Es ist kein erfolgreiches Jahr für Netflix. Wo die Pandemie im letzten Jahr ihren Dienst erwies und unzählige Neukund*Innen auf die Plattform holte, da stehen dieses Quartal die Zahlen still, bzw. gehen leicht zurück. Und ganz nebenbei wächst die Konkurrenz stetig. Zeit für Netflix, sich neue Märkte zu erschließen. Und was bietet sich da mehr an, als der andere Gewinner von Corona? Die Gaming-Branche konnte zahlenmäßig mächtig durch die Pandemie profitieren und gilt als zukunftsfähig. Daher will sich Netflix nun dem Gaming-on-Demand Bereich widmen. Ganz im Stil von Microsoft und Co. sollen zukünftig kostenlos Vollpreistitel auf der Seite zur Verfügung stehen. Die können dann aus der App heraus bspw. auf Konsole gestreamt werden.
Keine schlechte Idee, bilden Gamer*Innen doch eine beliebte Zielgruppe auf Netflix. Viele Inhalte des Anbieters basieren nämlich auf Spielen. Schon clever, zusätzlich auch noch passende Spiele zum Netflix-Programm anzubieten? Daher haben wir fünf Anime auf Netflix ausgesucht, die auf Spielen basieren. Vielleicht könnt ihr dann bald nach einer Folge Castlevania direkt das dazugehörige Spiel anschmeißen und loslegen.
Wenn ihr durch unsere fünf Animes in Japan-Nostalgie verfallt, dann checkt doch auch unsere Top-Liste der besten Japan-RPGs aus. Außerdem haben wir uns auch schon nach den besten Animes auf Crunchyroll umgeschaut.
Castlevania
Das Spiel hat eine lange Historie und gehört zu den Erfindern des sogenannten Metroidvania Genres. 1987 kam es zum ersten Mal für NES auf den Markt und war eine Umwandlung des Heimcomputerspiels „Vampire Killer“. Dieses war nur für den europäischen/ brasilianischen Markt erschienen. Mit über 20 Teilen und Konsolen, auf denen es spielbar ist, ist es eine der langlebigsten Videospielreihen aller Zeiten. Die Geschichte dreht sich um die Dämonenjägerfamilie Belmont und deren Kampf gegen Dracula und seine Schergen. Der letzte Teil der Reihe ist allerdings schon etwas angestaubt. „Castlevania: Lords of Shadows 2“ erschien 2014 für die Xbox 360 und Playstation 3 und war ein durchschnittliches Spiel und nicht erinnerungswürdig.
Der gleichnamige Anime hingegen könnte schon eher im Gedächtnis bleiben. Es geht auch hier um die Belmonts und den Kampf mit Dracula. Dieser will die gesamte menschliche Population ausradieren, aus Rache für seine geliebte Frau. Dafür stellt er eine Armee aus Höllenkreaturen zusammen, die er auf die Menschheit loslässt. Nun ist es an Trevor Belmont, sich den Horden entgegenzustellen. Dabei unterstützt ihn die Sucherin Sypha und ein alter Bekannter aus den Videospielen. Die Serie bietet vor allem Schauwerte. Denn die Qualität der Produktion ist einwandfrei, was Charakter- und Monsterdesign, Umgebung und Soundtrack angeht. Man sollte auch auf grafische Effekte stehen, denn Gewalt kommt nicht zu kurz. Dafür platzen die Monster dann im Kampf auch ordentlich.
Die Dialoge hingegen verrennen sich ab und an in zu bedeutungsschwangere Reden. Man merkt, dass hier keine Japaner*Innen am Werk waren, doch dadurch werden auch viele Klischees vermieden. Wer genug vom immer gleichen Shōnen-Brei hat, der kann hier noch weitere Facetten von Action-geladenen Kämpfen mit einem Hauch Emotionen abgreifen. Das amerikanische Konzept geht voll auf.
