Im Spiel Kerbal Space Program leitet ihr ein Weltraum-Programm und konstruiert selbst Raketen, die ihr auf Missionen ins All schickt. Das 2015 nach langem Early Access erschienene Spiel ist dabei ein Phänomen. Auf der einen Seite stehen die knuffigen Astronauten, die stark an die Minions vom Film „Ich einfach Unverbesserlich“ erinnern. Auf der anderen Seite ist das Spiel eine überraschend realistische Simulation, die sogar die NASA und Elon Musk begeistert.
Selbst jetzt, gut 6 Jahre nach Release, gibt es immer wieder neue Updates, eine aktive Spielerschaft. Für 2022 ist sogar ein Nachfolger geplant, der unter anderem Multiplayer ermöglicht.
Was das Spiel so einzigartig macht, ist die ganz eigene Art, aus dem eigenen Scheitern zu lernen. Außerdem lernt man so ganz nebenbei die reale Raumfahrt viel besser zu verstehen.
Wer hoch hinaus will, muss lernen zu fallen
Kerbal Space Program macht etwas, das sich nur wenige Spiele trauen: Es lässt uns sehr früh scheitern. Das liegt hier sogar in der Natur der Dinge. Schließlich bauen wir sofort unsere erste eigene Rakete. Dafür stehen uns zunächst nur sehr grundlegende Komponenten zur Verfügung, um unseren Kerbonauten Richtung All zu befördern.
Unser ärgster Gegner ist dabei die Physik. Diese ist für die knuffige und altbackene Grafik erstaunlich realistisch gehalten und sorgt schnell für die ersten Unglücke. Das Gewicht ist ungleich verteilt, Komponenten nicht stabil genug miteinander verbunden. Die Rakete gerät kurz nach Start ins Trudeln, fällt auseinander, explodiert.
Zum Glück bedeutet scheitern nicht gleich Game Over. Wir können missglückte Flüge wieder rückgängig machen oder für Tests nach ersten Forschungen auch unbemannte Raketen starten. Das ist nützlich, wenn etwa eine Rakete nicht zur Wiederkehr nach Kerbin gedacht ist oder wenn wir ein wenig mit dem Layout rumexperimentieren. So können wir ein Raketendesign testen, bis wir uns halbwegs sicher sind, dass unsere Kerbals auch wieder an einem Stück zurückkehren.
Erste Erfolge in Kerbal Space Program
Die Lernkurve von Kerbal Space Program mag etwas steiler sein, als in vielen anderen Spielen. Trotzdem, oder gerade deswegen, ist die Belohnung umso größer, wenn wir dazulernen. Und damit meine ich nicht nur die Belohnungen des Spiels – Unsere Missionen sorgen für Geld, Ruhm und Forschungspunkte. Zwar sind diese Belohnungen wichtig zum voranschreiten im Spiel, aber das eigene Glücksgefühl nach gelungener Mission ist unschlagbar.
„Höher, schneller, weiter“ lautet nämlich die Devise und das schafft man auch, wenn man immer wieder an den eigenen Konstruktionen feilt, die wir nach und nach auch mit neuen Teilen verbessern dürfen.
Die ersten Meilensteine bestehen dabei vor allem daraus, unterschiedliche Höhen zu erreichen und schließlich die heimische Atmosphäre zu verlassen. Dabei befindet man sich aber noch immer sehr am Anfang der eigenen Space Odyssee. Ziele gibt es nämlich immer wieder neue. So verhelfen wir erstmals einer Rakete in einen stabilen Orbit um den Heimat Planeten oder setzen als erster Kerbal einen Fuß auf den Mun (der Mond Kerbals).
Ein äußerst ausführliches und aktuelles Tutorial bietet euch der YouTuber wintermancer. Dabei erklärt euch der erfahrene Kerbonaut wichtige Kennzahlen und einige Hintergründe aus der Raumfahrt.
Raumfahrt verstehen lernen
Bis man sogar die ferneren Planeten erreicht oder sogar einen Rückflug von diesen bewerkstelligt, ist man bereits ein kleiner Weltraumexperte. Nein, ich könnte mit Sicherheit keine echte Rakete konstruieren, aber ich bin mir der Komplexität der Raumfahrt bewusster geworden.
Am Anfang ist es noch ein bisschen wie bei der Silvesterrakete: Einmal anzünden und schauen was passiert. Bald schon müssen wir unsere Raketen aber in mehreren Stufen aufbauen. Denn mehr Triebwerke und Tanks allein sind im Spiel nicht immer besser. Sie bedeuten auch mehr Gewicht, dass wir nach oben befördern müssen. Planen wir den Start in mehreren Phasen, und trennen uns immer wieder von nicht mehr benötigtem Ballast, kommen wir viel weiter.
Außerdem müssen wir aufpassen, dass keine wichtigen Teile überhitzen. Das gilt vor allem für den Wiedereintritt in die Atmosphäre. Funktionieren die Hitzeschilde nicht richtig, können nicht nur Messinstrumente kaputt gehen, sondern die Rakete samt möglicher Besatzung in einem Feuerball aufgehen.
Mit Kerbal Space Program wird einem bewusst, was man alles für einen Flug zu einem anderen Planeten einkalkulieren muss. Die Planeten sind in ständiger Bewegung. Jeder Planet bewegt sich in anderer Geschwindigkeit um die Sonne und rotiert dabei auch noch. Wir müssen also den richtigen Zeitpunkt abpassen, unsere Route zum Zielplaneten zu starten. Dabei gilt es vor allem zu beachten, dass sich auch unser Zielplanet wenn wir ankommen woanders befindet als zum Start unserer Reise.
Auch Space-Stationen sind mit dem Spiel übrigens möglich. Der YouTuber Matt Lowne hat unter anderem diese schöne Station im All zusammengebaut:-
Kerbal Space Program als Grundlage für künftige Raketenwissenschaftler?
Ich selbst bin weder Astronaut noch Raketenwissenschaftler. Darum kann ich schwer beurteilen, wie realistisch das Spiel im Detail ist. Ob es jetzt 100% akkurat ist, ist unterm Strich allerdings auch nicht relevant.
Kerbal Space Program ist schließlich ein Videospiel. Und für ein solches, ist der Simulations-Aspekt wirklich beachtlich. Wir werden gefordert, uns mit der Physik auseinander zu setzen, um immer neue Meilensteine zu erreichen. Diese sind weit genug an der Realität, dass wir dabei eine ganze Menge über Raumfahrt lernen, ohne dass wir es bewusst wahrnehmen. Bereits vor finalem Release wurde übrigens auch mit der NASA zusammengearbeitet.
Das Spiel liefert uns zwar wissenschaftliche Zahlen, die wir für unsere Planung nutzen können, aber wir brauchen sie nicht. Wir können vieles durch das Ausprobieren lernen und werden mit jedem Raketenstart besser. Möchten wir höher hinaus, sollten wir uns irgendwann aber trotzdem mit den wichtigsten Kennzahlen wie „Delta v“ auseinander setzen. Dafür helfen uns unter anderem Tutorials wie oben eingebettet.
Kerbal Space Program macht uns so zwar noch nicht zum Wissenschaftler, aber es kann das Interesse wecken. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dieses Spiel die ein oder andere Berufsentscheidung mit beeinflusst hat.
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Image via IGDB
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Schlagwörter: Indiespiele, Raumfahrt, Simulation