Dom Riccobene ist Künstler und Erfinder. Zumindest nennt er sich auf seiner Homepage selber so – wenn auch etwas zögerlich. Und tatsächlich ist es schwer zu beschreiben, was genau der Produkt-, Grafik- und Motion Designer, Filmemacher und ehemaliger Architektur Student eigentlich macht. Ich versuche, es einmal zu formulieren: Unter anderem schnitzt er mithilfe professioneller Maschinen und 3D-Software dreidimensionale, topografische Abbilder von Landschaften in mehrschichtiges, verschiedenfarbiges Holz und erstellt daraus kunstvolle Filme, die er auf Instagram postet. Klingt seltsam? Und dabei war das noch nicht mal die gesamte Palette. Allem zugrunde liegt aber eine ganz eigene und stimmige Ästhetik.
Ein Modell des Grand Canyons
Bevor ihr diesen Artikel weiterlest, werft einen Blick auf dieses Video. Es verdeutlicht die Besonderheit des Instagram-Accounts dom.riccobene wohl am ehesten. Was wir in dem Video sehen, ist die Entstehung eines in Holz geschnitzten Modells. Dieses Modell zeigt einen 20 x 20 Kilometer großen Ausschnitt des Grand Canyons im Maßstab 1:100.000. Wie zu Beginn des Videos zu sehen, leimt Dom Riccobene vor dem eigentlichen Schnitzen des Holzes mehrere dünne Schichten Sperrholz auf den unteren Block und erzeugt so die farbliche Schichtung. Diese erinnert an die verschiedenfarbigen Sedimentschichtungen, die wir von Bildern des Monument Valley oder auch des Grand Canyon kennen.
Daten – eine Sprache, die Maschinen verstehen
Seine topografischen Schnitzereien macht Dom Riccobene nicht von Hand. Auf seiner Website erklärt er, welche Maschinen er benutzt. Darunter ist ein 3D-Drucker, den er beispielsweise zur Erstellung der Textur einer Wasseroberfläche benutzt hat. Mit ihm hat er einen Haltekeil gedruckt, der das Modell der Wasseroberfläche in einem Rahmen fixiert. Die meisten seiner Schnitzarbeiten erledigen CNC-Maschinen. Dabei handelt es sich um Maschinen, die in der Industrie verwendet werden, um Werkstücke mit extrem hoher Präzision anzufertigen.
Diese Maschinen benötigen Daten. Das ist der Punkt, der die Projekte des Designers besonders interessant machen. Für seine Modelle verwendet er echte Geländedaten. Die Daten, die beispielsweise von Organisationen wie der U.S. Geological Survey stammen, werden aufbereitet und vermutlich auf den entsprechenden Maßstab skaliert. Die CNC Maschinen können nun mit ihrer Hilfe das Terrain in die Holzblöcke schnitzen. Wie in den Videos gezeigt, beginnt Dom Riccobene dabei mit gröberen Bohr-Aufsätzen, um die grobe Struktur herauszuarbeiten und verfeinert die Oberfläche mit immer feiner werdenden Aufsätzen.
Eine eigene Ästhetik, gutes Design
Ich finde die Terrain-Schnitzereien oder die Modelle von Wasseroberflächen wahnsinnig ästhetisch und ansprechend. Der eigentliche Grund, aus dem ich immer wieder zu dem Instagram Account von Dom Riccobene zurückkehre, ist die Ästhetik, die all seinen Arbeiten zugrunde liegt. Laut seiner Website ist der Künstler und Designer ein Synästhet. Synästheten sind Menschen, bei denen verschiedene Wahrnehmungen miteinander verknüpft sind. So gibt es beispielsweise Synästheten, die Zahlen oder Töne verknüpft mit verschiedenen Farben oder Positionen im Raum wahrnehmen.
Vielleicht ist es diese Synästhesie, die die besondere Ästhetik des Kanals ausmacht. Die Videos von Dom Riccobene spielen dabei mit den industriellen Geräuschen der Maschinen, grafischen Elementen sowie Farben und kreieren dabei eine Art, die ich einzigartig finde. Arbeitsschritte werden in den Videos ein Teil des Kunstwerks. Mechanische Geräusche und Time-Lapses, lassen das Schnitzen einer topografischen Karte beinahe wie einen Stop-Motion-Film wirken.
Die Kunst der Information
Mir ist schon des Öfteren aufgefallen, wie unterschiedlich gut Unternehmen, Organisationen oder Personen die für ihr Projekt relevanten Informationen bereitstellen. Sei es in Biografien zu Einzelpersonen oder die technischen Daten zu einem Produkt. Dom Riccobene ist, wie ich finde, sehr gut darin, all die Informationen verständlich bereitzustellen, die es braucht, um seine Kunst zu verstehen. Das hier ist beispielsweise die Instagram-Caption zu dem Grand Canyon Modell. Hier sind alle relevanten Informationen vom Material über die Film-Technik bis hin zu den zugrundeliegenden Daten aufgeführt:
„🍫🍊🍋‚Citrus Canyon‘🍊🍋🍫. ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀
📲 🎧☀️☝🏻Best with sound on and brightness up. ⠀⠀
Machined from 14-ply Technicolor Plywood encrusted with Wenge on a baltic birch strata.
Do you like this video or yesterday’s video more?🧐 ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀
🎥This is a new cut of the sequel to the first video in the series, ‚Rainbow Range‘. In this version I let you in on a little bit👌🏻of the plywood lamination process.
I also did new color grading to get the colors right 🌈. ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀
See the third video, ‚Technicolor Mountain‘, in my post yesterday. I’m posting all three this week so they are finally together on my feed. ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀
⛰ 🛰 The terrain is 10m data (from @usgs) of The Grand Canyon (@grandcanyonnps) just before it widens in the east. The real world size is 20km x 20km and the model scale is 1:100000. The piece is 20cm x 20cm x 5cm.„
Auch in diesem Video zeigt sich die Qualität der Informationsbereitstellung des Designers. Hier erklärt er in einer gerenderten Animation den Herstellungsprozess des Modells einer Seeoberfläche. Dabei sind die einzelnen Schritte sehr schön visualisiert und verständlich mit Text erläutert.
Schwer zu greifen, schön anzusehen
Es ist schwer zu greifen, was genau der aus Albuquerque stammende Künstler nun genau macht. Irgendwo zwischen Technik, Geografie und Film bewegen sich dessen Werke. Nichtsdestotrotz sind die Produkte seines Schaffens wahnsinnig toll anzuschauen und bereichern Instagram, eine Plattform, auf der sich neben so tollen Dingen leider auch viel Müll befindet, um etwas, das sich wirklich nach Wert anfühlt!
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Image by Christopher Boswell via stock.adobe.com
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Schlagwörter: Film, instagram, Kunst, Open Data