Pheme: Lügendetektor für Twitter in Arbeit

Ein Team von Wissenschaftlern hat es sich zur Aufgabe gemacht, unter dem Namen Pheme einen Lügendetektor für Twitter zu entwickeln. // von Daniel Kuhn

Fuente de la Fama (Bild: Luis García [CC-BY-SA-3.0-es], via Wikimedia Commons)

Das Internet ist zwar ein unerschöpflicher Quell an Informationen, allerdings ebenso auch voll von Halbwahrheiten, Gerüchten und Lügen, die sich oftmals in Sekundenschnelle wie ein Lauffeuer in der ganzen Welt verbreiten. Zwischen Wahrheit und Lüge zu unterscheiden ist hier nicht immer ganz einfach. Ein Forschungsprojekt von 5 europäischen Universitäten und 4 Unternehmen, nimmt dieses Problem in Angriff und entwickelt mit Pheme einen Lügendetektor für Twitter.


Warum ist das wichtig? Gerüchte und Falschmeldungen lassen sich in sozialen Netzwerken nur schwer von wahren Meldungen unterscheiden.

  • Gerüchte, Halbwahrheiten und Falschmeldungen gehören zum Alltag in den sozialen Netzwerken.
  • Oftmals werden derartige Meldungen ungeprüft von Nutzern als Wahrheit weitergeteilt.
  • Pheme ist ein Forschungsprojekt, das beim Entscheidungsprozess als Hilfestellung dienen soll.

The Freedom to Speak ist the Freedom to lie

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Hat bei den Unruhen in England 2011 tatsächlich das London Eye gebrannt? Laut Twitter schon, in der Realität aber natürlich nicht. Der Wahrheitsgehalt derartiger Tweets ist nicht immer gleich zu erkennen. Die Schnelllebigkeit im Internet sorgt zudem oft dafür, dass einige Journalisten derartige Meldungen nicht gründlich prüfen, bevor sie als Tatsachen in die Nachrichtenkanäle gedrückt werden. Man will halt der erste sein, der darüber berichtet.

Die sozialen Netzwerke bieten die Freiheit mitzuteilen, was man möchte – eben auch Lügen. Oftmals sind diese harmlos und eher als Scherze gemeint, allerdings kann es auch schnell gefährlich werden, wie beim Hurrikane Sandy. „Während des Sturms Sandy an der US-Ostküste hat ein Mitarbeiter der New Yorker Börse die Meldung herausgegeben, dass das Gebäude der Börse unter Wasser stehe. Wenn so etwas nicht sofort korrigiert wird, kann das eine Panik auslösen“ erklärt Thierry Declerck gegenüber jetzt.de. Er arbeitet als Sprachtechnologe an der Universität des Saarlandes und ist am Projekt Pheme beteiligt.

Wahr ist, was wahr ist

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Pheme ist ein Projekt, an dem ein internationales Team von Wissenschaftlern arbeitet. Mit dem Tool soll sich der Wahrheitsgehalt eines Tweets bestimmen lassen. Was im zwischenmenschlichen Bereich schon nicht immer ganz einfach ist, wird in den Social Networks fast unmöglich. Da dort Mimik, Stimmlage oder Körperhaltung des Gegenübers im Moment des Postens wegfallen, lassen sich Lügner nur schwer als solche entlarven.

Pheme soll diese Aufgabe bewältigen indem Tweets zunächst als Themencluster zusammengefasst und dann analysiert werden. Declercks Spezialgebiet Computerlinguistik spielt dabei die Hauptrolle: „Wir können dann automatisch nach Schlüsselwörtern und Satzbau-Patterns suchen und diese deuten„. Handelt es sich um eine hitzig geführte Debatte, oder werden nüchtern Fakten präsentiert, tritt ein Nutzer eher als „Schreihals“ auf, oder ist er eher zurückhaltend, Was für Vokabular nutzt er, wie häufig wird ihm zugestimmt, oder seine Meldungen sogar von seriösen Medien übernommen? All diese Faktoren spielen in die Bewertung eines Tweets mit rein – deren Gewichtung wird allerdings derzeit noch ausgearbeitet.

Pheme wird am Ende kein Ergebnis „Wahr“ oder „Falsch“ präsentieren, sondern eine Zahl. Diese Wahrscheinlichkeitsprognose für die Wahrheit soll dem Nutzer dabei helfen, den Wahrheitsgehalt eines Tweets einzuschätzen – es handelt sich also eher eine Empfehlung denn ein Urteil. Das Forschungsprojekt ist für drei Jahre angesetzt und wird von der Europäischen Kommission finanziell unterstützt. Bis zu den ersten greifbaren Ergebnissen müssen wir uns also leider noch eine Weile gedulden – bis dahin empfiehlt es sich also, skeptisch gegenüber Sensationsmeldungen in den Social Networks zu sein und nicht alles zu glauben.


Teaser & Image by Luis García (CC BY-SA 3.0 es)


ist Wahl-Berliner mit Leib und Seele und arbeitet von dort aus seit 2010 als Tech-Redakteur. Anfangs noch vollkommen Googles Android OS verfallen, geht der Quereinsteiger und notorische Autodidakt immer stärker den Fragen nach, was wir mit den schicken Mobile-Geräten warum anstellen und wie sicher unsere Daten eigentlich sind. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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