Sie heißen Gronkh, PietSmiet, Honigball oder PewDiePie und sie zocken Spiele. Millionen Zuschauer schauen ihnen dabei virtuell über die Schulter. Nicht wenige Zuschauer träumen davon, selbst in die Rolle des spielenden Unterhalters zu schlüpfen und sogar Geld damit zu verdienen. Doch wie realistisch ist das „schnelle Geld“ mit dem eigenen Let’s Play Kanal? Und was sind die Erfolgsfaktoren? In unserem Let’s Play Guide bringen wir euch erst einmal auf den harten Boden der Realität und geben euch dann wertvolle Tipps, um mit dem eigenen Let’s Play Kanal Erfolg zu haben. Den nächsten Gronkh machen wir sicherlich nicht aus euch, aber eine kleine, feine Community ist mit unserem Let’s Play Kanal Guide bestimmt drin.
Das findet ihr in diesem Artikel:
- Das Geld wächst nicht auf Bäumen
- Das richtige Spiel
- Mittels SEO wird der eigene Let’s Play Kanal besser gefunden
- Facecam, Livestreams und Videoschnitt
- Werbung für den eigenen Let’s Play Kanal
Das Geld wächst nicht auf Bäumen.
Bereits in unserem Artikel „Der Traum vom Geld – so viel verdienen YouTuber“ haben wir ein paar Illusionen zerstört. Weder die Träumer, noch die Hater denken gerne realistisch. Nur die wenigsten erzielen mit YouTube ein sicheres Einkommen und selbst dann benötigt das viel mehr Aufrufe, als im Vergleich ein Print- oder Online-Magazin. 1.000 Aufrufe reichen mit Glück für eine Kugel Eis.
Schon ab dem ersten Cent muss man außerdem ein Gewerbe anmelden. Spätestens wenn das Hobby zum Hauptberuf wird, fallen auch noch Steuern an. Den Arbeitgeberanteil übernimmt man dann auch selbst. Das Geldverdienen mit Let’s Plays ist harte Arbeit. Jeder der behauptet, YouTuber sollen gefälligst mal „was anständiges“ arbeiten, sollte sich mal informieren, was alles dazu gehört und wie schwer es ist, damit Geld zu verdienen.
Einer von vielen
Ein Vorurteil stimmt allerdings wirklich: Let’s Plays kann jeder machen. Und es machen auch verdammt viele. In keinem anderen Bereich auf YouTube gibt es so viele Produzenten im Verhältnis zur Zuschauerzahl.
Aufnahme drücken, losspielen, reden – mehr braucht es effektiv nicht. Wer neu anfängt, geht erst einmal völlig unter in einem Meer voller kleiner Fische. Genau darum sterben auch so viele kleine Fische. Die wenigsten Let’s Player halten lange durch, weil sie auf die harte Realität stoßen, dass ihre Videos einfach nicht gefunden werden. Ein langer Atem ist daher für euch Pflicht, wenn ihr jemals diesem Morast der Bedeutungslosigkeit entkommen wollt.
Gutes Equipment ist bereits eine solide Grundlage. Zwar ist der Let’s Player viel wichtiger als die Technik, aber ein klarer Sound oder ein leistungsstarker PC können schon einen Unterschied machen. Ich verwende beispielsweise ein Rode Procaster (Provisionslink) als Mikrofon, da es auch ohne Nachbearbeitung gut klingt und Hintergrundgeräusche gut schluckt.
Wissen was möglich ist – tun was man möchte
Alle nachfolgenden Tipps für den eigenen Let’s Play Kanal sind lediglich Empfehlungen. Ich finde es wichtig zu wissen, welche Stellschrauben zur Verfügung stehen, um sich dann für die passenden zu entscheiden. Ich reize selbst bei weitem nicht alle Möglichkeiten aus, meinen Kanal bis ans Limit zu pushen. Aber ich weiß, welche Möglichkeiten mir zu Verfügung stehen. Wenn ein Video bei mir gut oder schlecht läuft, weiß ich ziemlich genau, warum dem so ist.
Nehmt euch also die Zeit, euch mit den Grundlagen zu befassen, damit ihr mehr Verständnis für euren eigenen Let’s Play Kanal bekommt und euch in die gewünschte Richtung entwickeln könnt.
