Tamagotchi–App und andere Alternativen zum Kult-Spielzeug

Ende der 90er eroberte das Tamagotchi die Herzen im Sturm. Fast jedes Kind wollte eines haben – ganz zum Leidwesen von Eltern und Lehrern, wenn das Tamagotchi im Unterricht nach Aufmerksamkeit verlangte. Sogar „Die Ärzte“ widmeten dem Tamagotchi ein gleichnamiges Lied. In Japan erschienen zudem drei Anime-Serien, die längste davon umfasst 143 Folgen. 

Überhaupt hat sich das Spielzeug-Haustier auch nach dem großen Hype überraschend gut gehalten. Ihr könnt es noch immer kaufen oder auch ganz modern als Tamagotchi-App runterladen. Wir erklären euch den Trend und zeigen euch, wie ihr auch jetzt noch in den Tamagotchi-Genuss kommt, welche Alternativen es gibt und was sie vielleicht sogar besser machen.

Das Tamagotchi – Bobo hat Kacka gemacht

Kinder wünschen sich oft ein Haustier. Doch daraus wird nicht immer etwas. Manchmal lässt es die Wohnsituation nicht zu, manchmal ahnen die Eltern einfach, dass die Kinder zwar ein Haustier wollen, nicht aber die Verantwortung.

Da kam das Tamagotchi gerade richtig. Das einförmige Gerät mit einfarbigem Display bot ein virtuelles Küken, das man hegen und pflegen muss, damit es wächst und vor allem am Leben bleibt und nicht abhaut. So muss man unter anderem seine Häufchen wegmachen, damit es nicht verdreckt.

Das Tamagotchi war damals nicht gerade komplex. Es benötigte Schlaf, Essen, Trinken und Zuneigung. Es war kein Gerät, mit dem man sich mehrere Stunden durchgehend beschäftigen konnte. Der Reiz kam eher dadurch, dass man sich regelmäßig um seine Bedürfnisse kümmern musste.

Leidtragende waren oft Lehrer und Eltern. Die Kinder waren oft beschäftigter mit ihrem Tamagotchi, als mit dem Unterricht und Eltern mussten gelegentlich aufs Tamagotchi aufpassen, wenn das Kind nicht konnte. Die Zuwendung hatte nämlich starken Einfluss darauf, wie alt das Tamagotchi wird.

In Japan trieb man das in der Ur-Version sogar noch auf die Spitze: Dort gab es keinen Resetknopf und nach dem Ableben ließ sich das Gerät nicht mehr nutzen. Aus Nachhaltigkeits-Sicht eine Katastrophe, jedoch eine gewaltige Zusatzmotivation, sich um das Tamagotchi zu kümmern.

Mittlerweile hat sich nicht nur der Klassiker etwas weiterentwickelt. Es entstanden auch viele andere Spiele, die das Prinzip aufgriffen. Wir zeigen euch beispielsweise die Tamagotchi-App und andere Tamagotchi Alternativen.

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Die offizielle Tamagotchi-App „My Tamagotchi Forever”

Das Tamagotchi war damals so praktisch, weil es eine Art Videospiel war, die man bequem in Jacken- oder Hosentasche verstauen konnte. Heute haben wir unsere Smartphones, auf denen wir – neben ganz vielen anderen Dingen – zufällig auch daddeln können.

Das hat auch das Unternehmen Bandai erkannt, welches bereits das Ur-Tamagotchi auf den Markt brachte, und gab eine Handy-App in Auftrag.

„My Tamagotchi Forever“ ist der Name der App, für die die niederländischen „Paladin Studios“ verantwortlich sind. Herausgekommen ist 3D-Spiel, das mit über 200MB ordentlich Speicher einfordert, dafür aber sehr hübsch aussieht und das beliebte Spiel an vielen Stellen erweitert.

Das Tamagotchi ist hier wirklich unglaublich süß in Szene gesetzt – das trifft sowohl auf das animierte Haustier selbst, als auch auf seine Umgebung zu. Denn fast alles im eigenen Haus und der Stadt Tamatown ist bunt, mit Schleifchen versehen oder hat ein Gesicht. Auch dass man es tatsächlich mit dem Finger streicheln oder waschen muss sorgt für mehr Bindung zum kleinen Haustier.