Resident Evil Infinite Darkness
Ein weiteres Urgestein der Videospielindustrie gibt sich die Ehre für Netflix. Resident Evil zählte zu den erfolgreichsten Survival-Horrors in den 90ern und bis heute dominiert es diesen Markt. Shinji Mikami war das Mastermind hinter “Biohazard”, wie der erste Teil im japanischen Original genannt wurde. Mit seinen festen Kamerapositionen stand es in der Tradition von „Alone in the dark“. Bis 2005 mit „Code Veronica“ und „Resident Evil 4” der dynamische 3D-Shooter Einzug in das Genre fand. Besonders der 4. Teil gilt als wegweißend in der Videospielwelt. Darin musste Resi-Ikone Leon S. Kennedy die Tochter des US-Präsidenten aus einem infizierten Dorf in Spanien vor Kultisten retten. Und hier lässt sich am besten die Brücke zum Anime ziehen. Denn „Resident Evil: Infinite Darkness“ behandelt die Ereignisse nach dem 4. Teil.
Auch in der computeranimierten Serie ist Leon wieder im Einsatz. Er wird gerade ins Oval Office berufen, als eine Horde Zombies das Weiße Haus angreift. Nun ist es an ihm und Claire Redfield, der Heldin des zweiten Teils, hinter diesen Angriff zu kommen und zu verhindern, dass sich die Ereignisse von Racoon City wiederholen. Die Serie ist wie ein Resident Evil-Spiel aufgebaut und fühlt sich wie eine Mischung aus Spionagethriller und Actionfeuerwerk an. Durch die Kürze der Folgen mit rund 30 Minuten ist auch keine weitere Bindung möglich, als die, die die Spiele uns bereits zu den Charakteren geliefert haben. Daher kommt die Serie ohne große Überraschungen daher. Fans der Reihe sollten auf jeden Fall einen Blick wagen. Die vierteilige Miniserie hat bisher nur eine Staffel und ist inhaltlich abgeschlossen. Falls ihr danach Nachschub braucht, gibt es allerdings noch drei weitere Animationsfilme aus der Resident Evil Welt für euch auf Netflix.
Dota: Dragons Blood
Die vielleicht unbekannteste Serie auf dieser Liste ist wohl Dota: Dragons Blood. Obwohl Dota selbst eines der beliebtesten Spiele weltweit ist. Ursprünglich eine gemoddete Map für Warcraft III, etablierte sich der Urvater der MOBA’s schnell als eigenständiges Spiel. Kaum verwunderlich, dass Valve mit Dota 2 schließlich einen Free-to-Play-Titel veröffentlichte, der sowohl eigenständig als auch erfolgreich war und bis heute ist. Neben LoL ist es eines der größten E-Sports-Titel auf dem Markt. Diesen Erfolgszug wollte Valve untermauern, indem sie einen zugehörigen Anime mit CGI Elementen erschufen. Dota: Dragon’s Blood heißt dieser und ist dieses Jahr am 25. März auf Netflix erschienen. Richtig gehört, seit einem halben Jahr gibt es die Serie schon, doch das Medienecho hätte größer ausfallen können. Das tat der Serie aber keinen Abriss, denn eine zweite Staffel ist bereits in Planung.
Inhaltlich folgen wir dem Drachenritter Davion und seinem Gegenspieler Terrorblade – hier merkt man die Gaminghintergründe doch deutlich. Der Dämon ist fähig, die Seelen gefallener Drachen aufzunehmen, um selbst mächtiger zu werden und die Welt zu unterwerfen. Eines Tages verwundet Terrorblade den Drachen Slyrak so stark, dass dieser seine Seele an Davion binden muss. Nun macht sich das Zwangsduo auf, den Dämonen zu vernichten. Hilfe bekommen die beiden durch die verbannte Prinzessin Mirana und ihrer Begleiterin. Was nach einer Standardstory klingt, ist auch eine. Die Serie ist sehr generisch, auch die Charaktere bleiben zuweilen flach und entwickeln sich nicht überzeugend. Doch alles in allem ist es ein unterhaltsamer Anime, den man ohne Probleme an einem Sonntagnachmittag durschauen kann. Bisher umfasst die erste Staffel acht Folgen. Dota-Fans können bedenkenlos einschalten, alle anderen sollten die erste Folge schauen und abwägen, ob es sich für einen selbst lohnt.