Das richtige Spiel – So wird euer eigener Let’s Play Kanal gefunden
Mein wichtigster Tipp, um dem Morast zu entkommen: Zockt Spiele, bei denen ihr die Chance habt, gefunden zu werden. Die wenigsten Nutzer klicken auf irgendein Video, dass nicht in den ersten drei Suchergebnissen vertreten ist. Landet ihr nicht auf Seite 1, verirrt sich nur noch selten jemand auf eure Videos. Darum ist die Spielewahl wichtiger als alles andere, wenn ihr wachsen wollt.
Gute Spiele für ein Let’s Plays
Indie-Spiele: Die besten Spiele zum Start des eigenen Let’s Play Kanals haben auf YouTube keine große Konkurrenz. Indie-Spiele sind daher ein gutes Sprungbrett, wenn man selbst auch Spaß daran hat. Wenn keine der Let’s Play-Größen das Spiel gezockt hat, geht ihr nicht ganz so schnell unter.
Kompetitive Spiele: Der Wettbewerb macht ein Spiel einfach zeitlos. Die Partien sind meist knackig, in sich abgeschlossen und Events und Seasons bieten immer neue Suchbegriffe. Allerdings solltet ihr am besten was auf dem Kasten haben, sonst dürft ihr euch in den Kommentaren so einiges anhören. Es gibt Let’s Play Kanäle, die nur auf einem einzigen Spiel wie PUBG, Fortnite oder Rainbow Six: Siege aufgebaut sind.
Sandbox: Je freier ein Spiel ist, umso besser, damit die Zuschauer dran bleiben. Bei Minecraft oder Sims 4 ist es egal, wenn man mal eine Folge verpasst, da es keine riesige Story gibt. Außerdem spielt jeder Let’s Player diese Spiele anders. Im Gegensatz zu kompetetiven Spielen, darf man auch gerne versagen, da die Unterhaltung mehr zählt als der Skill. Nehmt die Dinge wie sie kommen und macht das Beste daraus.
Kurze Spiele: Die erste Folge eines Let’s Plays ist fast immer die erfolgreichste. Es ist der Einstiegspunkt bei dem potentielle Zuschauer erstmal schauen, ob es sie weiter interessiert. Mit kurzen Spielen hat man häufiger diese erfolgreichen ersten Folgen – und schneller ein ansehnliches Portfolio an Spielen.
Mods: Große Modifikationen sind gut, um sich von anderen Let’s Plays abzuheben. Sucht jemand nach genau dieser Mod, habt ihr viel größere Chancen, gefunden zu werden. Das gilt aber wirklich mehr für größere Mods. Mit einem neuen Pferde-Skin lockt man niemanden hinterm Ofen hervor.
Schlechte Spiele für Let’s Plays
AAA-Titel: Große Spiele sind die Hölle. Ich dachte allen Ernstes, ich könnte zum Release der Switch ein Stück vom Kuchen abbekommen, wenn ich Zelda: Breath oft the Wild spiele. Das Interesse ist sicherlich groß genug. Absolute Fehleinschätzung! Schon am Release-Tag konnte ich nicht ansatzweise in auf den ersten Seiten der Suche landen, weil wirklich JEDER halbwegs größere Kanal das Spiel behandelt hat. Bei Onlinespielen kann man aber selbst mit AAA-Titeln Erfolg haben, wenn man gut genug ist oder beispielsweise Guides neben den Let’s Plays anbietet.
Lange Rollenspiele: Besonders schmerzhaft, da mir selbst das Genre sehr am Herzen liegt. Gerade bei langen, textlastigen Rollenspiele merkt man die Zuschauerzahlen mit steigender Folgenzahl extrem einbrechen. Es gibt aber auch durchaus Kanäle, die sich darauf fokusieren und Stammzuschauer haben, die sich davon nicht abschrecken lassen.
Quer Beet: Hat ein Kanal die meisten Zuschauer durch FIFA bekommen, werden diese eher selten für Crusader Kings 2 zu begeistern sein. Möchtet ihr also Zuschauer über mehr als eine Serie an euch binden, müsst ihr euch am besten erstmal in einer Nische ansiedeln.
