-Book war enorm, daher finde ich 2,99 Euro sehr fair. Zumal es mir nicht wirklich um das Geld geht, ich rechne ehrlich gesagt sogar mit einem Verlust. Mir geht es vielmehr darum, das Thema massentauglich zu erklären – und das aus meiner journalistischen Überzeugung heraus – nicht aus sturer Geldgier. Bei 2,99 Euro bleibt bei mir dennoch eine kleine Aufwandsentschädigung hängen, etwa 1,80 Euro bis 2 Euro und für den Leser stellt der Preis keine große Hürde dar, finde ich.
Du bezeichnest das E-Book als ein Projekt. Ist das jetzt mit der Veröffentlichung abgeschlossen?
Nein, auf keinen Fall! Die Artikelserie wird fortgeführt, ebenso meine Berichterstattung über das Verfassen von E-Books in meinem Blog. Ich bin auf jeden Fall gespannt, in welche Richtung sich das Projekt noch entwickelt. Ich freue mich auch immer sehr über Mails von Lesern, denen ich ggf. bei ihren ersten Gehversuchen helfen kann.
Zudem habe ich gemerkt, dass mir das ganze Projekt trotz seiner Strapazen sehr viel Freude bereitet hat, weil es sehr vielfältig ist. Du musst dich eben nicht nur – wie bei meiner täglichen Arbeit – um Recherche und Schreiben kümmern, sondern auch in ganz andere Bereiche abtauchen. Zum Beispiel musst du das Buch ins richtige Format konvertieren, eine Website sollte her, Ideen fürs Marketing, ein Dienstleister für die einzelnen Shops, und, und, und – die Liste ist lang. Somit kann ich mir gut vorstellen, bald ein ähnliches Projekt noch mal zu starten – dann vielleicht mit weniger Anfängerfehlern und einem neuen Thema.
Tobias Gillen sein E-Book „Verschlüsselt! – Wie ich sichere Kommunikation im Netz lernte“ kann bei Amazon und in iTunes käuflich erworben werden.
Teaser & Image by Tobias Gillen
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Schlagwörter: E-Book, kommunikation, sicherheit, Tobias Gillen, Überwachung, Verschlüsselung
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Viele der Messenger-Apps würden zwar versprechen, sichere Verschlüsselung zu bieten, jedoch nicht konkretisieren, um welche Art der Verschlüsselung es sich dabei handelt, erklärt Brunner. Bei sichergestellter Transportverschlüsselung sei laut dem Sicherheitsberater der Weg der Nachricht vom Sender über den Server zum Empfänger verschlüsselt, die unverschlüsselte Nachricht könne jedoch jeder lesen, der sich Zugang zum Server verschafft. Bei der Nachrichtenverschlüsselung sei auch der Inhalt verschlüsselt. „Der Nachweis, dass wirklich Transport- und Nachrichtenverschlüsselung eingesetzt werden, gestaltet sich als sehr schwierig. Man muss im Fall von Closed Source-Anwendungen dem Anbieter auch vertrauen, dass die Verschlüsselung korrekt umgesetzt wurde“, betont Garbsch.
Sicherheitsspezialist Quelle prophezeit: „Wir gehen davon aus, dass 2014 noch einmal große Stückzahlen bestellt werden.“ Auch wir haben uns das Blackberry Z10 genauer angesehen, allerdings in seiner herkömmlichen Version. In unserem Test machte das Blackberry-Smartphone einen sehr soliden Eindruck und überzeugte mit einem durchdachten Konzept.