Summer Game Fest Ranking: Xbox/Bethesda rockt mit Starfield

Die E3 findet dieses Jahr nicht statt und wir haben bereits in Frage gestellt, ob sie überhaupt noch wirklich zurückkehren wird. Stattdessen gibt es dieses Jahr aber wieder das Summer Game Fest, das Gamern bereits während der beiden Corona-Fastenjahre bekannt geworden ist. In unserem Summer Game Fest Ranking, ordne ich die einzelnen Showcases ein. Welche Veranstaltung konnte am meisten überzeugen?

Dabei handelt es sich übrigens um ein höchst subjektives Ranking, auch wenn ich bemüht bin, über meine eigenen Gaming-Präferenzen hinaus zu schauen. So viel sei bereits verraten: Microsoft hat für mich auch dieses Jahr wieder am stärksten überzeugt, was aber erneut vor allem mangelnder Konkurrenz liegt. Ausgerechnet das namensgebende Summer Game Fest hat mich dagegen am wenigsten überzeugen können. Ihr wollt wissen woran das lag? Na dann müsst ihr noch ein Stückchen weiterlesen.

Es geht hierbei übrigens vor allem um die Neuvorstellungen, sodass wir etwa das Tribeca Games Showcase auslassen, welches aber interessante Einblicke hinter die Kulissen einiger Spiele bietet.

Platz 1: Xbox- / Bethesda-Showcase

Kommt euch das bekannt vor? Ja, bereits 2021 habe ich Microsoft als eindeutigen Gewinner der E3 gekürt. Sie schienen der einzige Publisher, der die E3 halbwegs ernst genommen hat und boten mit dem Game Pass ein riesiges Zugpferd. Im Summer Game Fest Ranking schreiben sie die Geschichte mehr oder weniger fort.

Das liegt auch daran, dass sie über ein riesiges Studio-Portfolio verfügen und alle Spiele eigener Studios sofort im Game Pass spielbar sind. Dieses Jahr haben sie sich entschieden, sich nur auf Spiele zu beschränken, die im Laufe der nächste 12 Monate erscheinen. Das reichte trotzdem für gute anderthalb Stunden mit vorwiegend hochwertigen Spielen, bei denen potentielle Top-Hits trotzdem eher rar waren.

Trotzdem lässt es sich sehen. Redfall ist ein spannender Koop-Shooter, es gab Gameplay zu A Plague Tale: Requiem und einige Neuigkeiten zur Forza-Reihe und den Flight Simulator für den es sogar den Pelican aus Halo gibt, der uns offenbar auch ganz neue Perspektiven auf die Welt gewährt. Mit Riot Games kommt außerdem die League of Legends-Reihe inklusiver aller aller freigeschalteter Helden in den Game Pass.

Außerdem gab es Trailer zu ARK 2, Overwatch 2 und Diablo 4 mit dem Nekromanten als letzte bestätigte Klasse. Auch beeindruckt es ein bisschen, dass Fallout 76 trotz katastrophen-Release immer mehr erweitert wird. Für mich gehörte auch zu den Highlights, dass Persona 3 bis 5 ihren Weg auf die Xbox finden und auch Pentiment wird ein sehr spannendes, wenn auch gewagtes mittelalterliches Story-Adventure von Obsidian. Einen richtig dicken Fisch hat Microsoft aber auch mit einem neuen Spiel „Overdose“ von der Legende Hideo Kojima an Land gezogen.

Starfield als krönender Abschluss

Am heißesten erwartet waren aber natürlich erste Gameplay-Informationen zu Bethesdas aktuellem Megaprojekt Starfield. Das Warten hatte sich tatsächlich gelohnt, denn es gab neben einem cinematischen Trailer auch Einblicke in gleich mehrere Bereiche des kommenden Rollenspiel-Giganten. Dabei ging der Chefentwickler nicht nur auf die Story, sondern auch auf Skills, Charakterbaukasten und Basen- und Raumschiffbau ein.

