Wie mein Smartphone mein Leben kontrolliert

Das Smartphone ist fester Bestandteil unseres Lebens, manchmal schon zu sehr. Wer meine Kolumne aufmerksam verfolgt, wird inzwischen wissen, dass mein mobiles Endgerät einen hohen Stellenwert in meinem Leben hat. Um mich selbst zu zitieren: “Ohne mein Handy fühle ich mich leer und einsam.” Äh, ja. Daran hat sich auch nach dem Defekt im Oktober nichts geändert. Mit meinem neuen alten Gerät ist es genau das Gleiche. Vielleicht kennt ihr das ja. Man fühlt sich irgendwie abhängig, aber abhängig wovon? Vom Gerät an sich? Den unbegrenzten Möglichkeiten, mit Freunden und Bekannten zu kommunizieren? Den vielen bunten Bildchen? Oder vielleicht auch von einer Mischung aus allem?

Wie auch immer, wenn es dir bewusst wird, nervt es umso mehr. So geht es mir jedenfalls. Dass der Besitz eines Smartphones inzwischen überall – und gerade im Medienstudium – vorausgesetzt wird, macht es nicht unbedingt besser. Ich will ja gar nicht permanent online sein. Deshalb schalte ich das Ding auch gelegentlich ab. Nur in der Zeit kommen dann natürlich besonders viele Nachrichten. Als hätten die Leute das geahnt.

Manchmal kommt es mir echt so vor, als ob dieses Ding mein Leben kontrolliert. Da gibt es zum Beispiel diese fehlende Synchronisation zwischen Facebook und seinem Messenger, die mich regelmäßig in den Wahnsinn treibt. Angenommen, ich habe die Seite am PC geöffnet und erhalte eine Nachricht, diese lese und beantworte ich direkt am Computer. Etwas später schaue ich auf mein Handy. Dort wird mir eine ungelesene Konversation angezeigt. Es ist dieselbe, die ich schon längst gelesen und beantwortet habe. Trotzdem falle ich jedes Mal drauf rein.

Schnelle Reaktion auf Nachrichten

Darüber hinaus habe ich mir irgendwann mal angewöhnt, mein Smartphone unterwegs ständig in der Hand zu halten und gelegentlich darauf zu gucken. Das hat einen ganz praktischen Grund: Falls eine wichtige Nachricht eintrifft oder ein Anruf eingeht, kann ich sofort darauf reagieren. Außerdem spart es Zeit, morgens auf dem Weg zur Uni die Mails zu checken. Andererseits kann man sich mit dem Gerät in der Hand so schön unauffällig wichtig machen: “Schaut her, ich bin ja so beschäftigt!”

Eigentlich stimmt das sogar. Nur manchmal – das gebe ich zu – tippe ich nur auf meinem Smartphone herum, um vor meinen Mitmenschen besonders cool zu wirken. Was mich aber am meisten stört: Das sogenannte Phantomvibrieren. Ein Phänomen, dem man wahrscheinlich nur als Hardcore-Handy-Nutzer begegnet. Das heißt, ich bilde mir nur ein, dass mein Handy vibriert, in Wirklichkeit passiert aber – nichts. Trotzdem gucke ich natürlich sofort auf das Display. Gerade, wenn man ungeduldig eine wichtige Nachricht erwartet, taucht das auf. Also bei mir jedenfalls.

Ich muss zugeben, manchmal wäre es mir lieber, wenn auch mein Ersatz-Smartphone kaputt ginge, so blöd das auch klingt. Dieses permanente Online-Sein ist nämlich vor allem eins: Stressig! Und hält mich von anderen Dingen ab. Klar, man hat es sich angewöhnt, den Leuten über Whatsapp oder Facebook Messenger zu schreiben. Aber, seien wir ehrlich: Wer mich wirklich erreichen will, findet auch andere Wege. Und sei es via klassischer SMS. In den 2000ern hat das schließlich auch funktioniert.


Image (adapted) “Two Dreamers and a Smartphone Addict” by Jake Stimpson (CC BY 2.0)


 

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