Northgard, das Echtzeit-Strategiespiel von Entwickler und Publisher Shiro Games ist ursprünglich am 7. März 2018 erschienen und hat seitdem auf Steam durchaus positive Reviews eingeheimst. Nun ist vor wenigen Tagen die Northgard Konsolenversion erschienen und wir haben es uns nicht nehmen lassen, Northgard für die Konsole zu testen. Immerhin ist es auf den ersten Blick nicht ganz ersichtlich, wie gut sich ein Strategiespiel wie Northgard auf einer Konsole – also ohne Maus und Tastatur – spielen lässt. Die Konsolenversion umfasst dabei die Inhalte der bereits für den PC erschienen kostenlosen Erweiterungen Ragnarök und Relics. Im Test erfahrt ihr zum einen, was Northgard an sich so hergibt und natürlich wie sich das Ganze auf der Konsole spielt.
Eigentlich ein normales Strategiespiel
Wie bereits erwähnt: Northgard ist ein Strategiespiel, dass wir in einer Kampagne, alleine gegen den Computer oder aber mit Freunden spielen können. Dabei geht es – wie in vielen anderen Vertretern dieses Genres – darum, unsere Wirtschaft zum Laufen zu bringen. Nahrung, Holz, Gold, die Zufriedenheit unserer Bürger, Wissen und Ruhm stellen Ressourcen dar, um die wir uns kümmern müssen. Mit erlangtem Wissen beispielsweise, können wir neue Fertigkeiten im Wissensbaum freischalten. Diese geben uns beispielsweise Boni auf Produktionen oder verringern die Kosten von Ausbildungen oder beim Besiedeln neuer Gebiete.
Die Gebiete und das Besiedeln dieser spielen dabei eine elementare Rolle in der Northgard Konsolenversion. So ist die Anzahl möglicher Gebäude in einem Gebiet beschränkt. Ebenso stellt jedes Gebiet nur eine limitierte Auswahl an abbaubaren Ressourcen dar. Uns bleibt also gar nichts anderes übrig, als im Laufe des Spiels zu expandieren. Über Späher, die wir in einem Späherlager ausbilden, erkunden wir die Gebiete, die wir anschließend gegen Nahrung einnehmen. Dabei kann es sein, dass wir zuvor unsere Truppen nutzen müssen, um das Gebiet von feindlichen Einheiten, wie zum Beispiel Wölfen, zu befreien.
„Winter is coming“ – nee, also wirklich
Eine Spielmechanik, die Northgard auf Konsolen wie auf dem PC besonders macht, ist der Wechsel der Jahreszeiten. So sehen wir ständig, in welchem Monat wir uns gerade befinden und sollten zusehen, dass wir uns in den wärmeren Monaten für den Winter rüsten. Denn der hat es in sich: die Produktionen verlangsamen sich, es wird Holz zum Heizen benötigt und mehr als einmal ist mir während meines Tests die Nahrung ausgegangen. Verhungerte Bürger sind im Übrigen nicht so produktiv – habe ich dann festgestellt ;) Leider sind die Winter in Northgrad tatsächlich manchmal etwas langweilig. Insofern wir nicht gerade militärisch aktiv sind, bleibt uns wenig anderes übrig, als abzuwarten, dass der Winter zu Ende geht.
Auch ansonsten ist Northgard in der Konsolenversion aber auch am PC gar nicht mal so „leicht“. So habe ich meine erste Runde gegen die KI verloren. Nicht etwa, weil mich der Gegner mit seinem enormen Heer überrannt hätte, sondern aufgrund einer der etlichen anderen Siegbedingungen. In diesem Fall war die KI einfach ruhmreicher und hatte im Laufe des Spiels mehr Ruhm eingesammelt, mindestens zwölf Gebiete unter seine Kontrolle gebracht und einen Altar der Könige errichtet. Ruhm erhalten wir in Northgard übrigens unter anderem dadurch, dass wir Gebiete einnehmen, Festmahle ausrichten oder uns gegen NPC-Gegner auf der Karte wie etwa Wölfe, Draugr oder sogar Drachen durchsetzen.
Welcher Clan?
In der Northgard Konsolenversion haben wir vor Beginn einer Runde die Wahl zwischen verschiedenen Clans, die alle unterschiedliche Boni mit sich bringen. Das befeuert verschiedene Spielweisen und zielt auf verschiedene Siegbedingungen ab. So bekommt der Wolfs-Clan durch das Töten von Creeps auf der Karte Fleisch und somit Nahrung. Die Militäreinheiten verbrauchen außerdem weniger Nahrung. Der Ziegen-Clan hingegen startet das Spiel mit zwei Schafen und kann einen Schafsstall errichten, was ihm eine zusätzliche Nahrungsquelle einbringt. Das sind zwar nur zwei kleine Beispiele für die Unterschiede zwischen den Clans, in Wahrheit gibt es aber eine ganze Reihe weiterer Unterschiede, die das Spiel merklich beeinflussen und Wege für andere Spielweisen öffnen. Die unterschiedlichen Boni für die Clans sind mir im Test allerdings nie unfair vorgekommen.