Genau, ihr könnt in Starfield sogar euer eigenes Raumschiff selbst zusammenbasteln und damit gut 1000 Planeten in 100 Sonnensysteme erkunden. Allerdings wirkten die gezeigten Planeten abseits der Story-Orte ziemlich leer, weshalb man sich da nicht zu viel erwarten sollte. Dieser Aspekt des Spiels dürfte wohl eher an No Man’s Sky erinnern. Trotzdem war die Vorstellung von Starfield echt beeindruckend und zurecht der krönende Abschluss einer Präsentation , die mit Leichtigkeit das beste Lineup vorzeigen konnte und dabei trotzdem mit anderthalb Stunden für das Gezeigte ziemlich kurz war. Die PC Gaming Show dauerte im Vergleich ganze 2 Stunden bei deutlich weniger Qualität.

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Platz 2: State of Play

Gerade im Vergleich zu Microsoft, hat Sony schon auf der E3 der letzten Jahre eher kleine Brötchen gebacken. Allerdings setzt Sony ohnehin mit ihrer State of Play nach Nintendos Vorbild auf ein unregelmäßiges Format, das dafür mehrfach im Jahr ein Update zu kommenden Spielen oder neuen Inhalten gibt. Gelegentlich gibt es auch Sonderausgaben zu einem einzelnen Spiel wie im März zu Hogwarts Legacy.

Die State of Play muss sich trotz ihrer nur 30 Minuten dennoch kaum hinter Microsoft verstecken. Trotz der Kürze gibt es nämlich schon einige Schauwerte mit dem Resident Evil 4-Remake als Opener und einem Final Fantasy XVI-Trailer zum Schluss. Letzterer deutet an, dass die Beschwörungen dort eine deutlich größere Rolle spielen werden. Mittendrin ist Stray ein atmosphärisches Highlight, das mich noch neugieriger auf das außergewöhnliche Robotersetting mit einer streunenden Katze als Protagonisten macht. Auch wenn absolut nicht mein Genre, konnte The Callisto Protocol mit starken Dead Space-Vibes, grandioser Grafik und wuchtigem Gameplay überzeugen.

Eine Erwähnung wird ist auch das Major Update für Horizon: Forbidden West, das recht schnell mit einem Transmog-System und einem New Game+ Wünsche der Spieler hinzufügt – Ein Cyberpunk 2077 tut sich da vergleichsweise schwerer. Eine Vorreiterrolle bewahrt sich Sony außerdem auch bei den VR-Games. Mit Resident Evil, The Walking Dead, No Man’s Sky und Horizon sind gleich vier wichtige Franchises für PlayStation VR2 in Entwicklung.

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Platz 3: Devolver Digital

Ich gebe es zu: Die Spiele von Devolver Digital interessieren mich in der Regel nicht die Bohne. Dafür weiß der Indie-Publisher es, den jährlichen Showcase immer sehr denkwürdig-absurd zu gestalten. Auch dieses Jahr. Mehr als dass ein Mech dabei die Hauptrolle spielt, verrate ich euch aber nicht. Das müsst ihr den Showcase einfach selbst sehen.

Aber auch wenn ich selbst meist wenig mit den Spielen anfangen kann, habe ich trotzdem Hochachtung dafür, welche Chancen Devolver völlig abgefahrenen Konzepten gibt. Das ist auch dieses Jahr nicht anders. Gleich den Auftakt macht dabei das wohl am heißesten erwartete Spiel Cult of the Lamb, das mit zuckersüßem Stil spielerisch offenbar zwischen Aufbaustrategie und Bindings of Isaac verortet ist.

Auch der Trailer zu Anger Foot ist einfach on point. Das Spiel ist offenbar eine Agressionsorgie in der sämtliche Probleme und Gegenstände vor allem mit nem saftigen Tritt von sich gestoßen werden. Der Trailer ist aber vor allem wegen seinem Schnitt und der Musik genial. Auf meiner eigenen Liste landet aber am ehsten The Plucky Squire, ein Spiel, in dem der namensgebende Knappe aus einem Bilderbuch heraus die echte Welt entdeckt. Offenbar wird dabei geschickt mit 3D-Welt und und 2D-Welt auf Oberflächen gespielt.

