Sprachen lernen mit ChatGPT

Für viele ist ChatGPT zu einem wichtigen Helfer im Alltag geworden. Das KI-Tool ist Ideengeber, Sparringspartner oder setzt spontane Bildideen um. Man kann aber auch Sprachen lernen mit ChatGPT. Durch seine Fähigkeit, auf individuelle Bedürfnisse einzugehen und in Echtzeit Antworten zu geben, bietet es eine flexible und personalisierte Lernumgebung, die sich an die Anforderungen jedes Lernenden anpasst.

Bei vielen leidenschaftlichen Sprachlernen ist ChatGPT allerdings noch immer verpönt, weil es immer wieder auch falsches Wissen vermittelt. Dieser Artikel zeigt die Vorteile von ChatGPT (oder anderen KI-Tools) als Lernhilfe, aber auch die Gefahren und wo ihr sie am geschicktesten einsetzen könnt.

Vorteile des Sprachenlernens mit ChatGPT

Das Lernen einer neuen Sprache ist ein komplexer Prozess, der häufig verschiedene Ansätze und Werkzeuge erfordert, um effektiv zu sein. Und nicht für jeden funktioniert jeder Ansatz gleich gut. ChatGPT bietet eine einzigartige Kombination aus Flexibilität, Personalisierung und sofortigem Feedback über die ihr vieles ausprobieren könnt. Inhaltlich könnt ihr sowohl für anerkannte Sprachniveaus lernen oder aber für bestimmte Alltags- oder Berufssituationen, in denen ihr die Sprache einsetzen möchtet. Zudem gibt es Sprachen in denen man schwierig an gute deutsche Lehrbücher kommt – hier ist ChatGPT eine Alternative.

Auch bei den Lernmethoden ist ChatGPT vielfältiger als man zunächst denken mag. Lernende können Grammatikübungen machen, unbekannte Wörter erfragen oder einfache bis komplexe Dialoge üben. Außerdem kann ChatGPT dabei helfen, realistische Alltagssituationen zu simulieren, in denen ihr die Sprache in verschiedenen Kontexten anwenden müsst. Dafür könnt ihr sogar mittels der Sprachsteuerung auch die aktive Anwendung der Sprache üben.

Einer der größten Vorteile von ChatGPT ist die Möglichkeit, jederzeit und überall darauf zugreifen zu können. Egal, ob man sich auf einer langen Zugfahrt befindet, eine kurze Pause während der Arbeit macht oder zu Hause lernt – ChatGPT ist immer verfügbar und passt sich dem individuellen Zeitplan des Nutzers an. Diese Flexibilität bedeutet, dass ihr nicht an feste Unterrichtszeiten oder -orte gebunden seid und euer Lerntempo selbst bestimmen könnt. Durch diese ständige Verfügbarkeit wird das Sprachenlernen in den Alltag integriert, wodurch regelmäßige Übung leichter zu erreichen ist.

Ein besonders wertvolles Merkmal von ChatGPT ist die Fähigkeit, sofort Feedback zu geben. Im Gegensatz zu vielen herkömmlichen Lernmethoden, bei denen das Feedback zeitlich verzögert erfolgt, erhaltet ihr bei ChatGPT umgehend eine Rückmeldung zu euren Fehlern. Wenn euch das erste Feedback nicht ausreicht könnt ihr es auch noch tiefergehend erklären lassen und gegebenenfalls relevante grammatische Konzepte erfragen.

Nachteile des Sprachenlernens mit ChatGPT

Obwohl ChatGPT eine Vielzahl von Vorteilen beim Sprachenlernen bietet, gibt es auch einige Grenzen und Herausforderungen, die ihr beachten müsst. Künstliche Intelligenz kann das Lernen in vielerlei Hinsicht unterstützen, aber sie ist kein vollständiger Ersatz für traditionelle Methoden oder menschliche Interaktionen.