Mittels SEO wird der eigene Let’s Play Kanal besser gefunden
Für den eigenen Let’s Play Kanal kommt erst nach der Wahl des richtigen Spiels die Stellschraube, die normalerweise für YouTube-Kanäle an oberster Stelle stehen sollte: SEO. Bei der SEO oder auch Suchmaschinenoptimierung gestaltet ihr eure Uploads so, dass YouTube sie besser finden kann. Denn was nützt das beste Video, wenn es nicht gefunden wird? In einem Let’s Play Kanal Guide dürfen natürlich Tipps zu SEO nicht fehlen.
Das richtige Keyword
Zentraler Angelpunkt der Suchmaschinenoptimierung ist das richtige Keyword, dass ihr für die Videos eurer Let’s Play Serie verwendet. Da wenige Let’s Plays noch explizit unter dem Begriff gesucht werden, ist mein Zentrales Keyword meistens das der Spieletitel + Sprache. Bei wichtigen Mods kann man diese auch noch hinzunehmen.
Wichtig ist, dass sich das Keyword durch alle Bereiche der Suchmaschinenoptimierung zieht, also Titel, Beschreibung, Tags und am besten sogar die Benennung der Video- und Thumbnail-Datei. Auch wenn die Dateibenennung, wenn überhaupt, einen kaum spürbaren Effekt hat.
Titel
Der Titel ist für die SEO das wichtigste Element. Die YouTube-Suche achtet zuerst darauf, welche Titel mit der Suchanfrage zusammenpassen. Je genauer der Titel auf die Suchanfrage passt und je weiter vorne diese im Titel ist, desto besser. Meine Formel für den Titel sieht in etwa wie folgt aus:
<Spieletitel> Deutsch <Zusätze | <Folgennummer> – <Folgentitel> | Let’s Play
Bei meinem RimWorld-LetsPlay sieht es etwa wie folgt aus:
RimWorld Deutsch 1.0 ☣ 001 – Tropischer Absturz ☣ Let’s Play
Ganz vorne ist das Keyword, auf das ich abziele. Die Versionsnummer habe ich hinzugenommen, da sie im Early Access bereits nicht unwichtig war um spezifische Suchabfragen mit abzudecken. Nun soll es einfach zeigen, dass die finale Version des Spiels gespielt wird. Auch eine wichtige Mod könnte als Zusatz in Frage. Aber nicht übertreiben: Der Titel der Folge sollte nicht zu spät kommen, da dieser einem potentiellen Zuschauer Appetit auf die Folge machen soll.
„Let’s Play“ habe ich hinzugenommen, damit Suchanfragen mit dem Wort auch nochmal berücksichtigt werden. Da jedoch nur noch selten explizit nach „Let’s Play“ gesucht wird, hängt es einfach hintendran, damit der Folgentitel etwas früher kommt. Die Trennstriche habe ich mit passenden Emojis ersetzt. Sie sollen die Aufmerksamkeit des potentiellen Zuschauers auf sich ziehen.
Beschreibung
Auch die Beschreibung sollte nicht missachtet werden. YouTube kann zwar immer besser die Inhalte eures Videos identifizieren, aber viele Erkenntnisse muss der Such-Algorithmus woanders gewinnen. Der beste Ort dafür ist die Beschreibung.
Bei der Beschreibung solltet ihr nicht an Worten geizen. Ihr habt bis zu 5.000 Zeichen zur Verfügung und solltet diese auch gut nutzen, damit YouTube euer Video besser für Empfehlungen zuordnen kann.
Besonders wichtig sind jedoch die ersten 140 Zeichen. Das ist nämlich der Bereich, der in den Suchergebnissen mit angezeigt wird. Da dieser Bereich auch nochmal stärker in die Auswertung von Suchanfragen einfließt, müsst ihr hier unbedingt euer Hauptkeyword sowie andere möglicherweise wichtige Stichwörter für Suchanfragen einbauen. Haltet es aber trotzdem leserlich. Der Suchalgorithmus erkennt, ob es sich um einen natürlichen Text handelt oder nur um zusammengeworfene Keywords. Letzteres kann mitunter durch schlechteres Ranking abgestraft werden. Auch sollte es angenehm zu lesen sein, da es eben potentiellen Zuschauern als „Anschmecker“ in den Suchergebnissen angezeigt wird.