Wie spielt sich Northgard denn so im Generellen?
Bevor wir uns nun dem Gelingen (oder Nicht-Gelingen: wartet es ab) der Konsolen Portierung widmen, möchte ich hier einmal ein kleines Zwischenfazit zu Northgard im Allgemeinen und nicht nur zur Northgard Konsolenversion geben.
Als RTS-Game muss sich Northgard keineswegs verstecken. Es bietet durchaus eine gewisse Spieltiefe, in der verschiedenen Situationen zwischen den Spielern entstehen können. Das liegt mitunter an den Möglichkeiten, durch erlangtes Wissen verschiedene Fertigkeiten auszubauen und an den verschiedenen Clans mit ihren eigenen Boni. Allerdings weist Northgard meinem Gefühl nach bei weitem nicht die Spieltiefe auf, die zum Beispiel Spiele wie die Siedler oder Warcraft 3 so großartig machen. Auch wenn eine gewisse Ähnlichkeit in Sachen Optik nicht zu leugnen ist.
Die Wirtschaft
Die Wirtschaft in Northgard fordert uns in der Anfangsphase einer Runde zwar durchaus heraus. Wir müssen schließlich durch die ersten Winter kommen und beständig expandieren. Danach nimmt die Komplexität allerdings nicht mehr so stark zu. So gibt es nicht die Möglichkeit Rohstoffe weiterzuverarbeiten. Auch Aufwertungen dienen in der Regel lediglich der Produktionssteigerung und schalten nicht etwa neue Möglichkeiten frei. Gebäude bedingen sich außerdem bis auf in wenigen Fällen nicht gegenseitig. Wir müssen also nicht erst Gebäude A bauen, um dann Gebäude B bauen zu können. So entstehen keine nennenswerten Verflechtungen und Bedingungen innerhalb der Wirtschaft, die in hohem Maße unsere Aufmerksamkeit erfordern.
Zudem gibt es in Northgard hin und wieder den Moment, in dem wir einfach warten müssen. So ist es mir beispielsweise gerade im Winter häufig passiert, dass ich nahezu Handlungsunfähig war und einfach warten musste. Northgard gibt uns in diesen Momenten leider nicht die Möglichkeit der Optimierung. Verglichen mit Spielen wie Anno oder auch meinem zugegeben nicht ganz objektiv heiß und innig geliebten Stronghold dagegen ist immer etwas zu tun. Sei es auch nur das Pläne schmieden darüber, was wir als nächstes angehen oder wie es weitergeht.
Das Militär
Auch der militärische Aspekt, der einem Spiel wie Warcraft 3, das wirtschaftlich auch eher bescheiden ausgestattet ist, Komplexität verleiht, überzeugt mich nicht ganz. So lassen sich hier verschiedene Möglichkeiten der strategischen Kriegsführung vermissen, was die Kämpfe etwas eintönig werden lässt. Zumal der militärische Sieg „Vorherrschaft“ eh deutlich schwieriger zu erringen ist, als der Ruhm-, Weisheits-, oder Handelsbasierte Sieg zum Beispiel. Somit fanden zumindest in meinem Spielen die meisten Kämpfe vorwiegend mit den Creeps auf der Karte statt, um so neue Gebiete einzunehmen. Der Sieg lässt sich übrigens auch erringen, indem der Weltenbaum auf der Karte eingenommen oder das Tor zu Hellheim zwölf Monate lang gehalten wird. Auf manchen Karten besteht zudem die Möglichkeit, durch die Wiederherstellung von Odins Schwert den Sieg zu erlangen. Es ergibt im Übrigen in Northgard durchaus Sinn, sich im Vorhinein auf eine der möglichen Siegbedingungen zu spezialisieren und auch den eigenen Clan dementsprechend auszuwählen.
Alles in Allem ist Northgard kein schlechtes Spiel. Es gehört nur eben eher zu den seichteren Vertretern seiner Art. Wer wirklich micromanagen und sich in Gameplay-Mechaniken vergraben will, der wird mit Northgard nicht zufrieden werden. Auch die Story-Kampagne ist durchaus unterhaltsam, aber garantiert kein Kaufargument. Allerdings ist Northgard kein schlechtes Spiel und hat durchaus Potenzial – besonders, aber nicht bloß auf der Konsole.
Und auf der Konsole?
