Offenbar werde ich mit meinen 31 Jahren doch schon zum Gaming-Dinosaurier. Minecraft habe ich seit Ewigkeiten nicht mehr gespielt, Fortnite hat mich nie gereizt und Roblox… Roblox hatte ich nicht einmal auf dem Radar. Dabei hat Roblox erst kürzlich 100 Millionen monatliche Spieler erreicht und schlägt damit sowohl die legendäre Sandbox als auch den aktuellen Battle Royale Champ.
Manchmal ist es erstaunlich, wie robust diese Internetblasen sind und einen selbst mal eben den absoluten Gaming-Überflieger übersehen lassen. Allerdings zeigt es auch, dass ich damit nicht der Einzige bin. Fast alle, denen ich davon erzählt habe, konnten ähnlich wenig mit dem Begriff anfangen. Roblox irgendwo mal gehört? Das teilweise schon. Bildlich zuordnen konnte das Spiel in meinem Dunstkreis aber kaum jemand. Man zückte die Smartphones, schaute nach, was es ist – und verzog das Gesicht.
Was ist Roblox eigentlich?
Roblox erfreut sich jedoch vor allem in den USA riesiger Beliebtheit und spricht eine vorwiegend junge Zielgruppe an. Es handelt sich um ein Sandbox-Spiel, das eigentlich mehr eine Plattform für Spiele ist. Es gibt Features aus Social Networks wie etwa Freundeslisten, man kann chatten und Roblox gibt einem Werkzeuge an die Hand, um selbst eigene Spiele im Spiel zu erschaffen. Das können Rennspiele sein, aber auch Rollenspiele oder Simulationen. Quasi ein eher an Kinder orientiertes „Second Life“.
Mit Theme Park Tycoon gibt es beispielsweise ein Spiel, das ganz in der Tradition der Parksimulatoren Theme Park und Rollercoaster Tycoon gehalten ist. In Jailbreak schlüpfen Spieler hingegen in die Rollen von Polizisten und Gefangenen. Die Gefangenen müssen dabei der Polizei entkommen. Quasi Räuber und Gendarm, nur mit Autodiebstahl, Hubschrauber und auch reichlich Waffen. Auch von Mario Kart inspirierte Rennspiele ermöglicht Roblox. Den kreativen Möglichkeiten setzt das Roblox Studios kaum Grenzen.
Mit dem Look kann ich mich hingegen nur schwer anfreunden. Die Figuren erinnern zwar an Lego, nur wirkt der Stil in sich nicht ganz harmonisch wie bei den Kultklötzchen. Allerdings ist das Spiel mittlerweile auch 13 Jahre alt und hat erst vergleichsweise spät seinen großen Durchbruch gehabt.
Kinderspiel mit Shootern und Mikrotransaktionen
Roblox ist an und für sich kein Kinderspiel, sondern vor allem eine riesige Spielwiese auf der fast alles möglich ist. Aber genau diese Möglichkeiten haben auch ihre Tücken: Ballerspiele, Hacker, Flirtversuche, Nazi-Gruppierungen und andere Inhalte, die nicht unbedingt für Kinder geeignet sind. Allerdings gibt es die Möglichkeit, ein Konto vorab auf durch Roblox verifizierte Spiele zu beschränken. Auch die Chatfunktion lässt sich damit einschränken. In der Realität erstellen sich die Kids jedoch größtenteils selbst die Accounts und werden den Teufel tun, sich in ihrer Freiheit freiwillig einzuschränken.
Dann gibt es auch noch das Geschäftsmodell, das vollkommen auf Mikrostransaktionen baut. Zwar sind sowohl Roblox als auch dessen Spiele kostenlos, Spieleersteller können jedoch in ihren Spielen Mikrotransaktionen einbinden. Diese werden mit der Spielewährung Robux gekauft, mit der man im Shop ebenfalls Sammlerobjekte, Kleidung und mehr kaufen kann – auch größtenteils von Usern erstellt. Die Währung lässt sich natürlich nicht nur im Spiel erarbeiten, sondern auch für Echtgeld kaufen, in Paketen bis zu 100 Dollar für 10.000 Robux. Neben kostenlosen oder günstigen Shirts für 5 Robux habe ich im Shop auch welche für 60.000 Robux gesehen. Oder ein Gesicht für 80.979 Robux im Wiederverkauf? Limitiert auf 2.500 Stück, wird so etwas zum beliebten Sammlerobjekt.
Jeder Generation ihre Spiele
Ich muss zugeben: Auch jetzt, wo ich mich mit Roblox auseinandergesetzt habe, spricht es mich so absolut gar nicht an. Weder das Design noch die in der Steuerung sehr frickelig wirkenden Spiele überzeugen mich. Doch wenn ich ehrlich reflektiere, war Minecraft in seiner ursprünglichen Version auch nicht gerade hübsch. Die Steuerung und Tiefe der Spielmechaniken von Minecraft sind zudem selbst mit Mods alles andere als der Heilige Gral des Zockens. Trotzdem habe ich das Spiel vor allem in seinem Early Access geliebt und unzählige Stunden darin versenkt.
Und auch wenn die Sicherheit für Kinder ebenso ein Knackpunkt ist und es ohne speziellen Account auch passieren kann, dass Kinder in unangemessenen Spielen landen oder von Perversen im Chat angesprochen werden, muss ich hier ebenso relativieren. Auch ich habe Spiele wie Counter Strike und GTA gespielt, als die Jugendfreigabe deutlich dagegen sprach. Ebenso hatte ich das Glück oder Pech, dass in meiner Jugend der Chat Knuddels populär war – und gleichsam auch wegen Cyber-Grooming heiß umstritten. Bei Roblox gibt es zumindest die Möglichkeit, Accounts mit eingeschränkten Möglichkeiten anzulegen. Findige Kids werden sich da aber wohl kaum einschränken lassen.
Sauer stößt mir auch das Geschäftsmodell auf. Wie bei fast allen kostenlosen Spielen, versucht auch Roblox in die Taschen seiner Spieler zu greifen, indem man sich die wertvolle Spielewährung auch kaufen kann. Das finde ich gerade bei Spielen, deren Spielerschaft vorrangig aus Minderjährigen besteht, schon grenzwertig. Andererseits: Was habe ich mein Taschengeld nicht in Panini-Sticker und Pokémon-Karten angelegt. Im Grunde war das nichts anderes als Lootboxen in vielen Spielen.
Doch auch wenn mich die Faszination Roblox nicht packen kann und ich kein Fan des Geschäftsmodells bin, beeindruckt die kreative Vielfalt der Spiele dennoch. Es ist irgendwo zwischen Minecraft und Second Life und trifft den Nerv der jungen Spielerschaft – und das, obwohl Roblox älter ist als viele seiner Spieler. Das allein ist schon eine bemerkenswerte Leistung.
Minecraft mit Story: Dragon Quest Builders 2 für die Nintendo Switch (Provisionslink)
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Schlagwörter: Jugend, minecraft, Roblox, sandbox