Es gibt wieder ein neues KI-Modell von OpenAI. Nach GPT-4o bekommen zumindest die zahlenden ChatGPT-Abonnenten jetzt auch Zugriff auf OpenAI-o1. Von 4o auf o1? OpenAI statt GPT vorweg? Die neue Benennung hat ihren aber auch ihren Grund: Der Fokus des neuen Modells ist ein ganz anderer und mach GPT-4o nicht obsolet. Doch wofür eignet sich OpenAI o1 und worin unterscheidet sich das Modell überhaupt?
OpenAI o1 wurde für komplexere Aufgaben trainiert
Das neue KI-Modell wurde vor allem mit Blick auf komplexe Aufgaben entwickelt. Ein Beispiel von OpenAI ist die Qualifizierungsprüfung zur Internationalen Matheolympiade (IMO). Dort hatte GPT-4o nur 13% der Problemstellungen lösen können. Das neue o1-Modell hat dagegen stolze 83% geschafft.
OpenAI o1 lohnt sich für solche Aufgaben, weil sie einen menschlicheren Denkprozess verfolgt. Das Modell nimmt sich vor der Antwort mehr Zeit, sich mit der Problemstellung zu befassen. Durch Training lernt das Modell seinen Denkprozess zu verbessern, probiert verschiedene Strategien aus und lernt aus Fehlern. Dabei nutzt es eine „Kette von Gedanken“, um ein Problem Schritt für Schritt zu lösen. Es eignet sich daher besonders gut für Aufgaben der Wissenschaft, Mathematik oder des Programmierens.
Der neue Fokus, für den die KI ganz neu lernen muss, weshalb diese KI parallel zu GPT mit eigenem Namen und Versionsnummer läuft.
OpenAI o1 sorgt für mehr Sicherheit
Dadurch dass OpenAI o1 die Nutzeranfragen und seine Antworten genauer durchdenkt, ist das neue Modell auch sicherer geworden. Es lässt sich weniger einfacher überlisten, die eigenen Regeln zu brechen.
In einem internen Jailbreak-Test von OpenAI, bei dem versucht wurde die eigenen Sicherheitsroutinen zu überlisten, erreichte GPT-4o nur einen Score von 22 von 100. (je höher desto besser). OpenAI 1o erreichte dagegen 84 von 100 Punkten.
Um die KI-Sicherheit weiter zu verbessern hat OpenAI auch Vereinbarungen mit den zuständigen Institutionen für KI-Sicherheit in den USA und dem Vereinigten Königreich getroffen. Diese Partnerschaft beinhaltet auch den Zugang zu den Research-Versionen des KI-Modells. Die Zusammenarbeit verspricht bessere Testmöglichkeiten vor und nach der Veröffentlichung neuer Versionen des Modells.
OpenAI o1 noch nicht für alle Aufgaben sinnvoll
Aktuell ist OpenAI o1 noch keinesfalls als Ersatz für die GPT-Modelle zu sehen. Es handelt sich noch um ein sehr frühes Modell, das entsprechend auch noch nicht so viele Features hat. Nutzer können noch keine anderen Medien wie Bilder einbeziehen oder das Internet von OpenAI o1 durchsuchen lassen.
Auch OpenAI schreibt dazu, dass GPT-4o noch einige Zeit die bessere Wahl für die meisten gewöhnlichen Anfragen sein wird und o1 vor allem für komplexere Aufgaben genutzt werden sollte. Ohnehin erfordert der Denkprozess vom o1-Modell noch deutlich mehr Ressourcen. Entsprechend limitiert OpenAI die Zahl der Anfragen, die Nutzer über das neue Modell stellen dürfen.
OpenAI o1 in zwei Versionen
Das neue o1-Modell ist in 2 Versionen verfügbar: o1-preview und o1-mini. Wie bei GPT-4o handelt es sich bei der mini-Version um eine etwas schlankere Variante des Modells.
Verfügbar ist o1 zunächst nur für ChatGPT Plus– und Team-Nutzer. o1-Preview startet mit einem Limit von 30 Nachrichten, o1-mini mit 50 Nachrichten pro Woche. Diese Limits sollen künftig ausgeweitet werden. Außerdem ist geplant, dass ChatGPT künftig automatisch das passende Modell für den Prompt auswählt.
Browsing, Datei- und Bildupload sind ebenfalls in Planung.
Was bedeutet OpenAI o1 für die KI-Entwicklung?
Obwohl wenn OpenAI 01 sich zunächst nur für komplexere Aufgaben lohnt, gilt das neue Modell für viele Experten als großer Meilenstein in der KI-Entwicklung.
Auch wenn man sich entschied, dem Nutzer nicht die interne Gedankenkette der KI, kann sie den Entwicklern beim Nachvollziehen der KI-Entscheidungen wertvolle Einblicke liefern. Dieser komplexe Denkprozess und die eigene Rücküberprüfung dessen dürfte o1 allein schon deutlich von bisherigen (Mainstream-)Modellen abheben. Ob die Technologie auch für viele Alltagsanwendungen sinnvoll ist, dürfte aber davon abhängig sein, wie ressourcensparend man das KI-Modell entwickeln kann.
Bereits jetzt ist es beeindruckend, was das neue Modell schon in seiner frühen Fassung kann. Dass dies auch wieder neue Risiken bedeutet, machte Dan Hendrycks vom US-amerikanischen Nonprofit Center for AI Safety deutlich. Auf X schrieb er:
„Die Risiken durch chemische, biologische, radiologische und nukleare (CBRN-) Waffen sind für OpenAIs o1-Vorschaumodell „mittel“ – bevor sie Sicherheitsvorkehrungen hinzugefügt haben. Das ist nur das schwächere Vorschaumodell, nicht einmal ihr bestes Modell.
Bei GPT-4o bestand ein geringes Risiko, dies ist ein mittleres und ein Übergang zu einem „hohen“ Risiko könnte nicht mehr weit sein.“
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