Das Spielen auf dem PC und auf der Konsole ist ein grundsätzlich Anderes – zumindest empfinde ich es so. Anspruchsvolle, wirklich tief gehende Spiele spiele ich am liebsten auf dem PC. Die Konsole hingegen steht bei vielen im Wohnzimmer. Häufig sitze ich hier in entspannter Haltung auf dem Sofa und nutze das Spielen weniger als mentale Herausforderung, sondern als Mittel zur Entspannung. Die Nintendo Switch treibt diesen Ansatz mit ihrem Handheld-Modus sogar noch weiter. Zu meiner Schande gestehe ich, dass ich gerne auf der Switch spiele und Serien oder Filme schaue. Da kommt die Northgard Konsolenversion ins Spiel. Denn hier blüht das Spiel, dass mir hier und da zu wenig Tiefe bieten mag, richtig auf. Auf der Konsole können wir Northgard spielen, ohne uns permanent zu konzentrieren und bis ins letzte Detail alle Prozesse zu überwachen.
Die Steuerung der Northgard Konsolenversion
Ein Strategiespiel auf der Konsole zu steuern, klingt erst mal wie ein absoluter Krampf. Tatsächlich hat es Shiro Games aber geschafft eine Steuerung zu entwickeln, die den Eindruck erweckt, das Spiel wäre eigens für die Konsole entwickelt.
Bauen und Managen
Anstatt einzelne Arbeiter direkt anzuwählen, können wir mit dem Cursor, den wir mit dem linken Joystick unseres Controllers steuern, die Gebäude direkt auswählen. Die Menüs sind als Ringmenüs angelegt, durch die wir ganz intuitiv navigieren. Arbeiter lassen sich nun den Gebäuden über das Ringmenü zuweisen. Das funktioniert sehr gut und erlaubt es trotzdem, den Überblick über unsere Bevölkerung und deren Beschäftigung zu behalten. Im Test ist es mir allerdings hin und wieder passiert, dass ich das Gebäude nicht getroffen habe.
Auch das Bauen neuer Gebäude ist sehr intuitiv gestaltet. Über die Buttons unseres Controllers wählen wir entweder direkt ein vorgeschlagenes Gebäude aus oder öffnen das Menü, indem wir nun zwischen militärischen Gebäuden oder normalen Gebäuden und schließlich dem gewünschten Gebäude wählen dürfen. Platziert wird es anschließend über den Cursor.
Truppenbewegungen und Fertigkeiten
Auf ähnliche Art organisieren wir auch unser militärisches Vorgehen. Wir bauen Militärgebäude, denen wir – gegen ein paar Kröwns (die Währung in Northgard) – unsere Arbeiter zuweisen. Kröwns bekommen wir im Übrigen durch spezielle Gebäude, die bei entsprechender Ausstattung mit Arbeitern Kröwns produzieren. Dazu gehören unter anderem der Handelsposten oder der Marktplatz. Unsere Truppen können wir außerdem noch bis zu vier Gruppen zuweisen. Indem wir die rechte untere Schultertaste und einen der Buttons auf dem Controller drücken, können wir diese anschließend auf der Karte bewegen.
Fazit: Vielleicht kein tief gehendes Strategiespiel aber trotzdem ein netter Zeitvertreib
Northgard ist sehr zugänglich und die Mechaniken sind schnell gelernt, bietet dabei aber durchaus eine gewisse Herausforderung und macht es einem nicht zu leicht. Gerade die Northgard Konsolenversion bietet Spielern die Möglichkeit, Northgard gemütlich auf dem Sofa oder unterwegs zu spielen. Die Konsolenportierung ist dabei wirklich mehr als gelungen und tut dem Spiel in meinen Augen keinen wirklichen Abbruch. Auch habe ich das Gefühl, dass Northgard noch durchaus Potenzial zur Weiterentwicklung hat. So enthält es viele Spielelemente, die für sich genommen großartig sind und Spaß machen können. Lediglich die Verflechtung dieser sowie die Möglichkeiten, unsere Wirtschaft und Strategie zu optimieren, lassen hier und da für meinen Geschmack noch zu wünschen übrig. Für die PC-Version hat Shiro Games allerdings vor kurzem ein großes und kostenloses Content-Update mit dem Namen Northgard: Conquest veröffentlicht. Die Chancen stehen also gut, dass das Spiel auch weiterhin Updates erhalten und sich somit noch um einiges Weiterentwickeln wird.
Fans des Strategiegenres sollten sich auf jeden Fall mit dem Spiel befassen. Wer damit leben kann, nicht permanent über Warenkreisläufen oder Militärstrategien zu brüten wird hier mit einer netten Story und einem angenehmen durchaus forderndem Gameplay belohnt, die aus Northgard ein gutes Spiel machen.
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Images by Shiro Games
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Schlagwörter: games, Northgard, RTS