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Platz 4: Capcom Showcase

Das Capcom Showcase war ähnlich der State of Play gut 30 Minuten lang, bot dafür aber einen nicht ganz so bunten Mix. Im Vordergrund standen ganz klar die beiden Franchises Monster Hunter und Resident Evil sowie das kommende Spiel Exoprimal.

Der Monster Hunter-Block widmete sich ganz dem Switch-Ableger Monster Hunter Rise und gab Einblicke in die kommende Erweiterung Sunbreak und kostenlosen Updates, die zusätzlich in den nächsten Monaten erscheinen.

Resident Evil-Fans kamen zum Schluss nochmal richtig die Kosten mit der Ankündigung eines Resident Evil Village-DLCs inklusive 3rd-Person Perspektive und neuem Story-Content. Auch zum Resident Evil 4-Remake gab es noch ein kleines Gespräch, jedoch ohne viel Mehrwert.  

Der kommende Co-Op Dinoshooter Exoprimal wirkte geradezu absurd trashig und bietet sogar einen waschechten Dinosaurier-Tornado. Schwer abzusehen, ob da ein totaler Flop oder ein Kultspiel entsteht.

Darüber hinaus gab es nach dem bekannten Trailer zu Street Fighter 6 noch Ausblick auf einige Retrosammlungen von Capcom.

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Platz 5: PC Gaming Show

Eigentlich war die PC Gaming Show ein Gegenentwurf zum Summer Game Fest. Die Präsentationen waren meist Indie Games mit sehr starkem Fokus auf Strategiespielen. Dabei zog es sich aber ähnlich in die Länge wie das eigentliche Mainevent und war eher rar an wirklichen Höhepunkten. Hier machte für mich die persönliche Präferenz einfach den Unterschied. Für mich sind nämlich trotz allgemeiner Belanglosigkeit doch ein paar Spiele auf meiner imaginären Merkliste gelandet.

Zu den Highlights zählte The Alters von Frostpunk-Entwickler 11 bit studios, das wohl auf einzigartige Art zeigt, wie Umfeld und Entscheidungen zu einer ganz anderen Persönlichkeit führen können. Ebenfalls machte das Sci-Fi-Abenteuer The Invincible Lust auf mehr. Stark war aber wie gesagt vor allem der Strategie- und Simulations-Sektor. Paradox kündigte Victoria 3 an,  Laysara: Summit Kingdom ist ein Aufbauspiel mit dem spannenden Twist, dass man an den Hängen eines Berges baut, Nivalis lässt euch Cyberpunk als Besitzer eines Imbiss oder Clubs erleben und Farthest Frontier könnte eine spannende Alternative zu Anno werden. 

Für mich recht spannend war Norland, dass ein bisschen wie ein RimWorld im Mittelalter-Setting wirkt. Eines der bizarrsten Spiele war Them’s Fightin‘ Herds, das ein bisschen wie ein My Little Pony-Prügelspiel wirkte. 

Trotzdem war die PC Gaming Show deutlich unter meinen Erwartungen geblieben. Letztes Jahr waren gefühlt ein paar Highlights mehr dabei und die Genres etwas gleichmäßiger verteilt. Auch war der Abschluss eher ein lauer Furz als ein Knaller. Half-Life Alyx: Levitation ist zwar Teil einer großen Franchise, aber als VR-Game macht es für die große Masse wenig her. Die Grafik wirkte altbacken, das Gameplay nicht so immersiv, wie es beim tatsächlichen Spiel wirken würde. Auch die Präsentation bekam die State of Play in ihrem VR-Block deutlich besser hin. So war der Abschluss ein grafisch mittelmäßiger und generisch wirkender Shooter, bei dem die Waffenhand frei schwebt. Das Abschluss-Reel mit verpatzten Szene war dafür nochmal ganz amüsant.