Tags
Bei Tags handelt es sich um Begriffe, mit denen man das Video umschreibt. Dazu sollte immer das Keyword gehören, sowie Abwandlungen des Suchbegriffes. Orientiert euch dabei am besten an den Keywords, aus eurer Keyword-Analyse. Geht am besten auf längere Tags und nehmt gegebenenfalls ein paar wichtige Einzelfragmente mit dazu, falls eine Suchanfrage nicht genau dem Tag entsprechen sollte.
Ehemals hatten die Tags einige Relevanz für den Such-Algorithmus. Mittlerweile streitet man darüber, ob es überhaupt eine Auswirkung hat. Nach meinem eigenen Gefühl wirken sich die Tags eher auf die Video-Empfehlungen aus, die dem Nutzer rechts neben anderen Videos angezeigt werden. Nicht unwichtig, da dies eine der wichtigsten Quellen für Videoaufrufe ist.
Datei- und Thumbnail-Name
Was genau Einfluss auf das Ranking hat, ist oftmals umstritten. Angeblich hat auch die Benennung der Video- und der Thumbnail-Datei Einfluss auf das Ranking. Sorgt also am besten dafür, dass die Dateinamen auch das Keyword enthalten. Leerzeichen ersetzt ihr dabei mit „-„ oder „_“.
Es ist aber auch nicht schlimm, wenn ihr bei den Dateinamen nicht all zu sehr auf euer SEO achtet. Wenn es einen Effekt hat, ist er relativ gering – umso mehr, da für uns die Wahl des Spiels ohnehin relevanter ist. Es schadet aber auch nicht, jede Möglichkeit zu nutzen, um sich gegen die genre-eigene Konkurrenz zu behaupten.
Thumbnail – Klick mich hart!
Clickbait – Klickköder. Unter YouTubern polarisiert das Wort wie kaum ein anderes. Dabei ist es genau das, was ein Thumbnail, das sind die kleinen Vorschaubildchen, bei einem Video machen soll. Haben wir dafür gesorgt, dass unser Video in der Suche weit oben landet, müssen wir sie auch noch wirklich zum Klicken einladen. Mehr noch als über den Titel funktioniert hier der optische Anreiz über ein Thumbnail.
Unbeliebt ist diese Praxis vor allem durch Extrembeispiele, die vor allem bei einer jungen Zielgruppe funktionieren. Dazu gehört der massive Einsatz von roten Pfeilen und Kreisen oder aktuell das zu übertriebensten Gesichtsausdrücken verzogene Gesicht, dass gefühlt die Hälfte des Bildes einnimmt. Dabei wird quasi alles, was Grafiker über gutes Design gelernt haben völlig missachtet. Hauptsache es schreit einem selbst auf dem kleinen Thumbnail förmlich ins Gesicht.
Allerdings: Es funktioniert. Dennoch müsst ihr euch bewusst sein, dass kaum etwas so viel Einfluss darauf hat, WELCHE Zuschauer ihr bekommt, wie die Gestaltung des Thumbails. Wer sich also wirklich Mühe macht, ansprechend designte Thumbnails zu erstellen, bekommt vielleicht weniger Zuschauer, dafür aber eine Zuschauerschaft, die mehr die eigenen Ansprüche zu schätzen weiß. An sich ist ein eigenes Thumbnail aber immer besser, als ein generisches Bild aus dem Let’s Play.
Ich verwende ein recht-simples Standard-Design, dass ich dafür aber recht schnell für neue Serien anlegen kann. Gimp ist ein frei zugängliches Tool zum Erstellen solcher Thumbnails, wobei mir persönlich dort einige Features für die Gestaltung von Texten (u.A für die Folgennummer) fehlen, die ich in Photoshop liebgewonnen habe.
Facecam, Livestreams und Videoschnitt
Nicht nur Spielewahl, SEO und das Thumbnail haben Einfluss darauf, welche und wie viele Zuschauer ihr auf euren Kanal zieht. Auch inhaltlich legt ihr Grundsteine für eure Zielgruppe.
Facecam – ja oder nein?
