In seiner Kolumne beschäftigt sich Nico Lumma mit dem Medienwandel und Kompetenzen die damit einhergehen. Nicht nur im Beruf, sondern auch in der Schule und Familie. Diesmal geht es um die Entwicklung von Facebook.
Facebook feiert diese Tage den 10-jährigen Geburtstag, auch wenn viele Nutzer erst seit der Öffnung Ende 2006 Mitglied werden konnten. Dem Erfolg hat dies keinen Abruch getan, ganz im Gegenteil. Als Netzwerk für Studierende gestartet, fokussierten Mark Zuckerberg und seine Mitstreiter sich zuerst auf die amerikanischen Universitäten mit ihrem Campus-System. Studierende fanden schnell Gefallen an der Online-Variante ihres Zusammenlebens auf dem Campus und kaum 10 Jahre später nutzen weit über 1 Milliarde Nutzer Facebook, selbst in Deutschland sind es weit über 20 Millionen Nutzer.
Für mich ist das Eindrucksvollste an der Entwicklung von Facebook die Kombination von Vision, Geschwindigkeit und Freude am Ausprobieren. Es ist nicht einfach, im laufenden Betrieb eine Kultur das „move fast, break things“ zu etablieren, denn was wir als Nutzer sehen, sind immer wieder neue Ideen, die ausprobiert werden. Quasi an uns. Die Proteststürme, die sich in neuen Facebook-Gruppen manifestieren, sobald eine Änderung umgesetzt wurde, sind legendär. Über die Jahre ist Facebook besser darin geworden, zu kommunizieren, was sie wann warum vorhaben. Aber die Vision der Vernetzung der Menschen wird weiterhin in einer Rasanz umgesetzt, die ihresgleichen sucht. Natürlich rappelt es dabei auch mal im Karton, wie bei der Einführung von Beacon, als über eine Kooperation mit Amazon Freunde einen Einblick in die gerade getätigten Einkäufe bekommen konnten und die Nutzer alles andere als erfreut waren. Aber Facebook macht dies ganz geschickt und ist erfahren darin, vor aller Welt mal eben zurückzurudern und ein Produkt zu ändern oder einzustampfen. Facebook zeigt also auch deutlich, wie sehr Facebook unfertig ist, und versucht, die Nutzer bei den Änderungen mitzunehmen.
Facebook macht viele Fehler, aber sie lernen daraus, und sie lernen in einer Geschwindigkeit, die bei der Komplexität der Aufgabe wirklich erstaunlich ist. Nach 10 Jahren hat Facebook aber erkennbar herausgefunden, wie die Weiterentwicklung zu ausgesteuert werden kann, dass nicht mehr zu vielen Nutzern vor den Kopf gestossen wird. Natürlich klappt nicht alles, wie man an dem Mißerfolg von Poke als Reaktion auf Snapchat sehen kann, aber die Einführung der neuen iPhone App mit dem programmatischen Namen „Paper“ zeigt deutlich die genommene Lernkurve der letzten Jahre. Paper stellt einen Meilenstein im Bereich der Nutzerführung und des Designs für mobile Apps dar und verändert ganz nebenbei die Art und Weise, wie die Nutzer mobil ihr Facebook nutzen werden.
Bei aller berechtigten Kritik an Facebook und ihrer Dominanz im Web, so muss man doch attestieren, dass die Geschwindigkeit der Weiterentwicklung atemberaubend ist. Nach 10 Jahren wirkt Facebook keinesfalls müde, sondern munter wie je zuvor.
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