Vor kurzem haben wir Netzpiloten die RCADIA in Bergedorf besucht. Sozusagen ein kleiner Klassenausflug, den wir nach der zermürbenden Home Office-Zeit bitter nötig hatten. Dort befindet sich gerade ein großes Gaming-Haus im Bau, in dem E-Sport-Enthusiasten, Gaming-Fans und Tech-Interessierte zusammenfinden und ihrer Leidenschaft nachgehen sollen. So eine spannende Entwicklung wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen.
Anlass unseres Besuches war außerdem eine Podcast-Aufnahme mit der Managerin der Unicorns of Love, Vivien Mallant. Das E-Sport-Unternehmen ist nämlich maßgeblich an dem Gaming-Haus beteiligt und hat dort seinen Hauptsitz. Mit Vivien habe ich mich für Tech und Trara über die E-Sport-Industrie unterhalten und mir erklären lassen, wie diese eigentlich funktioniert. Die Folge könnt ihr euch hier anhören.
Was ist das Gaming-Haus in Bergedorf?
Das Projekt RCADIA ist gemeinsam durch die Unicorns of Love und den Hamburger Investor Tomislav Karajica initiiert worden. Im E-Sport sind Gaming-Häuser nämlich Gang und Gäbe, wenn auch nicht in diesem Ausmaß. Für die Unicorns ist es als E-Sports-Organisation natürlich eine traumhafte Gelegenheit, ihren Sitz an einem so aufstrebenden Gaming-Ort zu haben.
Normalerweise leben und trainieren die Spieler einer E-Sport-Organisation gemeinsam in Gaming-Häusern, um sich so besser auf Turniere und Meisterschaften vorzubereiten. Die Idee, die Spieler eines Teams also an einem Ort zu versammeln, ist damit nichts Neues. Die RCADIA treibt dieses Konzept nun aber auf die Spitze. Die Grundlage für das Projekt ist ein ehemaliges Tagungshotel der Telekom. Das bietet mit rund 20.000 Quadratmetern auf neun Etagen eine ganze Menge Platz, um spannende Projekte zu realisieren. Die Fertigstellung des Projekts ist für den 31.12.2022 geplant.
Hier sollen zukünftig verschiedenste Teams verschiedener Organisation gemeinsam leben, trainieren und Bootcamps veranstalten. Aber auch Laien und Fans sollen Zugang zu der Location bekommen. So konnten Fans des Spiels beispielsweise die Weltmeisterschaft in League of Legends im Public Viewing mitverfolgen. Wie praktisch, dass die RCADIA genügend Raum bietet, um auch Partys und Events veranstalten zu können.
Die Zimmer und Unterbringung ist dabei nicht sonderlich teuer. Ein einfaches Hotelzimmer kostet lediglich 49 Euro pro Nacht. Ein noch günstigeres Hostel ist in Planung. Der Bedarf nach einer günstigen Unterbringung für die Spieler ist hoch und üblich in der Branche. Das hat mir Vivien Mallant erzählt. Der Fokus liegt hier eher auf dem Beisammensein und darauf, sich als Team kennenzulernen. Und natürlich muss die richtige Hardware vorhanden sein. Wie ihr euch aber denken könnt, ist die RCADIA auch schon vor der offiziellen Eröffnung bis oben hin voll davon.
Nicht nur für E-Sportler*innen
Aber natürlich werden die 20.000 Quadratmeter nicht nur für die E-Sport-Elite zugänglich sein. Auch für uns Normalsterbliche gibt es die Möglichkeit, das Ganze zu besuchen, dort zu Zocken oder uns einem E-Sport-Coaching zu unterziehen. Das ist toll und ist gerade in einem weiter außen gelegenen Stadtteil wie Bergedorf ein großartige Möglichkeit, um Menschen in die weniger bekannten Gegenden von Hamburg zu locken.
Auch bringt das Gaming-Haus einen gewissen Campus-Charakter mit. So können dort Studierende und E-Sportler*innen wohnen und leben. Wie uns gesagt wurde, wohnen dort auch jetzt schon Menschen dauerhaft.
Besonders der Arcade-Bereich dürfte für viele von euch interessant sein. Da könnt ihr dann verschiedene Titel anspielen, ob alleine, mit Fremden oder mit euren Freunden!
Unsere Redaktion hat darauf einen kleinen Vorgeschmack bekommen und durfte gegeneinander Sim-Racing fahren. Dabei fährt man sehr realistisch simulierte Autorennen und sitzt in einem entsprechenden Stuhl mit Lenkrad und Pedalen. Das ist besonders dann schwierig, wenn man wie ich, keinen Führerschein besitzt. Simracing ist eben ziemlich realistisch gehalten und nicht Vergleichbar mit dem Autofahren in Spielen wie GTA V. Wir hatten aber unseren Spaß, auch wenn wir mit Sicherheit keine Bestzeiten gefahren sind.
Alte BRD trifft E-Sport und Gaming
Derzeit sind die Arbeiten, die unter dem Motto “Pixel by Pixel” sehr transparent kommuniziert werden, in vollem Gange. Das konnten wir vor Ort hautnah miterleben. Mich hat dabei der Kontrast zwischen der Zukunft und der Vergangenheit des alten Tagungshotels besonders fasziniert. Während einige Bereiche, wie die Lobby, schon sehr weit fortgeschritten waren, haben wir andere noch ganz unberührt vorgefunden. Hier sieht man teilweise die alten Tagungsräume, aus denen etwas strahlt, das ich sofort als “den Charme der alten BRD” betitelt habe. Der ist nicht mehr sonderlich Zeitgemäß, steht aber natürlich in einem heftigen Kontrast zu der schillernden Gamer-Ästhetik, die die RCADIA und die Unicorns of Love dem Ort verleihen. Wir sind schon sehr gespannt, wie das Gaming House dann Ende 2022 im finalen Zustand aussehen wird.
Brücke zwischen analoger und digitaler Welt
„Pixel by Pixel“ entsteht gleichzeitig auch das größte digitale Kuntswerk der Welt, als Symbol für die Gaming Community und als Brücke zwischen digitaler und analoger Welt. Das „ProjectPiXXL“ hat nämlich das Ziel, die gesamte Fassade der RCADIA, stattliche 20.000 Quadratmeter, gemeinsam mit bekannten Künstler*innen digital zu gestalten. Dabei hat jede*r die Möglichkeit ab einem Euro Pixel innerhalb des Artworks zu kaufen, sein eigenes Bild hochzuladen und sich so im Gesamtkunstwerk zu verewigen. Jeder dieser Pixel ist mit den genauen Koordinaten versehen und somit ein Unikat. Von moderner Malerei über Streetart soll am Ende alles seinen Platz auf einer überdimensionalen Leinwand finden, die zu 40% transparent ist, sodass die einzelnen hochgeladenen Bilddateien sichtbar werden. Bis zum Grand Opening in der Silvester-Nacht 2022 soll das Gebäude vollständig verhüllt und mit allen Motiven und Pixeln verziert sein.
Auch wenn alles noch Work in Progress ist, hatten wir dort unseren Spaß und haben viel gelernt. Projekte, die Digitales mit echten Orten verknüpfen, ziehen uns ja bekanntlich an, wie das Licht die Motten. Wir werden also hoffentlich noch häufiger in so spannenden Orten herumschwirren dürfen. Abgerundet haben wir den Tag mit Bier und Pizza und alle waren zufrieden. Manchmal ist es doch schön, sich ganz ohne Bildschirm zu begegnen.
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