Was aus der Krise folgt

Daraus ergeben sich drei Konsequenzen: Unsere Medienlandschaft wird sich der der USA angleichen, der fundierte Meinungsjournalismus wird boomen und die öffentlich-rechtlichen Sender werden eine Renaissance erleben.

Der Hauptunterschied in den Medienlandschaften beider Länder lag vor allem darin, dass es in Deutschland aus historischen Gründen eine lebhafte, kleinteilige und qualitativ hochwertige Zeitungslandschaft sowie, nach dem Zweiten Weltkrieg etabliert, einen starken öffentlich-rechtlichen Rundfunk gab. Diese Vielfalt bricht – widersinniger Weise – in Zeiten der Vervielfältigung der Gesellschaft weg. In den USA konnten sich gerade in Nischen, die aufgrund der Größe des Landes wiederum gar nicht so klein sind, neue journalistische Formen entwickeln. Blogger, die auf ihren Seiten über lokale Missstände oder Serviceangebote informieren, sind zu einem festen Bestandteil der öffentlichen Wahrnehmung in den Staaten geworden. Online Publikationen wie die Huffington Post und Slatey haben mittlerweile Kultstatus und eine internationale Leserschaft. Deutschland wird genau diese Vervielfältigung erleben wie es sie in den vergangenen sieben Jahren in Amerika gegeben hat.

Der Headline-Journalismus, der zu einem Synonym von Nachrichtenjournalismus geworden ist, hat keinen Reiz mehr. Er wird erhalten bleiben, aber austauschbar sein. Der pointierte und fundierte Meinungsjournalismus wird zu einer bestimmenden Größe, vor allem in der politischen Berichterstattung, werden.

Die privaten Programme verzichten umfänglich auf Politikberichterstattung, im Netz bezahlt keiner für politische Information und als Werbeumfeld taugt politische Berichterstattung nicht. Die politische Klasse kann aber aus Selbsterhaltungstrieb auch aufgrund einer Verantwortung für die Demokratie nicht tatenlos zusehen, wie sie,ins Abseits geschoben wird. Eine Konsequenz daraus ist die Stärkung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Für ein Umfeld, in dem gar nicht geworben werden darf, ist es egal, dass man mit bestimmten Inhalten kein Geld verdienen kann. Die jüngste Novelle des Rundfunkänderungsstaatsvertrags hat gezeigt, dass ARD und ZDF von der Politik nicht abgeschoben werden oder ihr Geschäftsmodell ändern müssen. Der Kampf ums Netz ist wichtiger für sie, als sie gemein hin zugeben.

Der Media Shift von den konventionellen zu den neuen Medien ist unumkehrbar. Durch die Entscheidungen, die aktuell in den großen Verlagshäusern getroffen werden, wird diese Entwicklung nur noch beschleunigt. Bedeutungsverlust begegnet man nicht durch Qualitätsabbau. Die Karten werden neu gemischt, es wird neue Meinungsmacher im öffentlichen Raum geben, der immer mehr zum virtuellen Raum wird beziehungsweise sich im virtuellen Raum abspielt. Die Gewinner werden die sein, die rechtzeitig auf Qualität im Netz gesetzt haben.

ist Chefredakteur und Herausgeber des Online-Debattenmagazins The European (www.theeuropean.de). Für die Netzpiloten schreibt Alexander Kolumnen und kritische Beiträge zur Medienlandschaft und natürlich zu aktuellen politischen Ereignissen.


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