Das gravierendste Problem ist, dass ChatGPT zum Halluzinieren neigt. Im Kern funktioniert die Chat-KI so, dass sie die wahrscheinlichste Antwort auf eine Frage zu ermitteln versucht. Da sie dabei nicht nach reinem „Wissen“ antwortet, verkauft sie dann auch Falschinformationen auf sehr überzeugende Weise. Die Qualität hängt aber auch stark davon ab, wie viel Daten sie in einer Sprache aufgenommen hat. Das Englisch von ChatGPT ist wegen der Verbreitung äußerst gut und auch in der Sprachwiedergabe bereits sehr überzeugend. Sprachen wie Japanisch, die auch von grammatischen Konzepten weit entfernt sind, neigen da stärker zu Fehlinformationen.

Ein wesentlicher Unterschied zwischen ChatGPT und einem menschlichen Sprachlehrer ist auch das Fehlen von echter emotionaler und sozialer Interaktion. Beim Sprachenlernen spielt die menschliche Komponente eine zentrale Rolle: Menschen bieten authentisches Feedback, verstehen die individuellen Lernschwierigkeiten besser und können emotionale und kulturelle Aspekte in die Lehre einbringen. Diese menschliche Komponente kann auch für den Lernenden eine starke Motivation sein.

Während es möglich ist, ChatGPT um Tipps zur Aussprache zu bitten oder nach phonetischen Erklärungen zu fragen, kann die KI keine präzise Rückmeldung zur tatsächlichen Aussprache des Lernenden geben. Das Training der Aussprache erfordert menschliche Interaktion oder spezielle Tools, die in der Lage sind, die gesprochene Sprache zu analysieren und detailliertes Feedback zu geben. In der Realität trefft ihr außerdem auf kulturelle Unterschiede oder regionale Dialekte, die ChatGPT nicht gut abbilden kann.

Anwendungsbeispiele zum Sprachenlernen mit ChatGPT 

Gesprächs-Training

Die Zeiten, indem man sich von Kasette oder CD Sprachbeispiele anhört oder teuren Privatunterricht nehmen muss um eine Sprache auch sprechen zu lernen sind zum Glück vorbei. Online findet man zahlreiche Lernvideos und es gibt Plattformen wie iTalkie bei denen ihr auch relativ günstigen Einzelunterricht finden könnt. Auch gegenseitiger Sprachunterricht oder einfach spontane Sessions auf Discord sind beliebte Möglichkeiten.

Trotzdem ist es nicht immer ganz einfach wenn man entweder sehr schüchtern ist oder ihr eure Lernzeiten nicht so gut im Voraus planen könnt. Wenn ihr eine Sprache mit ChatGPT lernt, habt ihr dagegen immer jemanden, mit dem ihr auch Sprechübungen machen könnt und der durch Prompts auch relativ schnell weiß, auf welchem Sprachniveau er sich bewegen soll.

Dass mit dem Update ChatGPT-4o die Sprachfähigkeiten massiv verbessert wurden ist dabei ein großer Vorteil. Auch die schnelleren Antworten und die Möglichkeit ChatGPT im Satz zu unterbrechen sind für das Sprachen Lernen mit ChatGPT ein willkommenes Upgrade.

Übungs-Ergänzung

Auch zu einem bestehenden Übungsplan kann ChatGPT eine gute Ergänzung sein. Somit könnt ihr beständig neue Übungen erzeugen, anstatt euch in Wiederholungen bestehender Übungen zu verlieren. Auch könnt ihr selbst bestimmen ob ihr von Deutsch in eine andere Sprache oder andersrum übersetzen müsst. 

Im Gegensatz zu Lehrbüchern könnt ihr euch auch freiere Texte als Aufgaben geben und sie anschließend bewerten lassen. Lehrbücher können das weniger, weil die Aufgaben anschließend auch eine feste Lösung haben müssen, die man nachschlagen kann. 

Wortschatz gezielt erweitern

Durch die KI könnt ihr euren Wortschatz auch gezielt erweitern. Wenn ihr wisst, dass ihr auf Reise gerne essen gehen wollt, könnt ihr euch etwa Vokabeln geben lassen, die euch beim Lesen der Speisekarte weiterhelfen oder mit denen ihr bei den Einheimischen punkten könnt. Die freuen sich meistens, wenn man zumindest versucht ihre Sprache etwas zu sprechen. Bei Verben könnt ihr euch auf Wunsch sogar direkt die konjugierten Formen mitgeben lassen. 