Ob ihr eine Facecam nutzt oder nicht ist eine essentielle Frage, auf die es aber dennoch keine völlig eindeutige Antwort gibt. Generell habt ihr mit Facecam jedoch einen klaren Vorteil. Die meisten Zuschauer folgen Let’s Play Kanälen wegen des Let’s Players. Euer Gesicht und eure Emotionen schaffen eine viel stärkere Bindung, als die Stimme allein.
Hier bringt euch eine Facecam besonders viel
- Horrorspiele
- Wenn ihr ein lebendiges Minenspiel habt
- Bei jüngerer Zielgruppe
- Bewusst übertriebene Reaktionen
Hier ist die Facecam weniger wichtig
- Spiele mit vielen wichtigen Grafikelementen, die nicht von einer Facecam verdeckt werden sollten.
- Wenn man die Ausstrahlung eines Toastbrots hat
- Ältere Zielgruppe
- Ruhigere Spielart
- Extrem schlechte Kamera-Qualität
Wichtigster Faktor sollte jedoch sein, dass ihr euch wohlfühlt. Ich habe zwar schon einzelne Videos mit Kamera gemacht, jedoch nicht bei meinen Let’s Play Serien. Ich fühle mich einfach wohler, wenn ich mich bei langen Aufnahme-Sessions nicht noch um meine optische Wirkung nach außen Gedanken machen muss.
Den eigenen Let’s Play Kanal mit Livestreams pushen
Livestreams bieten nicht nur eine Möglichkeit, neue Zuschauer zu gewinnen, sondern auch eine engere Bindung zu den vorhandenen Zuschauern zu gewinnen. Livestreams sind eben das: Live. Im Gegensatz zu den produzierten Videos könnt ihr hier direkt mit den Zuschauern interagieren.
Das solltet ihr bei Livestreams beachten:
- Ohne Facecam werdet ihr es als Streamer sehr schwer haben
- Kompetetive Spiele oder offene Sandbox-Titel eignen sich besonders gut. Kaum jemand wird inmitten eines Storylastigen Spiels reinplatzen und bleiben.
- Versucht die Zuschauer mit einzubauen, indem ihr z.B. ihre Ideen im Spiel umsetzt.
- Regelmäßigkeit! Livestreams funktionieren am besten mit festen Tagen und Uhrzeiten, damit ihr gleich mit erwartungsfreudigen Zuschauern startet und euer Stream besser auffällt.
Sind geschnittene Videos besser?
Wenn ihr richtig Spaß an der Videobearbeitung habt, kann eine gute Bearbeitung viel bringen. Vor allem international haben geschnittene Let’s Plays deutlich an Relevanz gewonnen. Nicht nur, dass es dem Zuschauer weniger Zeit abfordert, es bietet auch für den Let’s Player Vorteile. So kann man Leerlaufpassagen überspringen oder Defizite in den spontanen Unterhaltungskünsten durch guten Schnitt überspielen. Es gibt aber auch immer wieder Zuschauer, die gerne die Kompletterfahrung haben wollen, den Blick über Schulter. Auch hier ist „Zielgruppe“ wieder das Zauberwort.
Das richtige Equipment für den eigenen Let’s Play Kanal
Etwas, das ihr sehr stark selbst in der Hand habt, ist die technische Qualität. Ob Bild und Ton einen hochwertigen Eindruck machen, hängt nämlich nicht von Klicks, Likes und Abos ab, sondern bereits von Tag 1 an von euch selbst. An manchen Stellen lohnt es sich, lieber gleich ein bisschen Geld in die Hand zu nehmen, bevor man später doppelt kauft. Auf Software-Seite bekommt ihr allerdings auch kostenlos einige der besten Tools für Let’s Plays.
Das richtige Mikrofon für Let’s Plays
Ein Let’s Play funktioniert in erster Linie über die Stimme. Ihr könnt die schönste Stimme der Welt haben – wenn sie beim Zuhörer dann knarzig oder blechern ankommt, bringt das nicht viel. Ein gutes Mikrofon muss her. Am besten ein richtiges Mikrofon und kein Headset. Die gute Nachricht für euch: Es gibt sehr viele gute Mikrofone für Let’s Player. Die schlechte Nachricht: Es gibt nicht DAS richtige Mikrofon für Let’s Player. Jedes hat seine eigenen Stärken und Schwächen. Darum empfehle ich am besten eine ausgiebige Recherche vor dem Kauf. Auch ich bin absolut kein Experte, habe mich aber intensiv umgeschaut, um das für mich richtige Mikrofon zu finden.