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Platz 6: Summer Game Fest

Okay, ich habe eh das Gefühl, dass Geoff Keighley mit dem Summer Game Fest und ähnlichen Auftritten seine Journalisten-Seele ein Stück weit verkauft hat. Es fing 2017 als Teil der E3 an und gewann mit dem Ausfall der E3 2020 deutlich an Relevanz. Für mich war es aber eher etwas das ich angenommen habe, weil es ja sonst nichts gab. Schon die letzten beiden Jahre war das Summer Game Fest eher eine sehr inspirationslose Werbeveranstaltung ohne wirklich viel Herz. So auch dieses Jahr.

Es dauerte glaube ich eine gute Stunde, bis das erste Spiel vorgestellt wurde, das nicht irgendwo zwischen Shooter und Horror zu verorten war – meist mit einem eindeutigen Science-Fiction-Thema. Zugegeben gab es dabei auch ein paar beeindruckendere Trailer, darunter das von der State of Play bekannte The Callisto Protocol. Auch Aliens: Dark Descent zeigte Potential, wildert aber in sehr ähnliche Gewässern. Anschließend ging es vorwiegend zu comichaften Indie-Titeln und schließlich zu asiatischen Spielen über, von denen – bis auf eine Ausnahme – keines ansatzweise zünden konnte.

Für mich selbst waren die Highlights eher Nischentitel. Zum einen bin ich gespannt auf One Piece: Odyssey gespannt, dass allerdings so starke Dragon Quest-Vibes versprüht, dass sogar manche Assets – vor allem Bäume und generelles Figurendesign – davon entliehen wirken. Das macht aber auch Hoffnung auf ein wirklich gutes Anime-Spiel von einem Entwickler, der tatsächlich auch mit dem letzten Dragon Quest zu tun hatte. Zum anderen hat der Goat Simulator 3 einfach einen unglaublich witzigen Trailer gezeigt, der für mich eines der absoluten Highlights war.

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Fazit: Nicht gerade ein Feuerwerk

Nach dem Summer Game Fest Ranking gibt es für mich mehrere Erkenntnisse. Auf der einen Seite gibt es schon einige interessante Spiele, auf die wir uns in den kommenden Monaten freuen können, auf der anderen Seite blieb das große Feuerwerk dann doch irgendwie aus. Mir persönlich fehlt eine klassische E3, wo Gaming-Journalisten noch weitere Infos in Interviews rauskitzeln oder sogar – wenn auch oft hinter verschlossenen Türen – die künftigen Games anspielen dürfen. Die Trailer und Gameplay-Reveals können für sich nur selten einen ähnlichen Sog entwickeln. Trotzdem ist mir bewusst, dass gerade die klassische E3 nicht mehr am Puls der Zeit war.

Insgesamt wirkten die kommenden Spiele aber weitgehend ideenlos, vor allem was die größeren Produktionen angeht. Beim Summer Game Fest jagte ein Shooter den anderen. Grafik war meist gut mit Vertonung auf Kino-Niveau. Hätte man mir manche Spiele jedoch nahtlos hintereinander gezeigt, hätte ich womöglich nicht mal gemerkt, dass es ein anderes Spiel ist. Umgedreht war die PC Gaming Show dafür zu stark auf Indie- und Strategietitel ausgelegt. Es gab vieles, das nett anzuschauen war, aber den Hypeknopf konnte bei mir nur Starfield drücken. Ohne die „Fear of Missing Out“ hätte ich vielleicht manche Showcases nicht zu Ende geschaut.

Allerdings ließen auch viele große Namen das Summer Game Fest aus. Nintendo fehlte gewohnterweise komplett, ebenso wie Bandai Namco und Square Enix der Summer Game Fest fern blieben, für die ohnehin die Tokyo Games Show relevanter ist. Zum Glück gab es aus Fernost zumindest eine pralle State of Play von Sony, die Microsoft zumindest ein bisschen was entgegensetzen konnte. Mit Take-Two, Electronic Arts und Ubisoft fehlten aber auch einige der größten westlichen Publisher. Umso mehr darf man dort wohl auf die Gamescom gespannt sein.


Image by Bethesda via igdb


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