Miniatur Wunderland – Modelleisenbahn meets High Tech

Das Miniatur Wunderland in Hamburg ist schon längst kein Geheimtipp für Modellbau-Nerds mehr. In der jährlichen Umfrage der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) landete das Miniatur Wunderland bei ausländischen Touristen bereits drei Mal auf dem ersten Platz der beliebtesten Attraktionen in Deutschland. Die Anlage ist riesig, aber strotzt an allen Ecken nur so von liebevollen Details.

Die Gestaltung der Anlage allein macht aber noch nicht den ganzen Reiz aus. Das Wunderland setzt auch technisch gerne neue Maßstäbe und programmiert ihre Systeme selbst. Wir stellen euch ein paar der coolsten Technikspielereien vor, die ihr bei der größten Modelleisenbahn der Welt finden könnt. Der Aufwand für manchmal vergleichsweise kleine Bereiche nimmt dabei nicht selten wahnwitzige Ausmaße an. Diese Detailversessenheit ist es aber auch, weshalb das Miniatur Wunderland nicht einfach nur eine von vielen Modellanlagen ist und immer wieder zu neuen Besuchen einlädt.

Tag- und Nachtwechsel im Miniatur Wunderland

Schon seit Beginn des Miniatur-Wunderlandes, darf man die Modellwelt sowohl bei Tag, als auch bei Nacht bewundern. Alle 15 Minuten wechselt die Bahn von Nacht auf Tag, wobei die Nacht effektiv kürzer ist, weil es auch eine Abend- und Morgendämmerung gibt.  Mit weit über 400.000 Lichtern ist die Modellbahn zu jeder Zeit eindrucksvoll in Szene gesetzt. Allein 33.000 Lämpchen sind dabei in der Miniatur-Variante von Las Vegas verbaut.

Der Jahrmarkt, der 2020 nochmal komplett generalüberholt wurde toppt das nochmal. Mehr als 100.000 LEDs setzen die 150 Buden und Fahrgeschäfte in Szene. Das freut nicht nur die 9.000 handplatzierten Figuren im Kirmes-Areal. Auch für die alltäglichere Beleuchtung geben sich die Wunderländer richtig Mühe. Auf dem YouTube-Kanal des Wunderlandes gibt es immer wieder interessante Einblicke hinter die Kulissen. Dort sieht man auch, wie viel Mühe sich gemacht wird, dass sich Beleuchtungen in Gebäudefenstern erst nach und nach einschalten und ein sehr realistisches Gesamtbild abgeben.

Übrigens: Allein 4 Computer sind nur für die Lichtsteuerung im Wunderland zuständig. Dieses Zeitraffer Video zeigt sehr schön den Wechsel von Tag und Nacht und wie auch in der Nacht nicht die ganze Zeit die selben Lichter an sind:

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Feuerwehreinsatz im Miniatur-Format

Ebenfalls eines der älteren Innovationen ist der regelmäßige Feuerwehreinsatz in der fiktiven Stadt “Knuffingen”. Die Stadt hat ein ziemlich heißes Problem, denn in regelmäßigen Abständen brennt das Schloss Löwenstein und die Feuerwehr muss ausrücken. Die Tore der Feuerwehrstation öffnen sich und mehrere Fahrzeuge rücken mit jaulendem Martinshorn aus.

Und ja: Auf der Anlage fahren nicht nur Züge, sondern auch einige Autos bewegen sich inklusive dazugehöriger Ampelschaltung auf den Straßen. Am Schloss angekommen, löscht die Feuerwehr das Schloss und kehrt anschließend ohne Blaulicht zurück zur Feuerwehrwache. Hinter den Kulissen gibt es übrigens auch Ladebuchten, welche die Autos ansteuern, um ihre Akkus wieder aufzuladen. Das Wunderland setzte also schon sehr früh auf E-Mobility.

Die Feuerwehr ist angekommen, um einen Brand im Schloss der Modellanlage zu löschen
Der Feuerteufel steckt im Detail. In Knuffigen brennt regelmäßig das größte Wahrzeichen. Gut für die Besucher, die den Feuerwehreinsatz sehen und hören können. Image by Miniatur Wunderland.

Knuffingen Airport

4 Millionen Euro und 6 Jahre Plan- und Bauzeit für einen Flughafen. Da wird der BER doch richtig neidisch. Allerdings handelt es sich hier “nur” um einen Modellflughafen im Format 1:67. Für ein Modellprojekt also stolze Summen. Das Miniatur Wunderland wäre aber natürlich nicht das Miniatur Wunderland, wenn man daraus nicht den eindrucksvollsten Modellflughafen der Welt gemacht hätte. 150 Quadratmeter sollen schließlich nicht langweilig werden.

