Heute stellt Google in London die Details der gestern bekannt gewordenen „Digital News Initiative“ vor, bei der Google zusammen mit europäischen Presseverlagen in den nächsten drei Jahren Innovationen im digitalen Journalismus in Europa fördern will.
Digital News Initiative
Tue Gutes und rede darüber. Noch besser ist aber, wenn andere darüber reden. Beispielsweise die Frankfurter Allgemeine, die Gründungsmitglied der neuen „Digital News Initiative“ ist, mit der Google in den nächsten drei Jahren bis zu 150 Millionen Euro in journalistische Innovationen stecken will, die aus Europa kommen. Medienredakteur Michael Hanfeld berichtet auf FAZ.net von den Vorteilen der Kooperation, die Journalisten Weiterbildungen ermöglichen soll und Produkte entwickeln will, von der „die gesamte Nachrichtenbranche weltweit profitieren“ kann.
Doch warum macht Google das? Der Artikel von Hanfeld gibt darüber keinen Aufschluss. Wie die Partnerschaft, die „qualitativ hochwertigen Journalismus in Europa durch Technologie und Innovation“ fördern will, in die Pläne des Unternehmens passen, bleiben von dem an der Initiative beteiligten Verlag ungeklärt. Eigentlich ungewohnt bei einem Google gegenüber stets kritisch eingestellten Medium wie der F.A.Z. und auch für Michael Hanfeld, „dem man ohnehin nicht vorwerfen kann, durch journalistische Unvoreingenommenheit getrübt zu sein„, wenn es um Google geht.
„Google braucht Freunde in Europa„
Der US-amerikanische Medienanalyst Ken Doctor kommt in seinem Artikel gleich im ersten Satz auf den Punkt: Google möchte mit diesem Schritt die drohende Eskalation der Kritik seitens der Europäischen Union an Googles marktbeherrschende Stellung abstumpfen. Ähnlich formuliert es Jeff Jarvis in seinen ersten beiden Sätzen zu der Meldung: „Google braucht Freunde in Europa. Es hat wahrscheinlich endlich welche gefunden.„
Teure Freunde – u.a. The Financial Times, The Guardian, La Stampa, Les Echoes, Die Zeit und El Païs – aber auch wichtige Verbündete, die Google in Europa gerade jetzt braucht. Erst vor zwei Wochen wurde Google von EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager vorgeworfen, seine Dominanz als Suchmaschine in Europa illegal auszunutzen. Zuletzt geriet auch das mobile Betriebssystem Android in den Fokus der Europäischen Kommission.
Kooperationen statt Konfrontation
Kooperationen sind Googles Schlüsselstrategie im Umgang mit der Situation in Europa. Carlo D’Asaro Biondo, Googles Präsident für strategische Partnerschaften in Europa, und der ehemalige BBC-Reporter Madhav Chinappa, der für Googles internationale Partnerschaften zuständig ist, sind die Köpfe hinter der „Digital News Initiative“. Und David Gehring, der nach dreieinhalb Jahren als Verantwortlicher für Googles Verlagskontakte, im September 2014 zum Guardian wechselte und jetzt wieder durch die Initiative eng mit seinen alten Kollegen zusammenarbeitet.
Mit dieser Initiative rüstet Google sich aber nicht nur für die Auseinandersetzung mit der europäischen Politik, sondern auch mit den neuen Allianzen der Presseverleger im Werbegeschäft. Mehrere Presseverlage in den USA und Europa haben sich in verschiedene Netzwerke wie beispielsweise Pangaea organisiert, um zusammen die Preise auf dem Werbemarkt mitzugestalten. Bisher haben Facebook und Google die Preise aufgerufen, jetzt machen ihnen die Verlage direkte Konkurrenz. Google umarmt die Verlage auch deshalb.
Der Erfolg ist noch ungewiss
Was die „Digital News Initiative“ den Verlagen oder auch Google noch bringen wird, ist ungewiss. Jeff Jarvis, der die Vorbereitung dieser Kooperation beratend begleitete und jetzt begrüßt, listet in seinem Eintrag auf, welche Erfolge durch die Kooperationen möglich sind: u.a. eine bessere Zusammenarbeit zwischen den europäischen Medien und den für sie relevanten Plattformen aus den USA. Im Falle von F.A.Z.-Googlekritiker Michael Hanfeld hat das offensichtlich schon einmal geklappt.
Teaser & Image „Search Engine“ by Simon (CC0 Public Domain)
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