Mit neuen Funktionen beweist Pinterest, dass der Kommerz die treibende Kraft auf der virtuellen Bilder-Plattform ist. // von Tobias Schwarz
Mit „Cinematic Pins“ zieht quasi das Video in die Foto-Community Pinterest ein, aber die neue Funktion ist nicht für die Nutzer gedacht. Nur Werbetreibende können mit das neue Anzeigenformat nutzen, um die sowieso schon hohen Marketing-Zahlen noch weiter voranzutreiben. Bei Pinterest geht es ums Geld verdienen, wie so oft im Internet. Kreativität und soziale Vernetzung sind nur Nebenerscheinungen, wie so oft im Internet, aber bei Pinterest ist der Kontrast besonders drastisch.
Pinterest fokussiert sich auf die Werbebudgets
Die letzten Neuerungen auf Pinterest sind nur Werbetreibenden vorbehalten, denen die vermeintlich soziale Bilder-Plattform die Möglichkeit gibt, erstmals auch bewegte Bilder als Anzeige auf den virtuellen Pinnwänden zu platzieren. Die sogenannten „Cinematic Pins“ sind quasi das Pendant zu Video-Werbung in anderen sozialen Netzwerken. Abgespielt werden die animierten Pins, sobald Nutzer die Seitenansicht bewegen. Stoppen sie den Cursor, hält auch das Video an. So sollen Nutzer das Gefühl von Kontrolle behalten, während Marketer neue Formen des Storytelling testen können. Wird direkt auf die Anzeige geklickt, startet die Werbung im Vollbild.
Über Promoted Pins sollen jetzt auch Apps auf das mobile Endgerät installiert werden können. Dafür spezifiziert Pinterest den Content seiner Nutzer in 30 Kategorien, was die Zuordnung von Werbung erleichtert. „Was wir hier ankündigen ist eine vollkommen neue Palette an Möglichkeiten bei Promoted Pins, die unserer Meinung nach eine Lösung für Geschäfte jeglicher Größe und mit den unterschiedlichsten Marketing-Zielen anbietet„, erklärt Tim Kendall, der bei Pinterest für die Monetarisierung zuständig ist. Diesen Sommer sollen zudem auch noch ein Preismodell auf Cost-Per-Engagement-Basis angeboten werden.
Kreativität und das Soziale sind Nebensache
Das ein Unternehmen Geld verdienen will, kann man ihm nicht vorwerfen. Und Pinterest tut dies auch auf eine an sich vollkommen akzeptable Art und Weise – mit Werbung. Nebenbei funktioniert Pinterest ja auch immer noch, wie man es einmal kennengelernt hat. Für eine möglicherweise anstehende Reise entlang der Elbe, sammle ich beispielsweise gerade auf Pinterest Bilder von Orten an dem Fluss, die ich besuchen möchte. Die Bilder kommentieren zu können und mit der Foursquare-Ortsangabe zu vertaggen ist äußerst praktisch. Allerdings wirkt die Pinnwand wie für sich stehend und nicht als Teil eines riesigen sozialen Netzwerks.
Betrachtet man aber die wenigen in den Medien gehandelten Zahlen über Pinterest (eMarketer: 47,1 Millionen aktive Nutzer in 2015, 11,4 Prozent mehr als im Vorjahr), welches selber keine Zahlen veröffentlicht, scheint mein dem Gedanken eines sozialen Internets entsprechendes Nutzungsverhalten schon fast exotisch. Eine aktuelle Studie meldet, dass rund 90 Prozent der Pinterest-Nutzer bereits einen Kauf aufgrund eines Pins getätigt haben. Mehr als zwei Drittel aller Pins sind von Marken generiert. Der Kommerz ist wichtiger als das Soziale.
Ich, als selber Pin erstellendes Individuum, komme mir deshalb schon fast wie ein menschlicher Exot vor unter all den Werbung schaltenden Firmen, die laut eMarketer dieses Jahr mehr 23,7 Milliarden US-Dollar für Werbung in soziale Netzwerken ausgeben werden (33,5 Prozent mehr als im Vorjahr). Warum Pinterest seinen Fokus auf die Werbebudgets legt, ist mir klar, aber es fällt mir immer schwerer zu begründen, wieso ich Zeit in dieses nur vermeintlich soziale Netzwerk stecke.
Teaser & Image by Pinterest
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Schlagwörter: Cinematic Pins, Pinterest, Social Media, werbung