YouTube: Von Catcontent zum ernstzunehmenden Broadcaster

YouTube wird zur Broadcasting-Plattform und knackt mit dem Stratos-Jump Rekorde. Was bedeutet das für Medienhäuser und Journalisten?

YouTube Felix Baumgartner

Schon seit einiger Zeit entwickelt sich die Videoplattform YouTube ein Stück weit weg vom Motto „Broadcast Yourself“, auf der sich „ganz normale Leute“, also etwa Amateurfilmer, selbst darstellen konnten, lustige Katzenvideos hundertfach geteilt wurden oder die besten Fußballtricks von Cristiano Ronaldo und Lionel Messi um die Welt gingen. Natürlich ist dies auch jetzt noch möglich, doch ist ein ganz klarer Trend zur Professionalisierung zu erkennen. Man möchte den großen Sendeanstalten die Stirn bieten und das, so wie es jetzt aussieht, mit Erfolg.

Meiste Livezuschauer aller Zeiten

Das beste Beispiel dafür ist der Stratosphären-Sprung von Extremsportler Felix Baumgartner am Sonntag. Während Baumgartner sich aus 39.044 Metern gen Erde stürzte, schauten ihm dabei rund acht Millionen Menschen weltweit live zu – allein auf YouTube. Es ist kein Geheimnis mehr, dass man die Konsumenten da ansprechen muss, wo sie sind. Und es ist kein Geheimnis mehr, dass die Konsumenten heute große Teile des Tages im Internet verbringen. Das hat Red Bull mit seinem „Stratos“-Kanal eindrucksvoll gezeigt und dürfte einige Medienhäuser zum Nachdenken bewogen haben. Zu seinen drei ohnehin schon spektakulären Rekorden, die Baumgartner am Sonntag aufgestellt hat, kann er auch einen Vierten verbuchen: Die meisten Livezuschauer auf YouTube aller Zeiten. Der bisherige Rekord lag laut „Standard“ bei 500.000.

Auch Journalisten nutzen YouTube erfolgreich

Zur Professionalisierung YouTubes kommt nicht nur die Einrichtung von eigenen Studios hinzu, wo Videos in bester Video- und Tonqualität mit Bluescreen-Technik aufgezeichnet werden können, sondern auch die Hangout-Funktion, die ursprünglich nur die Videotelefonie zu Google+ bringen sollte. Per Hangout lassen sich Livegespräche oder –interviews komfortabel und schnell führen, gleichzeitig aufzeichnen und online stellen. Schon jetzt setzen Journalisten auf die neue Technik. So auch Richard Gutjahr, der Google-Hangouts nicht nur in seinem Social TV-Experiment „Rundshow“ (BR) im Mai nutzte, sondern dies auch für seinen privaten Kanal immer wieder ansehnlich und in toller Tonqualität (trotz einfachem Headset) tut. Und auch Thomas Knüwer, bekannter Medienberater, und Daniel Fiene, Moderator bei Antenne Düsseldorf und DRadio Wissen, nutzen Hangouts inzwischen wöchentlich. Gemeinsam haben sie das „Digitale Quartett“ ins Leben gerufen, das zwar nicht immer ein wirkliches Quartett ist, dafür aber sehr unterhaltsam die Netzthemen der Woche aufarbeitet. Über den simplen Embed-Code wird der Live-Hangout in die Blogs eingebaut und bleibt auch nach der Sendeaufzeichnung dort verfügbar.

Neue Möglichkeiten

Nun ist es mit Journalisten und den neuen Möglichkeiten des Webs nicht immer einfach. Einige sind schon mit Twitter und Facebook überfordert, Google+ halten sie für eine unvollständige Gleichung und sind wir ehrlich: Webvideo, Hangouts via YouTube, Channels, Embed-Code oder Streams sind häufig noch vollends unbekannt. Dabei sollten sie langsam damit beginnen, gerade im Bereich YouTube deutlich aufzuholen. Von Google Hangouts ist auch Moderator Richard Gutjahr überzeugt, wie er gegenüber den „Netzpiloten“ sagte: „Ich sehe in Google Hangout ein weiteres Hilfsmittel im Werkzeugkasten eines Journalisten, um eine Story zu erzählen, als das bislang durch die übliche Artikel/Foto-Kombination der Fall ist. Wenn man bedenkt, wie einfach es heute ist, mit einer Gratis-Software Schaltgespräche um die ganze Welt zu führen, frage ich mich, warum nicht mehr Journalisten von dieser Möglichkeit Gebrauch machen.“ Und auch die Reichweite von YouTube spricht durchaus dafür: „Täglich werden mehr als 4 Milliarden Videos aufgerufen“, heißt es auf YouTubes-Statistikseite, was in etwa 3 Milliarden Stunden angesehenem Videomaterial pro Monat entspricht.

Warum also nicht einfach mal ausprobieren? Weniger, als ein Katzenvideo kann es schließlich nicht werden. Die Konsumenten dürfte es freuen, wer steht nicht auf ständige Erreichbarkeit von Inhalten (on Demand) oder multimediale Berichterstattung?

war von 2012 bis 2015 Autor der Netzpiloten. Seither arbeitet er als Geschäftsführer von BASIC thinking, schreibt Bücher und pflanzt dadurch Bäume. Zudem hat er das Online-Magazin Finanzentdecker.de gegründet. Am besten ist er über Facebook, Twitter und Instagram zu erreichen.


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