Twitter hat die kontextsensitive Lockscreen-Alternative Cover übernommen und verdeutlicht dadurch, dass der Mobile-Markt das Hauptaugenmerk ist. // von Daniel Kuhn
Kontextsensitive Apps werden derzeit als großer Trend auf dem Mobile-Markt gehandelt. Wie groß der Hype um diese Art von Apps allerdings tatsächlich ist, wird nicht erst nach der Übernahme von der intelligenten Lockscreen-App Cover durch Twitter richtig deutlich. Bereits Anfang des Jahres hatte sich Yahoo den schlauen Homescreen-Ersatz Aviate einverleibt. Während Yahoos Absichten mit Aviate jedoch naheliegen, wirft Twitters Übernahme von Cover einige Fragen auf.
Warum ist das wichtig? Twitter und Yahoo haben zwei bekannte kontextsensitive Android-Apps gekauft um die eigene Position auf dem immer wichtiger werdenden Mobile-Sektor auszubauen.
Nachdem Yahoo Aviate Anfang des Jahres übernommen hat, ist Twitter nun nachgezogen und hat die App Cover gekauft. Kontextsensitive Apps machen das Smartphone intelligent, indem sie abhängig von Ort, Zeit und anderen Daten für den Nutzer relevante Informationen und Apps präsentieren. Twitters kontextuelle Positionierung auf dem Android-Lockscreen wirft viele Fragen auf, die leider keiner der Beteiligten beantworten will.
Einkaufsbummel
Aviate und Cover begannen letztes Jahr fast zeitgleich mit öffentlichen Betatests und boten beide einen sehr ähnlichen Ansatz. Anhand von Uhrzeit, Ort und anderen Daten, präsentieren sie dem Kontext entsprechend passende Informationen und Anwendungen. Dem Anwender soll unnötige Arbeit abgenommen werden, damit er mehr Zeit hat, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren. Auch wenn die beiden Apps jeweils noch längst nicht perfekt waren, haben sie doch sehr schnell für Aufsehen gesorgt, da sich ihr Potenzial bereits klar erkennen ließ.
Dieses Potenzial ist natürlich auch den großen Internetunternehmen nicht entgangen. Im Januar kündigte Yahoo an, Aviate zu übernehmen. Dieser Einkauf passt sehr gut ins Bild der eingeschlagenen Marschroute. Seitdem Marissa Mayer CEO bei Yahoo ist, befindet sich das Unternehmen geradezu in einem Kaufrausch und der Großteil der Übernommenen Startups kommt aus dem Mobile-Bereich. Nachdem es zunächst noch so aussah, als könnte Yahoo an einem eigenen Betriebssystem für Smartphones und Tablets arbeiten, wird durch die Übernahme von Aviate die eigentliche Strategie deutlich. Warum sollte Yahoo ein eigenes Ökosystem aufbauen und auf den hartumkämpften Markt der mobilen Betriebssysteme einsteigen, wenn man sich mit einem Homescreen-Ersatz für Android quasi ins gemachte Nest setzen kann?
Was tun, Twitter?
Auch Cover hat zum Start des Betatests Aufmerksamkeit erregt, wenn auch nicht ganz so viel wie Aviate – schließlich ist es ja auch ’nur‘ ein Lockscreen und kein komplexer Homescreen. Nachdem viele Beobachter insgeheim damit gerechnet haben, dass Google zuschlägt und sich den schlauen Lockscreen schnappt um ihn in Android zu integrieren und mit Google Now zu verknüpfen, hat nun überraschend Twitter den Zuschlag erhalten. Doch was genau Twitter mit der Übernahme vorhat, ist völlig unklar. Zunächst drängt sich der Gedankte auf, dass Twitter mit Cover eine Antwort auf Facebook Home im Kopf hat – also ein Lockscreen, der sich hauptsächlich auf das soziale Netzwerk konzentriert. In Anbetracht des quasi nichtexistenten Erfolges von Facebook Home, scheint dies dann allerdings doch wenig sinnvoll. Twitter könnte im immer härter werdenden App-Markt eine ganz wichtige Position mit dem Lockscreen besetzen und sich entsprechend prominent im Bewusstsein der Nutzer platzieren, doch dazu braucht man keine kontextsensitive App wie Cover.
Im Blog-Eintrag zu der Übernahme geben sich die drei Cover-Gründer und einzigen Team-Mitglieder dann leider auch eher kryptisch, was die künftige Zusammenarbeit mit Twitter anbelangt. Es heißt dort lediglich, dass man neben der Begeisterung für Android mit Twitter vor allem die Auffassung teilt, dass Smartphones deutlich smarter sein können, nützlicher und kontextueller. Man will auf Vielem, was Cover ausgemacht hat aufbauen und bei Twitter etwas noch viel besseres schaffen. Cover steht zwar vorerst noch weiter im Google Play Store zum Download bereit, wird aber nicht mehr weiterentwickelt. Es scheint also fast ein bisschen so, dass Twitter die drei Cover-Köpfe nur übernommen hat, um das eigene Android-Team um fähige Entwickler zu erweitern, denn wenigstens zu der Mobile-First-Ausrichtung von Twitter passt die Übernahme von Cover.
Teaser & Image by Cocer
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