Am wichtigsten sind natürlich die Flugzeuge. Wenn Züge durch die Anlage rollen und Autos auf den Straßen fahren, müssen Flugzeuge auch fliegen. Ein Schlitten unterhalb der Anlage zieht die Flugzeuge über die Start- und Landebahn und lässt sie an zwei  dünnen Stangen in die Lüfte erheben. Dabei wurde stark darauf geachtet, dass das Abheben und Aufsetzen möglichst realistisch aussieht. Neben einer breiten Palette gängiger Flugzeug-Modelle landet gelegentlich auch mal ein Space Shuttle oder der Millenium Falke aus Star Wars beim Knuffingen Airport.

Nach der Landung trennt sich das Flugzeug vom Schlitten und bewegt sich wie zahlreiche Service-Fahrzeuge übers Flughafen-Gelände. Mehr als 50.000 Programmierzeilen sorgen für einen reibungslosen Ablauf mit 52 Flugzeugen, 90 fahrenden Autos und 40.000 LEDs, von denen allein 2.465 im Rollfeld verbaut sind.

Die Betreiber waren übrigens selbst überrascht, dass die Katapultkonstruktion unter der Startbahn auch nach vielen Jahren Betrieb noch wenig Verschleiß hat.

Mehrere Flugzeuge stehen zur Abfertigung am Modellflughafen Knuffingen
Einiges los. Der Knuffingen Airport ist riesig und es gibt überall was zu schauen. Hier sind sogar mehr Figuren platziert als in der ganzen Stadt Knuffingen. Image by Miniatur Wunderland.

Der Vesuv – Ein Vulkan spuckt Feuer

Während der Planung des Italien-Abschnitts wurde recht schnell klar: Wir brauchen den Vesuv. Dabei reichte es natürlich nicht aus, dass einfach nur etwas Rauch aus dem bekannten Vulkan rauskommt. Ausbrechen muss der Vulkan und nicht nur vor sich hin brodeln. Aber auch das Wunderland sollte diesmal merken, dass man sich an heißer Lava auch die Finger verbrennen kann.

Der ursprüngliche Plan war es, Lava in Form von kinetischen Sand runterlaufen zu lassen. Kinetischer Sand ist in etwa wie Knete, nur mit zusätzlichen physikalischen Eigenschaften. Die ersten Tests wirkten vielversprechend, doch es gelang nicht, den kinetischen Sand für den Dauereinsatz zu nutzen. Der Sand verklebte auf Dauer dann doch mit dem Untergrund und hätte einen viel zu schnellen Verschleiß bedeutet.

Nun sorgt ein Dauerförderbad und eine clevere Beleuchtung dafür, den Effekt fließender Lava zu erzeugen, der den Vulkan bei Nacht zu einem spektakulären Anblick macht. Aber auch sonst hat der Italien-Abschnitt mit Rom, der Toskana und mehr als 100 Zügen einiges zu bieten.

Der Vesuv im Miniatur Wunderland mit leuchtender Lava
„Der Boden ist Lava“ wird auch in MiWuLa gespielt. Der Vesuv ist hier sehr aktiv und vor allem bei Nacht mit seinen leuchtenden Lavaströmen ein Hingucker. Image by Miniatur Wunderland.

Formel 1-Rennen im Miniatur Wunderland

Der aktuell im Bau befindliche Abschnitt Monaco & die Provence soll Wunderland-Mitgründer Gerrit Braun einen Traum erfüllen. Wenn schon Monaco nachgebaut wird, dann auch mit dem berühmten Formel 1-Rennen durch die engen Straßen des historischen Fürstentums. Spannende Szenen als Momentaufnahme reichen da nicht aus. Auch ein immer wieder gleich ablaufendes Rennen ist nicht genug. Für Gerrit sollen die Rennen dynamisch und immer wieder anders ablaufen.

Das bestehende System stößt da an seine Grenzen. Stattdessen sollen Platinen unter der Strecke verbaut werden, dessen Zonen einzeln elektromagnetisch angesprochen werden können,  um den Autos viel mehr Flexibilität in Sachen Streckennutzung und Beschleunigung zu geben. Programmierung ist hier Chef-Sache und wird unter anderem von Gerrit selbst übernommen. Problematischer ist allerdings die Hardware. Mehrere Platinen-Hersteller sind abgesprungen, weil die technischen Ansprüche dann doch zu groß waren.

Auch spannend: Mehrere Kameras, sollen das Renngeschehen im Stile einer Liveübertragung auf die Leinwände der Rennstrecke bringen. Auch hier wurde schon viel getüftelt und manch komplexere Kamerafahrt auch wieder verworfen, weil sie im Miniaturformat dann doch etwas wackeliger wirkt. Einblicke in die Funktionsweise der Platinen gibt euch Wunderländer Stefan:

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Das Internet ist sein Zuhause, die Gaming-Welt sein Wohnzimmer. Der Multifunktions-Nerd machte eine Ausbildung zum Programmierer, schreibt nun aber lieber Artikel als Code.


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