Die Mobilfunksparte von Nokia wurde an Microsoft verkauft, doch die finnische Firma lebt weiter und versucht mit dem Android-Tablet Nokia N1 den Neuanfang. // von Daniel Kuhn
Nokia, einst weltgrößter Hersteller von Mobiltelefonen hat in den letzten Jahren einen harten Abstieg erlebt, der im Verkauf der Mobilfunksparte an Microsoft gipfelte. Doch auch wenn Microsoft inzwischen den Namen Nokia für die eigenen Smartphones eingestampft hat, ist die finnische Firma noch nicht am Ende. Gestern wurde das Android Tablet Nokia N1 vorgestellt und auch wenn viele nun lamentieren, dass der Schachzug gute vier Jahre zu spät kommt, markiert das Android-Tablet, das dem iPad Mini sehr ähnelt, für andere den Neuanfang für Nokia. Doch hat das Unternehmen mit einem Android Tablet und ohne Smartphones auf dem hart umkämpften Markt eine überhaupt Überlebenschance?
Warum ist das wichtig? Nachdem der einstige Mobilfunkmarktführer viele Fehler gemacht und die Mobilfunksparte an Microsoft verkauft hat, versucht das Nokia nun zu zeigen, dass man aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat.
Mit dem Nokia N1 wurde gestern das erste Android-Tablet der Finnen vorgestellt.
Äußerlich ähnelt es stark dem iPad Mini von Apple, doch im Inneren ist es ein reines Android-Tablet.
Da Nokia auch nach wie vor hauptsächlich mit Mobiltelefonen assoziiert wird, dürfte der Neustart mit dem Tablet nicht leicht werden.
Nokia N1: Ein neues Tablet ist wie ein neues Leben
Endlich, Nokia setzt nun tatsächlich auf Android. Erstes Ergebnis dieser Neuausrichtung ist das gestern vorgestellte Tablet Nokia N1. Auch wenn es äußerlich sehr stark an das iPad Mini von Apple erinnert, läuft auf dem 7,9 Zoll-Tablet die aktuellste Version von Googles Mobile-OS, Android 5.0. Nicht nur optisch haben die beiden Geräte viel gemeinsam, sie werden auch beide von Foxconn zusammengebaut. Das Tablet besitzt alle Ausstattungsmerkmale, die man von einem konkurrenzfähigen Gerät derzeit erwartet: eine starke Quad-Core-CPU (Intel Atom Z3580), ein hoch auflösendes Display (2048×1536 Pixel), genügend Speicher (2GB RAM, 32GB ROM) und einen 5.300 mAh starken Akku und das alles in einem nur 6,9 Mm dünnem Gehäuse. Das Nokia N1 soll Anfang 2015 zunächst in China und danach in Amerika und Europa erscheinen und 249 Euro kosten.
Die Finnen geben sich bei der Präsentation des Tablets selbstsicher und bezeichnet es stolz als Neuanfang. Und dieser ist auch dringend nötig, denn nach einem harten Abstieg vom Mobilfunkthron steht das Unternehmen quasi bei null. Der ehemalige CEO Stephen Elop hat sich jahrelang geweigert, auf Googles Android-OS zu wechseln, obwohl der Sinkflug von Nokia und der Aufstieg von Android ironischerweise genau entgegengesetzt verliefen. Nachdem Microsoft die Mobilfunksparte von Nokia übernommen hat, hat der Konzern aus Redmond nun auch die Marke Nokia eingemottet und fertigt Smartphones nun selber unter dem Label Microsoft Lumia. Aber Nokia war doch mehr als nur eine Mobilfunksparte, das zumindest wollen die Finnen nun beweisen und so folgt nach dem Verkauf an Microsoft nun endlich der überfällige Sinneswandel und Wechsel zu Android.
Don’t call it a comeback (yet)
Das neue Tablet und vor allem der lang überfällige Wechsel auf Googles Android-OS reichen zwar aus, um einige Enthusiasten in Freudentaumel zu versetzen, doch ob es ausreicht, um die Firma zu retten und wieder erfolgreich zu machen, darf angezweifelt werden. Ein Tablet, und mag es noch so gut sein, reicht nicht um auf dem hart umkämpften Markt zu überleben, schon gar nicht, ohne Smartphones. Genau diese darf Nokia aber über mehrere Jahre nicht bauen, wie es der Microsoft-Deal vorsieht. Nun kann man also Tablets und vielleicht Wearable-Devices bauen, allerdings ist der Tablet-Markt inzwischen mit unzähligen guten und günstigen Geräten überschwemmt und Wearables können trotz des Hypes noch lange nicht als lukrativ angesehen werden. Dazu kommt, dass die Marke Nokia fast ausschließlich mit Mobiltelefonen assoziiert wird, aber ob die alte Verbundenheit ausreicht, dass ehemalige Nokia-Nutzer auch zu einem Tablet der Finnen greifen?
Im App-Sektor versuchen die Finnen ebenfalls auf Android-Geräten Fuß zu fassen. Mit Here Maps steht eine Alternative zu Google Maps zumindest als Beta-Version bereit und der Z-Launcher, der sich übrigens auch auf dem Nokia N1 findet, ersetzt die Standard-Benutzeroberfläche mit einem finnischen Touch und neuen Funktionen. In der Hoffnung, die immer noch starke Marke Nokia zu retten, hat Nokia zudem angekündigt, die Marke künftig lizenzieren zu wollen. Damit können Drittanbieter den Namen für eigene Geräte nutzen. Ob dieser Weg allerdings in die richtige Richtung führt, oder doch in einem Verkehrsstau endet, ist derzeit noch schwer einzuschätzen. Fest steht nur, einfach wird der Weg zurück an die Spitze für Nokia sicher nicht.
Images by Felicitas Hackmann
Artikel per E-Mail verschicken
Schlagwörter: N1, nokia, tablet