Der Vorteil beim Sprachen lernen mit ChatGPT ist also unter anderem, dass ihr auch immer mal wieder abseits der für das Sprachniveau vorgesehenen Inhalte Wörter lernt, die euch gerade besonders interessieren.

Antwort von ChatGPT auf die Anfrage: "Gib mir 10 japanische Vokabeln, die bei der Bestellung im Restaurant nützlich sein können. Gib  mir die Schreibweise bitte in Romaji, Kana und Kanji"
Wenn ihr Vokabeln in ChatGPT erfragt könnt ihr auch noch zusätzliche Informationen erfragen. Auch Beispielsätze mit den Vokabeln sind natürlich möglich und lassen sich von der KI vorlesen.

Nicht nur auf ChatGPT setzen

Wie in vielen Anwendungsbereichen ist ChatGPT auch beim Erlernen einer Sprache am besten als Helfer zu sehen. Es ist praktisch für eine erste Sondierung oder als Unterstützung in bestimmten Bereichen. Ganz auf andere Lehrmittel solltet ihr aber dennoch nicht verzichten. Ein Buch oder Sprachunterricht kann euch unter anderem davor schützen, Falschinformationen aufzunehmen.

Ohnehin sollte man beim Sprachenlernen erst einmal einiges ausprobieren. Jeder lernt in einem anderen Tempo und bevorzugt andere Lernansätze. Um herauszufinden was für einen selbst funktioniert muss man leider erst etwas Geld investieren. Dafür ist der Lernprozess viel angenehmer, wenn man den eigenen Lernweg entdeckt hat.

Doch egal ob ChatGPT, Bücher oder Präsenzunterricht: Am wichtigsten bleibt die Motivation. Das Lernen einer Sprache kostet viel Zeit. Abhängig davon wie nah Schrift und Sprache der eigenen Muttersprache sind kann es Monate dauern, bevor ihr wirklich sinnvoll eine Unterhaltung führen könnt. 

Die Motivation kann am Interesse der dortigen Medien liegen, den Wunsch bei Reisen in das Land die Kultur durch die Sprachkenntnis viel tiefgehender kennenzulernen oder einfach das Gehirn auf Trap zu halten. Da sich dieses beim lernen einer neuen Sprache auch „neu verdrahten“ muss, ist es tatsächlich sinnvoll zur Alzheimer-Prävention.

Sprachen lernen mit ChatGPT – Besser als sein Ruf

Ist ChatGPT der ideale Lehrer für Sprache? Das bei weitem nicht. Aktuell ist die Sprach-KI noch fehleranfällig und kann diese Fehler leider sehr gut als Tatsachen verkaufen. Trotzdem kann die KI in sehr vielen Bereichen helfen, wenn man sich nicht vollkommen auf sie verlässt.

Davon abgesehen: Selbst wenn ihr komplett mit ChatGPT eine Sprache lernt, würde sie euch vielleicht nicht alles richtig, aber dennoch ein gutes Grundverständnis für die Sprache vermitteln. Und wenn euch dieser Weg mehr motiviert ist es ohnehin besser, als eine Sprache gar nicht erst zu lernen. Außerdem verbessern sich die Sprach-KIs zunehmend und werden auch immer besser darin komplexere Themen zu begreifen. 

Zieht trotzdem am besten in Betracht, auch andere Lernmittel zu verwenden und nutzt ChatGPT etwa für Sprachübungen oder um über den Tellerrand eurer Bücher hinaus noch das ein oder andere interessante zu lernen. Findet aber vor allem die Art zu lernen, die eurem Tempo und eurer Art zu lernen am besten entgegen kommt. Und falls die Motivation mal schwindet: Vielleicht weiß ChatGPT ja ein paar Gründe, warum ihr unbedingt am Ball bleiben solltet! 


Image by Supatman via Adobe Stock

Das Internet ist sein Zuhause, die Gaming-Welt sein Wohnzimmer. Der Multifunktions-Nerd machte eine Ausbildung zum Programmierer, schreibt nun aber lieber Artikel als Code.


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