In seiner Kolumne beschäftigt sich Nico Lumma mit dem Medienwandel und Kompetenzen die damit einhergehen. Nicht nur im Beruf, sondern auch in der Schule und Familie. Ich habe mir damals, als wir nix hatten, Programmieren selber beigebracht, auf einem Commodore C64. Dazu habe ich ein, zwei Bücher gelesen, eine C64 Zeitschrift jeden Monat verschlungen und ansonsten viele Zeilen Code von anderen Programmierern gelesen und so versucht, zu verstehen, warum da etwas funktioniert. Ich bin eigentlich nie über write-only Code hinausgekommen, es tat, was es sollte, aber man hat nur schwer verstanden, wieso eigentlich. In der Schule sollte uns irgendwann das Programmieren mit einer Computersprache beigebracht werden, die speziell für Kinder und Jugendliche entwickelt worden war. Bei Logo konnte man eine kleine Schildkröte über den Bildschirm laufen lassen, um Striche zu zeichnen. Nun ja, ich war in der 7. Klasse und so richtig begeistert war ich davon nicht, vor allem nicht nach meinem Selbststudium, das mir ermöglichte, es auf dem Bildschirm krachen und blinken zu lassen.
Kinder haben es heutzutage viel leichter. Nicht nur, weil ihre Eltern unter Umständen selber mit Computern aufgewachsen sind und daher ein gesteigertes Interesse am Programmieren mitbringen, sondern auch, weil man nicht mehr warten muss, bis Firmen aus dem Bildungsbereich auf die Idee kommen, etwas zu entwickeln, was Kindern und Jugendlichen gefallen könnte. Heutzutage gibt es Kickstarter und dort finden sich immer wieder Projekte, die von interessierten Menschen finanziell unterstützt werden, so dass sie irgendwann das Licht der Welt erblicken können.
So haben knapp 14.000 Menschen das Projekt
Robot Turtles untestützt, das als Brettspiel konzipiert bereits Kindern im Vorschulalter die Logik des Programmierens näher bringen soll. Dabei ist Robot Turtle als Brettspiel konzipiert und nimmt somit den Eltern die Sorge, dass die Kinder zu lange vor einem Display hocken könnten, sollten sie das Spiel faszinierend finden. Ursprünglich sollten $25.000 eingesammelt werden, es wurden dann doch $631,230, was man durchaus als Gradmesser dafür nehmen kann, wie wichtig derartige Hilfsmitteln für das Erlernen von Programmiersprachen mittlerweile sind.
Primo hingegen erinnert sehr stark an Logo, nur dass Kinder hier ein kleines Auto anhand von Instruktionen fahren lassen können, die sie durch das Stecken von kleinen Symbolen zu einem Programmablauf verbinden können. Nach nur wenigen Tagen zeichnet sich auch hier ab, dass viele Unterstützer gefunden werden können. Primo basiert auf Arduino und viel Holz, was daher sehr kindgerecht wirkt und an anderes Spielzeug für Kinder erinnert. Für etwas ältere Kinder bietet sich
Kano – a computer anyone can make an. Kano ist ein spezielles Bundle von Komponenten und Software rund um den beliebten Mini-Computer Raspberry Pi, das es Kindern ermöglicht, nicht nur ihren eigenen Computer ganz alleine zusammenzubauen, sondern auch gleich die ersten kleinen Spiele zu entwickeln.
Zwar werden die Anforderungen an junge Programmierer immer umfangreicher, aber es gibt tolle Projekte, um schon Kindern den Einstieg zu ermöglichen. Ich hätte das damals sehr toll gefunden, aber ich bin mir sicher, dass meine Kinder an derartigen Projekten sehr viel Spaß haben werden.
arbeitet als COO des next media accelerator (http://nma.vc) in Hamburg. Er bloggt auf lumma.de und ist seit 1995 eigentlich nicht mehr offline gewesen. Er ist Mitglied der Medien- und netzpolitischen Kommission des SPD Parteivorstandes und Co-Vorsitzender des Vereins D64 – Zentrum für digitalen Fortschritt. Unter @Nico findet man ihn auf Twitter. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.
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