Die Netzpiloten feiern 15 Jahre Expeditionen in den Cyberspace und fragen prominente Wegbegleiter nach ihrem denkwürdigsten Erlebnis der digitalen Revolution. – Heute den Journalisten, Moderator und Schriftsteller, Matthias Frings.
So Naiv: Anfang der Neunziger habe ich gedacht, das mit diesem Internetz musst du nicht mehr lernen. Bis das Zeugs erst mal so richtig ausgereift ist …
Dann fing ich an Freunde zu nerven, doch bitte mal dieses und jenes für mich nachzuschauen. Irgendwann sagten sie: Würdest du dir bitte selbst eine Kiste zulegen? Danke.
Das habe ich dann auch brav gemacht – und betrachte es nach wie vor als Wunder, dass ich alles recherchieren kann, ohne mir auch nur ein Paar Schuhe anzuziehen. Keine langen Fahrten in Bibliotheken mehr, keine Zettelkästen, keine verzwickten Bibliographien, keine Schließzeit um 18 Uhr. Was für ein Glücksgefühl, in Windeseile Antwort zu erhalten: Woher kommt der Begriff „sich ins Benehmen setzen“? Wie viele Pharaoninnen gab es in Ägypten? Wie viel Aluminium wurden gebraucht, um die Stoffbahnen der Reichstagshüllung damit zu bedampfen? Ein paar Klicks, und schon bin ich klüger: Form der Mitwirkung bei einem Rechtsakt. Fünf. Vier Kilo. Und das immer noch ohne Schuhe an den Füßen.
Manchmal gehe ich trotzdem in Bibliotheken. Weil es da so toll riecht. Aber sonst …
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Schlagwörter: 15 Jahre, Internet, Jubiläum, Matthias Frings