League of Legends: Arcane
Als eines der erfolgreichsten Spiele des letzten Jahrzehnts war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis LoL adaptiert wird. League of Legends ist die Erfolgsgeschichte von Riot Games und mitverantwortlich für E-Sport, wie wir ihn heute kennen. Das Spielprinzip ist recht schnell erläutert. Zwei Spieler*Innen treten gegeneinander mit einem Team aus drei oder fünf Helden an. Jeder Held hat dabei eine spezielle Fähigkeit. Im Match selbst ist das Ziel den Nexus, also die Basis des Gegners, zu zerstören. Mit über 100 Millionen aktiven Spieler*Innen scheint das Konzept zu funktionieren. Wo genau der Anknüpfpunkt für eine gleichnamige Serie sein soll, dass wissen wohl nur die Marketingleute bei Riot. Denn die sehen in ihren Helden offenbar soviel Potential, dass sie ihnen gleich eine eigene Netflixserie spendieren.
Voraussichtlich im Herbst soll der Anime namens „League of Legends: Arcane“ erscheinen, produziert durch Riot Games selbst. Der Anime wurde bereits zum zehnjährigen Jubiläum von LoL angekündigt, doch durch die Corona-Pandemie wurde die Veröffentlichung letztes Jahr verschoben. In zwei bisher veröffentlichten Trailern wird die Grundhandlung bereits angefüttert. Im Mittelpunkt stehen die Heldinnen Jinx und Vi, ein Geschwisterpaar, dass eine harte Kindheit auf Piltover hinter sich hat. Die Serie wird laut den Trailern wohl einen Bruch zwischen den beiden thematisieren, denn ihre Beziehung scheint in ihren Teenagerjahren deutlich besser zu sein als das Ende des ersten Trailers vermuten lässt. Es geht nichts über eine gepflegte Rivalität unter ehemals besten Freunden, das hat schon Naruto eindrucksvoll bewiesen. Und die bisherigen Bilder versprechen eine interessante Serie im League of Legends-Universum. Wir bleiben daher gespannt und freuen uns auf dramatische Beziehungsabbrüche mit ordentlich Action drum herum.
Witcher: Nightmare of the Wolf
Zum Abschluss gibt es einen Anime-Film aus dem Witcher-Universum. Wer sich für Rollenspiele interessiert, dürfte bereits über die Videospielreihe gestolpert sein. Seit 2007 erschienen drei Witcher-Teile, die Spieler*Innen in die magische Welt von Andrzej Sapkowskis Romanvorlage ziehen. In den Spielen seid ihr Geralt von Riva, der als Hexer durch das Land reist und Aufträge annimmt. Hexer sind professionelle Kammerjäger für alles Übernatürliche und oft das Einzige, was die ärmliche Bevölkerung noch vor dem Tod bewahren kann. In Spiel und Roman geratet ihr immer wieder in moralische Zwickmühlen zwischen Menschen und Monster, da diese oftmals friedlicher sind, als einem zu Glauben gemacht wird. Und die Menschen oftmals grausamer als jede Bestie. Wer Geralt kennt, kennt auch dessen Lehrmeister Vesemir, den Anführer der Wolfsschule, wie Geralts „Ausbildungsstätte“ heißt.
Er ist ein weiser alter Mann, der zwar etwas ausgemergelt wirkt, aber immer noch kämpfen kann. Er ist Ratgeber und Bezugsperson für Geralt und dürfte in seinem Hexerleben einiges durchgemacht haben. Doch davon erfährt man in den Spielen eher weniger. Zeit, dass zu ändern.
In „Nightmare of the Wolf“ ist Vesemir nämlich die Hauptfigur. Wir begleiten ihn in seiner Blütezeit als Hexer, als er noch schwerterschwingend an Seilen durch die Luft flog und dabei Waldgeister bekämpfte. Eines Tages bezwingt er eine solche Kreatur, die offenbar fremdgesteuert war und gerät damit hexertypisch in ein politisches Komplott. Mit 83 Minuten Laufzeit ein recht schnelles Vergnügen, doch dadurch ist die Erzählung schön knackig und mit dem wesentlichen beschäftigt. „Nightmare of the Wolf“ ist ein toller Anime, der die Wartezeit bis Dezember zur nächsten Staffel der Realserie optimal verkürzt.
Images via IGDB.com
Artikel per E-Mail verschicken
Schlagwörter: Anime, castlevania, Dota, Film, LoL, MOBA, Netflix, Resident Evil, Serien, witcher