Auf der Social Media Week Hamburg sprach Matthias Brinkmann mit Musikern über den Einsatz von Social Media. // von Tobias Schwarz
Nach fast zwei Jahrzehnten Internet und immerhin schon zehn Jahren Facebook, ist das Digitale immer noch ein Thema, dass von Musikern mit gemischten Gefühlen wahrgenommen wird. Um so mehr überraschte es, wie ruhig die Stimmung auf dem Panel „Social Media für Musiker“ der Social Media Week Hamburg war.
Musik ist ein sekundäres Medium
Die Zahlen sind beeindruckend. Matthias Brinkmann startete seinen Vortrag auf der Social Media Week Hamburg mit Fakten: im Jahr 2013 gab es weltweit mehr als 6 Milliarden Likes für Musiker auf Plattformen wie Facebook und Spotify. Dies bedeutet im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung von 5 Prozent. Im Streaming-Bereich ist der Zuwachs mit 137 Prozent noch größer. Mehr als 223 Milliarden Streams von Musik (Video oder Audio) gab es im letzten Jahr. Ohne Zweifel, diese Zahlen sind vor allem von den bekannten Künstler wie Lady Gaga oder Katy Perry, aber gerade deshalb steht Erfolg in Social Media in einem direkten Zusammenhang mit den Umsätzen.
Durch die Digitalisierung und neuen Geräten wie Smartphones und Tablets ist Musik immer verfügbar und wird „zu einem sekundären Medium„, wie Brinkmann erklärte. Da Musik immer da und einfach zu bekommen ist, verändert sich die Wahrnehmung. Nicht das Werk an sich steht im Vordergrund, sondern oft die Musiker. Musik ist und bleibt deshalb vor allem ein soziales Medium – ein Umstand, der gerade in Zeiten von sozialen Netzwerken zum eigenen Vorteil genutzt werden kann. Freunde sind immer noch der wichtigste Einflussfaktor für Verkaufsentscheidungen, Musiker über die man reden (kann), sind deshalb meist auch die erfolgreicheren Künstler. Dies ist unabhängig vom Alter, denn 97 Prozent aller Social Media-Nutzer teilen Inhalte.
Wird aus der Band dann die Brand?
Nein, das nicht, aber Brinkmann erklärt dem musikalischem Publikum, dass sie eine neue Strategie im Umgang mit Fans (nicht Kunden!) brauchen. Marktschreiermentalität, mit der neue Alben oder Konzerte angekündigt wird, reicht nicht mehr aus. Aufmerksamkeit muss zwar gewonnen werden, aber engagierter und vor allem sozialer. Neue Plattformen wie YouTube, auf denen Musiker ihre Musik viel leichter präsentieren können als im traditionellen und nicht sehr vermissten Musikfernsehen, helfen einem dabei, denn sie sind zugleich soziale Netzwerke mit neuen Möglichkeiten.
Es geht nicht mehr um Verkaufszahlen, sondern um die Bindung von Fans. Deshalb müssen die Möglichkeiten des Rückkanals in Social Media genutzt werden und von Fans erstellte Inhalte gewürdigt und genutzt werden. Fans wolen eben mehr als nur Fans sein, die wollen Transparenz und wissen, wer die Musiker sind und wofür sie stehen. Haben die Fans einen Grund, sich mit einem als Musiker auseinanderzusetzen, haben sie auch Gründe sich Platten, Konzertkarten, etc. zu kaufen. Brinkmann empfiehlt deshalb anspruchsvolle Kommunikation mit z.B. visuellen Inhalten, aber vor allem Authentizität. Fehlt die, merken das Fans auf den verschiedenen Social Media-Kanälen sofort und beenden ihr Engagement. Kunden sind sie schon woanders.
Teaser & Image by Tobias Schwarz/Netzpiloten (CC BY 4.0)
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3 comments
Diese sehr gute Beschreibung und Zusammenfassung der Musik-Fans der Gegenwart passt ja auch gut zu der Tatsache, dass Musiker Live-Konzerte immer mehr in den Fokus stellen. Natürlich auch, weil die Umsätze mit dem Verkauf von Musik zurückgeht, aber auch, weil das wahre Bindung zu den Fans schafft und wunderbar zum immer ausgeprägteren Event-Verhalten der Fans passt. Und YouTube ist wirklich die ideale Ergänzung zu MTV, auch wenn es oft ärgerlich ist, dass Videos in Deutschland wegen der GEMA-Problematik nicht gespielt werden dürfen.
„Es geht nicht mehr um Verkaufszahlen, sondern um die Bindung von Fans.“
Letztendlich geht es gerade bei der Fanbindung doch immer um Verkaufszahlen. Gebundene Fans kaufen Platten und gehen auf Konzerte. Verkaufte Tickets und Alben sind das, wovon der Künstler sein Lebensunterhalt bezahlt. Was sich vermutlich geändert hat, sind die Ansprüche der Fans an die Kommunikation der Künstler. Und da gibt es klar Aufholbedarf seitens der Künstler.