Kondensatormikrofon oder dynamisches Mikrofon?
Bei Mikrofonen unterscheidet man zwischen zwei unterschiedlichen Typen: Kondensatormikrofone und dynamische Mikrofonene.
Das Kondensatormikrofon hat einen meist klareren Klang, weil es den Ton detailreicher aufzeichnet. Auch ist der Klang in der Regel natürlicher. Auf der anderen Seite ist es aber auch so empfindlich, dass es viele Störgeräusche mit aufzeichnet. Gerade beim gepflegten Zocken zeichnet so ein Mikrofon auch gerne das Klackern der Tastatur, Mausklicks, Controller-Geräusche oder sogar den Computerlüfter mit auf. Auch Regenprasseln oder vorbeifahrende Autos sind schnell damit aufgenommen. Entweder man nimmt die Geräuschkulisse als authentische Umgebung oder man muss den Sound ein bisschen stärker nachbearbeiten. Kondensatormikrofone benötigen immer eine zusätzliche Stromversorgung in Form einer sogenannten Phantomspeisung. Ein beliebtes Kondensatormikrofon ist beispielsweise das Auna MIC-900B (Provisionslink), das mit unter 100 Euro sogar relativ preiswert ist.
Das dynamische Mikrofon hat keinen ganz so detaillierten Klang und zeichnet vor allem aus direkter Nähe aus und ist in den tiefen stärker als bei in den hohen Frequenzen. Dadurch entsteht auch ohne große Nachbearbeitung bereits eine etwas bassigere Radiostimme, was für das Ohr angenehmer sein kann. Da der Aufnahmebereich sehr klein ist, schlucken diese Mikrofone deutlich mehr Nebengeräusche. Damit eignen sie sich auch gut, wenn die Umgebung keine Tonstudio-Qualität hat oder wenn auf Nachbearbeitung verzichten möchte. Für Aufnahme mehrerer Personen an einem Mikrofon eignet es sich jedoch schlecht und nicht jeder fühlt sich wohl damit, immer direkt am Mikrofon kleben zu müssen. Das Rode Procaster (Provisionslink) ist eines der hochwertigsten dynamischen Mikrofone. Wer die Anschaffung eines zusätzliches Audio Interfaces verzichten möchte, kann aber auch auf die USB-Variante des Rode Podcaster (Provisionslink) zurückgreifen.
Klinke/XLR oder USB?
Einfach reinstecken und loslegen – das funktioniert leider nicht mit allen Mikrofonen. Denn es gibt zwei Arten von Anschlüssen. USB-Mikrofone bieten die einfache Handhabung die sich viele wünschen. Einfach an einen freien USB-Port stecken und dann funktioniert es auch schön. Damit eignet es sich vor allem für Einsteiger besonders gut. Die Soundqualität ist allerdings oft etwas schlechter und kann auch mit einem kleinen Hintergrundrauschen daherkommen. Das liegt aber oft daran, dass USB-Mikrofone häufig etwas günstiger sind und damit oft auch an der Qualität gespart wird. Mit den bereits erwähnten Mikrofonen Auna MIC-900B oder Rode Podcaster habt ihr allerdings einen sehr professionellen Sound.
Komplizierter wird es mit den analogen Mikrofonen, die einen Klinke/XLR-Anschluss haben. Die Qualität ist zwar oft besser, doch das Signal ist sehr schwach und benötigt einen Verstärker, beispielsweise in Form eines Audio Interfaces. Das kostet zusätzlich Geld und ist etwas umständlicher. Dafür habt ihr mehr Kontrolle über die Aufnahme. So lassen Änderungen am Sound schon in Echtzeit auf dem Weg zum Computer durchführen. Gerade beim Livestream, wo man schlecht nachbearbeiten kann, ist diese zusätzliche Kontrolle ein klarer Pluspunkt. Ein gutes Audio Interface für Einsteiger ist das vergleichsweise preiswerte Yamaha MG 06 (Provisionslink).