Vor- und Nachteil zugleich ist, dass das Tamagotchi in My Tamagotchi Forever nicht sterben kann. Das zwingt einen nicht zum Dauerspielen, beraubt die Tamagotchi-App aber auch dem Herz seines Originals. Schließlich war es gerade das Ziel, sich so gut um das virtuelle Haustier zu kümmern, dass es möglichst lange lebt. Das ist bei der Tamagotchi-App nicht mehr der Fall.

Vorsicht: Echtgeldtransaktionen!

My Tamagotchi Forever möchte euch ans Geld. Die Tamagotchi-App selbst ist zwar kostenlos, animiert aber schnell zum Kauf der Diamantenwährung für Echtgeld. Du willst keine Werbung haben? Echtgeld! Du willst besondere Gegenstände haben? Echtgeld! Du willst mehr Münzen in Minispielen bekommen und Exklusive Hausverbesserungen? Echtgeld! Die Preise für die Diamantenpakete fangen bei 2,29 Euro für 20 Diamanten an und gehen hoch bis 109,99 Euro für 4.000 Juwelen.

Für ein Spiel, dass sich vor allem an Kinder richtet, finde ich diesen extrem ungenierten Griff Richtung Kreditkarte eine regelrechte Frechheit. Ein Spiel muss finanziert werden, aber die Art und Weise ist für die Kernzielgruppe mehr als unangemessen.

Nintendogs + Cats (Nintendo 3DS / 2DS)

Wer noch einen Nintendo 3DS oder 2DS sein Eigen nennt, findet in Nintendogs + Cats eine geniale Tamagotchi-Alternative. Dabei handelt es sich um die Fortsetzung des beliebten Nintendo DS-Spiels, bei dem erstmals auch Katzen mit hinzukamen.

Spielerisch bietet Nintendogs + Cats eine Erfahrung, die dem Tamagotchi sehr nahekommt. Wir bekommen ein virtuelles Haustier, um das wir uns in Echtzeit kümmern müssen. Das bedeutet kein dauerhaftes Spielen, sondern regelmäßige Pflege unseres Vierbeiners. Diese altern allerdings nicht, sondern bleiben stets süße Welpen.

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Das stört aber nicht wirklich, da die virtuellen Vierbeiner einfach derart süß animiert sind, dass man schon fast einen Zuckerschock erleidet. Dass das Spiel dabei auch noch die damals neue 3D-Funktion des Gerätes einsetzte, macht die virtuellen Haustiere nochmal greifbarer, da sie direkt im Gerät zu leben scheinen.

Auch sonst nutzt das Spiel quasi das komplette technische Arsenal des 3DS. Wir geben unserem Haustier nicht nur einen Namen, sondern sprechen ihn ein. Und natürlich reagieren die Hunde (und Katzen) auch entsprechend, wenn man sie ruft. Auch die Erkennung von Audio-Befehlen funktioniert hier echt gut – denn unsere Schützlinge können auch einige Tricks lernen, die sie ebenso bei Wettbewerben vorführen dürfen.

Diese Wettbewerbe finden dank AR-Funktion sogar direkt in eurer Wohnung statt. Die AR-Karte wird auch für den Fotomodus genutzt, mit dem wir sogar Fotos von uns selbst mit unserem virtuellen Haustier machen können.

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The Sims 3 – Einfach Tierisch & The Sims 4 – Hunde & Katzen

Auch in der Lebenssimulation The Sims dürft ihr euch um Haustiere kümmern – vorausgesetzt, ihr besitzt das entsprechende Add-on. Das hieß bei The Sims 3 „Einfach Tierisch“ und bei The Sims 4 „Hunde & Katzen“.

In beiden Spielen ermöglicht euch die Erweiterung, eure Haustiere im Editor sogar selbst bis ins kleinste Detail zu erstellen. Dabei steht euch eine wirklich immense Auswahl von unterschiedlichen Rassen zur Verfügung, die ihr optisch auch noch weiter anpassen könnt.

Eine direkte Tamagotchi-Alternative ist das allerdings nicht. Dafür müssen wir uns nicht intensiv genug um unsere tierischen Mitbewohner kümmern. Je nach Einstellungen kümmern sich die Sims selbstständig um ihr Haustier und es ist eben auch nur eine Erweiterung zum Basisspiel, dass sich nicht nur um das eigene Haustier dreht.

