Netzpiloten-Autor Tobias Gillen war für euch bei der gestrigen „TV total“-Aufzeichnung dabei und hat seinen Eindrücken ein paar Zeilen gewidmet.
Schneller als gedacht lief das Abholen unserer Tickets, als wir am Dienstag den „TV total“-Studiokomplex in Köln Mülheim erreichten. Nach Unterzeichnung der AGBs (wie etwa, dass man gefilmt werden darf), ging es dann auch schon los. Der Sicherheitscheck war schnell absolviert und zwei freundliche Herren wiesen uns die Plätze zu. Reihe drei, direkt neben der Frontalkamera. Schon da war uns bewusst, dass Moderator Stefan Raab in ein paar Minuten keine drei Meter vor uns sein kurzes Stand-up-Programm abhalten wird und wir mit guter Sicht dabei sein werden.
Was wir allerdings noch nicht wussten, war, wer denn überhaupt an diesem Nachmittag auf der braunen Couchgarnitur Platz nehmen würde. Zwar waren uns die Gäste der Woche bekannt, doch da montags und dienstags je zwei Sendungen aufgezeichnet wurden, wussten wir nicht, „an welchem Tag“ wir dran sein würden. Nach kurzer Eingewöhnungszeit im Studio, wo direkt das grelle Scheinwerferlicht von der Decke und die seltsam wirkenden Proportionen der Studiodeko auffielen, ging es dann schon los – Dachten wir.
„Und jetzt begrüßen Sie bitte Ihren Moderator: Stefaaaan Raaaab!“ ertönte mit phantastischer Studio-Akustik eine Frauenstimme. Der Saal, der etwa 200 Gäste fasst, flippte vollkommen aus – zur Freude von Aufnahmeleiterin Nicole. „Wie Sie sehen bin ich nicht Stefan Raab“, stellte sie sich vor. In den folgenden zehn Minuten war sie dafür verantwortlich, die kleinen Mikrophone über unseren Köpfen einzupendeln und mit uns einen tosenden Applaus aufzuzeichnen. „Der wird dann auch manchmal dazwischen geschnitten, wenn ein Lacher nichts war“, weiß Gast Lukas, der bereits mehrfach Aufzeichnungen der Latenight-Talkshow miterlebt hat. Die Vermutung liegt zumindest nahe, denn nicht bei jedem Mal, wo das Publikum eingeblendet wird, ist auch tatsächlich eine der vielen Kameras auf dieses gerichtet.
„Den Applaus am Anfang würde ich gerne nochmal machen“, meldet sich durch die Lautsprecher die Tonregie zu Wort und Nicole stürmt die Treppen hoch: „Also nochmal, ich komme rein und sie flippen wieder völlig aus … Und jetzt begrüßen Sie bitte Ihren Moderator: Stefaaaaaaan Raaaaaab!“. Doch irgendetwas war anders diesmal. Es kam nun tatsächlich Stefan Raab die Treppe zum Studio herunter. Nach kurzem Smaltalk mit der Band und ein paar Sprüchen beantwortet der Showmaster dann schon mal die erste unserer Fragen: „Heute ist Nikolaus, denn die Sendung wird ja erst am Donnerstag ausgestrahlt. Also schreien Sie bitte nicht gleich während der Sendung ´äääääh, heute ist doch erst Dienstag‘ rein!“ Mit dem kleinen Hinweis „Wenn Sie etwas auch nur annähernd lustig finden, schmeißen Sie sich weg. Und wenn nicht, und alle um Sie herum lachen, schmeißen Sie sich bitte auch weg“, ging Raab wieder seiner Wege und ließ das Publikum im Saal erneut kurz alleine.
Der Anmoderatorin Riccarda wurde nun nur noch kurz der Umgang mit dem Mikrofon beigebracht und schon ging es los. „Ho-Ho-Ho, mein Name ist Riccarda…“, legte die junge Frau los und moderierte „die Rute von ProSieben, Stefaaaaan Raaaaab“ und die Gäste Lutz van der Horst, Christiane Stenger, Lukas Graham und Cartoonist Joscha Sauer an, der nach Raabs Stand-up als erstes Platz nehmen durfte.
Neben Sauers neuem Cartoon-Film-Projekt und van der Horst und Stengers neuer Sendung auf ZDF neo, waren auch die Werbepausen interessant. In diesen spielen die Heavytones nicht nur ein kleines Minikonzert. Vielmehr bieten sie für Raab die Gelegenheit, sich kurz mit der Aufnahmeleiterin zu unterhalten, die durchweg einen souveränen Eindruck machte, und den einen oder anderen Scherz mit dem Publikum zu machen.
Nach der zweiten Werbepause, die kleine rote Uhr auf der Frontalkamera zeigte noch 4:30 Minuten, öffneten sich dann die im Fernsehen weitaus größer wirkenden Tore zur Musikbühne und die Band Lukas Graham performte in gewohnt umwerfender Studio-Akustik ihren aktuell Hit „Drunk in the Morning“, den wir kurz zuvor noch im Radio gehört hatten. Graham überzeugte, Raab auch. Denn nachdem er die Sendung beendet hatte, ließ er sich ein Mikro und den Songtext geben und performte den Song spontan mit der Big Band – in grandioser Art und Weise. Und doch ließ er es sich nicht nehmen, noch ein bisschen zu stänkern: „Ich dachte heute bei der Probe, das sei ein Probensänger und der richtige kommt erst noch“, lästerte er über Graham. „Dann habe ich ihm erst mal gesagt, er soll sich bitte einen vernünftigen Pulli anziehen bei der Aufzeichnung!“ Er tat es offensichtlich nicht…
Keine Frage, Stefan Raab ist ein Unterhaltungstalent – vor und hinter der Kamera. Wer „TV total“ mag, der sollte sich eine Livesendung keinesfalls entgehen lassen. Die 15 € / Sendung und Person lohnen sich definitiv und man bekommt mit der Pre- und Post-Show viel Entertainment geboten. Wer das erste Mal dabei ist, wird sich wundern, wie klein das Studio doch in Wirklichkeit ist und wie wenig Chaos doch tatsächlich hinter der Kamera herrscht. Der Spaß hingegen, ist aber letztlich der gleiche.
Image: © ProSieben/Willi Weber
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Schlagwörter: Pro Sieben, show, Stefan Raab, TVtotal
2 comments
Ein sehr interessanter und vor allem ehrlicher Beitrag – ehrlich, weil man heutzutage nicht mehr so genau weiß was echt oder gefakt ist.
Vielen Dank für den Artikel. Toller Einblick „hinter die Kuslissen“ von TV Total. Schön zu hören, das der Raab selbst wenn er nicht auf dem Schirm ist, trotzdem noch voll dabei ist und spontan etwas startet. Gibt’s nicht viele, die das können ;)