Die richtige Kamera für Livestreaming
Für ein Let’s Play ist eine Facecam nicht immer wichtig, beim Livestream dafür nahezu unerlässlich. Meist erscheint das Gesicht dabei nur in einem kleinen Teil des Bildschirms. In diesem Fall benötigt ihr keine knackscharfe Bildqualität, vor allem, da die Qualität eines Streams ohnehin verlustbehaftet ist. Wer sich jedoch auch gerne mal formatfüllend im Realtalk zeigt, der sollte schon auf eine gewisse Qualität achten. Die wohl beliebteste Kamera ist die Logitech C920 HD PRO (Provisionslink). Einsteiger können aber auch problemlos zu etwas günstigeren Cams greifen. Aber auch hier gilt: Wer billig kauft, kauft oft doppelt. Fragt auch ruhig im Freundeskreis rum, ob jemand etwas ausleihen kann, wenn ihr erstmal in das Hobby reinschnuppern möchtet, ohne gleich viel auszugeben.
Eine teurere aber professionellere Option für eine gute Webcam ist die Razer Kiyo. Sie macht sehr hochauflösende Aufnahmen und verfügt über ein integriertes Ringlicht. Das macht sie sehr attraktiv für Streamer und Let’s Player. Wir hatten die Webcam im Test und sind sehr angetan!
Viele Streamer arbeiten außerdem mit einem Greenscreen. Dieser grüne Hintergrund lässt sich mit dem Spielbild überblenden, sodass nur ihr selbst zu sehen seid. Das wirkt nicht nur etwas professioneller, der Zuschauer sieht auch mehr vom Spielgeschehen. Allerdings muss so ein Greenscreen am besten gut ausgeleuchtet sein, weil Schattenwürfe die Qualität stark beeinträchtigen können. Der Elgato Green Screen MT (Provisionslink) ist eine sehr platzsparende Variante. Passend dazu eignet sich das Elgato Key Light (Provisionslink) zur professionellen Beleuchtung. Das Key Light hat weniger Wärmeentwicklung als Softboxen aus der Fotografie und lässt sich bequem per App steuern. Für den Anfang tun es hier aber auch weitaus günstigere Varianten aus dem Fotobereich.
Werbung für den eigenen Let’s Play Kanal
Eine der häufigsten Fragen auf Reddit oder entsprechenden Foren ist die, wo man seinen Kanal am besten bewerben kann. An dieser Stelle ziehe ich der Hoffnung gleich mal den Zahn. Werbung für den eigenen Let’s Play Kanal ist nämlich oft mehr Aufwand als Nutzen.
Twitter ist eine schöne Sache zum Bewerben von Videos aber sehr unpraktisch. Niemand interessiert sich für einen, wenn man sich nicht für die anderen interessiert. Am Ende landest du in einem Kreis anderer Let’s Player, in dem jeder die gleichen anderen Let’s Player als Follower hat.
Facebook hat ein ähnliches Problem. Die meisten Let’s Play-Gruppen sind nur von Let’s Playern besucht, die ihre Videos reinposten ohne sich die der anderen anzuschauen. Aber wenn ihr zu einem Spiel selbst eine gute Gruppe findet, in der ihr Videos posten dürft, kann man zumindest ein paar Personen erreichen.
Instagram hat noch eine der größten potentiellen Reichweiten, aber man kann hier die Videos nicht direkt verlinken. Eher unwahrscheinlich damit neue Zuschauer zu erreichen.
Dann gibt es noch diverse Foren. Die meisten Foren in denen Werbung für Videos erlaubt sind, weisen auch gefühlt mehr Videos aus Videoaufrufe auf.
Investiert die Zeit lieber auf YouTube, um die richtigen Spiele zu finden, gutes SEO zu betreiben und eure bestehende Community zu pflegen.
Ihr habt noch mehr Fragen auf dem Herzen oder wollt euch einfach mit gleichgesinnten austauschen? Ich habe hier noch zwei Foren für euch, in denen ihr euch wunderbar mit alten und neuen Hasen austauschen könnt:
LetsPlayForum – Das größte deutsche Forum für Let’s Plays.
YTForum – Das größte Forum für YouTube im Allgemeinen. Gibt aber auch spannende Perspektiven.
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Schlagwörter: Guide, Let's Play, youtube