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Dennoch wissen die virtuellen Haustiere selbst mich zu begeistern, der kein absoluter Tiernarr ist. Wie die Sims selbst, haben nämlich auch die Tiere ihre eigene Persönlichkeit. Es ist außerdem einfach niedlich, wie die Tiere mit den Sims, anderen Tieren und ihrer Umgebung interagieren. Etwas Erziehung ist außerdem dann doch nötig – beispielsweise wenn der Kater entdeckt, dass das teure neue Sofa perfekt für die tägliche Maniküre ist.

Bei Sims 3 – Einfach tierisch könnt ihr übrigens neben Hunden und Katzen auch Pferde als große Haustiere bekommen und sogar reiten. Bei Sims 4 – Hunde & Katzen kann man neben den 125 Hunde- und 49 Katzenrassen aber immerhin auch Füchse und Waschbären erstellen. Füchse verhalten sich allerdings wie Hunde, Waschbären wie Katzen. Als neue Karriere dürfen wir uns als Tierarzt versuchen. Beide Erweiterungen kommen jeweils auch mit vielen neuen Möbeln, Kleidungen und mehr.

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Animal Crossing: New Horizons

Okay, bis auf das „Animal“ im Namen hat Animal Crossing: New Horizons nichts mit virtuellen Haustieren zu tun. Das Spielprinzip selbst qualifiziert es dafür sehr wohl auch als Tamagotchi-Alternative. Statt einem kleinen Haustier hegt und pflegt ihr stattdessen aber eure eigene Insel. Unseren Test zum Spiel findet ihr übrigens hier.

Wie beim Tamagotchi ist auch Animal Crossing: New Horizons nicht darauf aus, euch rund um die Uhr zu beschäftigen. Durch den Echtzeit-Tag lässt sich vieles halt nur einmal am Tag machen. Der Spaß kommt vor allem durchs regelmäßige Spielen. Wir schließen unsere Insel und all ihre Bewohner (Ja, selbst dich, Tom Nook!) schnell ins Herz und gestalten dabei vieles ganz nach unseren Wünschen.

Dabei ist es aber deutlich weniger frustrierend als ein Tamagotchi. Klar gibt es viele Ziele, auf die ihr erstmal hinarbeiten muss, aber das geschieht in Animal Crossing: New Horizons ohne Druck. Ihr könnt nicht pleite gehen, es gibt keine Lebenspunkte und auch sonst keine wirkliche Schwierigkeit. Es ist ein Wohlfühlspiel, dass uns zu nichts zwingt. Trotzdem räumen wir auch mal in Animal Crossing unsere „Häufchen“ weg. Zumindest fühlt man sich dann doch manchmal verpflichtet, die täglichen Ressourcen zu farmen, weil man sie sonst ungenutzt lässt. Das ist der täglichen Pflege des Tamagotchis nicht völlig unähnlich.

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Ob Tamagotchi-App oder Tamagotchi-Alternative: Das virtuelle Haustier lebt noch

Das kleine eiförmige Gerät gibt es tatsächlich noch immer, ist mittlerweile aber dennoch mehr etwas für Liebhaber. Die knuffigen Haustiere leben aber auch so weiter. Die Tamagotchi-App „My Tamagotchi Forever“ bringt euch beispielsweise den Klassiker mit offizieller Lizenz aufs Handy. Zwar ist die App sehr auf Echtgeldtransaktionen aus, erweitert die Tamagotchi-Umgebung aber auch sinnvoll und sieht unverschämt süß aus.

Doch auch wo nicht „Tamagotchi“ drauf steht, leben die süßen Haustiere im Herzen weiter. Nintendogs + Cats ist dabei mit die direkteste Tamagotchi-Alternative. Doch auch die Haustier-Addons der Sims-Spiele überzeugen mit vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten. Selbst in Animal Crossing: New Horizons findet sich ein Stück Tamagotchi wieder, nur unser Schützling hier die Insel ist, auf der wir leben.


Image by Paladin Studios via IGDB

Das Internet ist sein Zuhause, die Gaming-Welt sein Wohnzimmer. Der Multifunktions-Nerd machte eine Ausbildung zum Programmierer, schreibt nun aber lieber Artikel als Code.


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