Netzsensibilität: Wie man Mitstreiter findet und bindet! 7 Tipps!

Gastbeitrag von Jean-Pol Martin

Wer mehr will, als sich auf diversen Plattformen zu präsentieren und unverbindliche Kontakte zu pflegen, wer also Mitarbeiter oder Mitstreiter sucht, muss sich ein ganz bestimmtes Verhalten angewöhnen. Das zeige ich an einem Beispiel und erkläre anschließend, was ich unter „Netzsensibilität“ verstehe.

Als die Educamp-Kommunikationsplattform auf MIXXT im Vorfeld des Ilmenauer Treffens vom 18. bis zum 20. April im November 2007, also fünf Monate vorher, eingerichtet wurde, war ich überzeugt, dass auf dieser Plattform ein reger Austausch stattfinden würde. Waren es nicht alles kommunikative, sehr kompetente Networker? Leute, die sich in diesem Bereich beruflich positionieren wollten?

Fünf Monate Vorbereitung auf ein dreitägiges Treffen, endlich die Möglichkeiten ausschöpfen, die das Internet bietet: durch intensiven Kontakt und Diskussionen im Vorfeld die Qualität von Begegnungen radikal erhöhen! Und gleichzeitig auch langfristig zu planen, was nach dem Treffen an weiteren Projekten zu gestalten wäre. Nun wurde diese Plattform doch nicht so genutzt, wie ich das erwartet hatte. Natürlich beruht das Konzept Barcamp auf Spontaneität, nicht auf einer mehrmonatigen Zusammenarbeit der Teilnehmer.

Was ich aber im Netz suche, sind Mitstreiter, Leute, die ich andocken kann, um mit ihnen langfristige Projekte durchzuführen. Hier zählt also Nachhaltigkeit, Ausdauer und Zähigkeit. Um in der virtuellen Welt Mitstreiter für meine Projekte zu gewinnen, beachte ich folgende Regeln:

  • 1. Mach dich transparent: liefere in deinem Profil möglichst viele, für den Benutzer spannende Informationen über dich. Je mehr Informationen du über dich gibst, desto größer die Chance, dass jemand einen Ansatzpunkt zur Zusammenarbeit entdeckt. Angst vor Missbrauch der Angaben ist meistens unbegründet. No risk, no fun!
  • 2. Biete motivierende Projekte an: Was mich persönlich angeht, so stütze ich mich auf die Beschreibung der Grundbedürfnisse von Maslow. Meine Angebote sprechen das Bedürfnis nach sozialer Zugehörigkeit und sozialer Anerkennung, nach Selbstverwirklichung aber vor allem nach Sinn, weil nur dieses langfristig tragfähig ist: wir wollen die Welt verbessern!
  • 3. Kontaktiere viele Leute: Wenn du Mitstreiter suchst, muss du Leute ansprechen, auch wenn du auf manche penetrant wirken kannst. Wenn du dich nicht rührst, wird dich niemand beachten. Wenn jemand dich penetrant findet, wäre er sowieso kein guter Arbeitspartner für dich.
  • 4. Wenn jemand auf deine Angebote positiv reagiert, pflege ihn: Zeige ihm, dass du dich für ihn interessierst. Als möglicher Partner besitzt er bestimmt „Ressourcen“, die für die Zusammenarbeit wertvoll sind. Diese Fähigkeiten musst du entdecken.
  • 5. Antworte stets zügig (Reaktionsgeschwindigkeit), sei präsent und zuverlässig: Enttäusche die Menschen nicht, die Energie und Zeit für dich investieren. Im Netz sind Menschen und Beziehungen sehr volatil, du aber willst mehr mit den Menschen tun! Du hast was mit den Leuten vor! Das müssen sie spüren!
  • 6. Stelle deine Partner auf eine Bühne und vernetze sie: Wenn du mit Leuten langfristig zusammenarbeiten willst, solltest du sie miteinander verbinden. Zeige, was sie können, führe ihnen Aufmerksamkeitsströme zu, indem du sie in Sammelmails erwähnst und auf ihre Arbeit hinweist.
  • 7. Überlege dir immer wieder spannende Projektziele und achte darauf, dass diese Ziele auch erreicht werden. Das ist zwar auch im RL wichtig, aber im virtuellen Raum noch viel mehr, weil – wir bereits festgestellt – die Beziehungen im Netz besonders volatil sind. Beteiligunsinitiativen verlangen, dass der Initiator immer wieder Impulse einbringt. Bis zum Schluss.

Diese Verhaltensweisen bilden das, was ich Netzsensibilität nenne. Sie müssen automatisiert werden, wenn man im neuen Paradigma erfolgreich arbeiten will. Wer im traditionellen Wissenschaftssystem sozialisiert wurde, hat dies nicht gelernt.

ist freiberuflich als Medien- & Verlagsberater, Trainer und Medienwissenschaftler tätig. Schwerpunkte: Crossmedia, Social Media und E-Learning. Seine Blogheimat ist der media-ocean. Außerdem ist er einer der Gründer der hardbloggingscientists. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


Artikel per E-Mail verschicken
Schlagwörter: , , , , , ,

13 comments

  1. Netzsensibilität und virtuelle Kommunikationskompetenz sind die Grundlagen/Basics, um im Web 2.0 alle Ressourcen und die vielen Tools nutzen zu können (…).

