Positiv bloggen

„Außer bei BILDblog.de amüsieren mich Nörgelblogger eher weniger und Kuschelblogger wären genau so wenig mein Ding.“

Auf dem letzten barcamp in Berlin hatte ich einen netten Austausch mit Sven Dietrich vom pop64-Blog über das Thema „positive blogging“. Sven verteilt in seinem Blog Punkte an Hamburg und Berlin für Dinge, die diese Städte seiner Meinung nach auszeichnen. Nette Grundhaltung. Weit und breit keine Trolle und Flamings bei pop64.

Stattdessen entspinnen sich regelmäßig amüsante Gespräche zwischen den Usern. Ich behaupte, dass diese positive Grundhaltung der treibende Faktor im pop64-Blog ist. Die positive Atmosphäre auf pop64 ist der Grund für die Treue seiner Leser und damit für den Erfolg dieses Weblogs und seine gute Einbindung in die Bloggosphäre. Eine Oase, wenn man etwa von Don Alphonso herüber gesprungen kommt ;)

Aber im Ernst: Ein bisschen mehr positive Ausstrahlung könnte so manchen deutschen Blogs echt nicht schaden. Das heißt nicht, dass sie konfliktscheu sein sollen. Eher hätte ich als Leser Lust auf eine anmachende Packung sensibler Power, wie ich sie immer wieder mal auf der Bühne von Improvisationstheatern antreffe.

Wenn eine eingespielte Impro-Gruppe die Fetzen fliegen lässt, kann das richtig Spaß machen. Vor allem, weil es offensichtlich immer um die Entwicklung einer Story geht und niemals um das Zerstören des Gegenübers. Alle Improv-Spieler sind darum bemüht, ihren Partnern Impulse zu liefern, um eine Geschichte voranzutreiben, die genauso mit dem (Theater-)Tod des Gegenübers, wie auch mit einer wilden Sex-Scene enden kann.

„Gutes Theater ist wie Tennis, insofern die Zuschauer immer sehen wollen, wie ein Aufschlag angenommen wird, während im schlechten Theater ein Aufschlag niemals angenommen wird“ (Keith Johnston)

Das Annehmen von Impulsen – im Improvisationstheater eine Grundregel – ist auch fürs Bloggen eine passende Haltung.

In diesem Sinne:

„Das Motto ängstlicher Improvisations-Spieler lautet: ‚Im Zweifelsfall, sag NEIN!‘ Mit diesem Motto versuchen wir im Leben, ein Geschehen aufzuhalten. Ins Theater gehen wir, um zu sehen, wie an jedem Punkt, an dem wir Nein‘ sagen würden, der Schauspieler nachgibt und ‚Ja‘ sagt. Daraus entwickelt sich auf der Bühne das Geschehen, das wir im Leben nicht zulassen würden.“ (Keith Johnston)

Volker Agüeras Gäng bloggt auf Det Blog Von Hausmeister Pachulke

arbeitet als freier Medienberater, Journalist und Videoproduzent in Berlin. Nebenberuflich Vater der (O-Ton) großartigsten Tochter der Welt, schreibt Volker neben den Netzpiloten auch für politik-digital.de und ViertelBerliner. Sein Alter Ego, Hausmeister Hermann Pachulke bloggt unter pachulke.blogspot.com.


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6 comments

  1. hmmm… im prinzip ein interessanter ansatz. allerdings: sind es denn wirklich soviele nörgelige blogger in deutschland? mir fallen da spontan einige ein (vor allem abseits der a-list), die schöne, interessante geschichten erzählen, von autoren, die mit offenen augen durch die gegend laufen und mal lustiges, mal trauriges schreiben. das nörgeln macht, zumindest nach meinem subjektiven eindruck, nur einen kleinen teil aus. wobei hemmungsloses nörgeln auch mal hemmungslosen spaß macht (sonst würd ich selbst auch ganz anders schreiben ;) macht es nicht eher einen unterschied, wie sehr der jeweilige blogger um sich selbst kreist?

  2. Ob ein Blogger eher um sich selbst kreist oder eben einen gesellschaftsbezogenen Standpunkt einnimmt, ist ein spannendes Unterscheidungsmerkmal.
    Nehme ich gerne auf den Gedanken.
    Die Nörgel-Blogger sind mir nach der web2.0-expo aufgefallen.
    Da habe ich ausschließlich genervte Stimmen gehört.
    Das Essen war schlecht, der Kaffee lauwarm….die Vorträge auch. Die Hallen zu groß, zu dreckig, zu kalt. Die Veranstaltung zu kapitalistisch und so weiter und so fort.
    Dabei habe ich mich köstlich amüsiert vor Ort.
    Freibier, Kartoffelsuppe mit Pfifferlingen, Kirschsaft, Latte Macchiato, O´Reilly im persönlichen Mama-Interview, und zumind. ein sehr interessanter Vortrag über die Copy&Paste-Generation und wie die Wirtschaft damit umgeht, bzw. wie sie damit umgehen sollte.

  3. Schön, eines meiner Fotos in solchem Kontext zu sehen. Ich bin zuwenig in der Blog-Szene, um was dazu sagen zu können – aber die Einstellung vom Improtheater hilft für’s Leben. Zum einen: Angebote annehmen! Ja sagen, alles nehmen was kommt und etwas draus machen. Und: Mut zum Scheitern! Viel mehr ausprobieren ohne Angst vor dem Versagen. Auch wenn mal was schiefgeht, man entdeckt viel erstaunliches in sich!

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