  2. geneigter leser,

    lasst euch von holschwätzern nicht belabern.

    denkt immer an den spruch: “ mancher fasst nach oben und greift ins leere „.

    es gibt genügend umweltverschmutzer die selbstdarstellung nicht von qualifizierter information unterscheiden können.
    es sind arme seelen auf der suche nach existenzieller findung….

    hoffnungslos.

    das web ist voll davon. unprofessionell, eingebildet, leer.

    am besten ihr reagiert beim auftreten solcher typen mit schweigen.

  3. Je mehr ich mich mit der Frage befasse, wie man das Internet zum „Gehirn“ machen kann (im Grunde ist es das schon, nur muss man das erkennen), desto überzeugter bin ich, dass die oben aufgelisteten Regeln zielführend sind, auch wenn sie stressig wirken. Nur so kann der Prozess der Wissenskonstruktion beschleunigt werden, der entsteht, wenn Menschen (als Neurone) wichtige Informationen herausselegiern und zur Verarbeitung weiterleiten. So wird kollektiv relevantes Wissen (und nur „relevantes“ ist wahres Wissen) konstruiert.

  4. Ja, die 7 Regeln geben schon einige wichtige Anregungen. Mir sind sie zu formal. Da, wo sie (ohne einen übergreifenden Sinnzusammenhang) Sinn machen, sind sie banal (z.B. 5). Insgesamt vermisse ich einen Sinn hinter dieser Einstellung zum Netzwerken: Es scheint, als wäre das Netzwerken selbst schon der Sinn. Ok, wer’s mag. Ich brauche meine Netze aber für meine Projekte, die ICH machen möchte. Das ist etwas ganz anderes, als „spannende Projekte“ zu erfinden, DAMIT irgendwelche Personen ins Netz kommen. Ist der Sinn, ein möglichst großes Netz zu bauen, dann passen die Regeln von Jean-Paul Martin natürlich. Ist der Sinn jedoch, für ein konkretes eigenes Projekt das passende Netz zu bauen, dann reichen diese Regeln nicht aus, bzw. sind sie teilweise unsinnig: 7 z.B. Denn die „spannenden Projektziele“ werden hier zum Mittel, um das Netz zu erhalten. Sie können dann nicht gleichzeitig den Sinn und Zweck (der in Regel 2 dahinterzuliegen SCHEINT) bilden, für den das Netz wiederum Mittel ist.
    Es ist wichtig, zu unterscheiden, was ist Mittel, was ist Sinn, sonst geht die Operation in die Hosen.

  5. Ein Blinder versucht unter einäugigen Studenten als Seher zu gelten –

    Ergebnis: die Mähr vom weißen Elefanten und den 3 ‚Sehern‘ (der Blinde, der Taube, der Stumme) und jeder versuchte den weißen Elefanten zu deuten.

    Statt sog. Visonären braucht das Bildungswesen Leute die arbeiten können.

  6. @Lisa Rosa
    „Insgesamt vermisse ich einen Sinn hinter dieser Einstellung zum Netzwerken: Es scheint, als wäre das Netzwerken selbst schon der Sinn.“
    – Ja, die Bildung eines Netzwerkes hat bereits einen Sinn. Denn mit einem Netzwerk kann man immer wieder Probleme lösen, die sich neustellen. Auch das Gehirn hat einen Sinn, bevor überhaupt neue Aufgaben angegangen werden.

  7. @Lisa Rosa
    Du scheinst ein Netzwerk noch nicht verstanden zu haben !
    Wenn es dir schlecht geht, dich keiner anruft, niemand was von dir will – dann gehst du einfach in eines deiner Multinetzwerke – und merkst sofort wieder daß du noch lebst. So einfach ist das ! Aber es sollte mindestens Web 4.0 sein mit Turbobooster und Höllenvibrator, sonst macht das keinen Sinn.

  8. Netzwerk Vergleich mit Gehirn: Ja, da liegt ja der Hase im Pfeffer. Denn das Gehirn entwickelt tatsächlich nicht ZUERST die Strukturen und füllt sich ANSCHLIEßEND mit Inhalten, sondern die Strukturen wachsen durch Betätigung an Inhalten. Und wie die Strukturen dann nämlich konkret ausschauen – im Gehirn -, das ist abhängig von den konkreten Inhalten, an denen sie entstanden sind. Frag mal Hirnforscher. Struktur ohne Inhalt ist nicht möglich.

  9. 1. lisa du hast recht

    2. was ist der unterschied zwischen 150 unterschiedlichen projektarten der verwaltung, dienstleister, industrie, beratungsfirmen etc. ?
    3. warum reden menschen immer über 100 stellungen und hatten noch keine frau ?
    4. was sind die key-points eines projekts (nicht eine webside)
    5. was sind projektzielkonzepte, projektmanagement- und managementtols

    6. warum kann ein lehrer der die realität nicht kennt auch keine kinder auf die realität vorbereiten …. ?

    richtig !!!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert