Die Raumfahrt hat sich in den letzten Jahrzehnten drastisch verändert. Während sie früher fast ausschließlich von staatlichen Organisationen wie der NASA oder der europäischen ESA dominiert wurde, hat sich mit der Zeit ein neuer Trend entwickelt: New Space. Einfach erklärt steht dieser Begriff für die zunehmende Beteiligung privater Unternehmen und die Kommerzialisierung der Raumfahrt. Besonders prominent vertreten: Die Tech-Milliardär Elon Musk und  Jeff Bezos.

Doch was genau bedeutet dieser Wandel für die Raumfahrt? Welche Innovationen haben den Durchbruch ermöglicht, und was könnte die Zukunft bereithalten? In diesem Artikel wird das Konzept von „New Space“ einfach und verständlich erklärt. Wir werfen einen Blick auf die wichtigsten Akteure, technologischen Fortschritte und die damit verbundenen Chancen und Herausforderungen.

Was ist New Space?

Der „Old Space“ wurde über Jahrzehnte hinweg fast ausschließlich von staatlichen Raumfahrtbehörden wie der NASA (USA), der ESA (Europa) oder Roscosmos (Russland) dominiert. Der Kampf um den Weltraum war lange Zeit sogar ein wichtiges Schlachtfeld des kalten Krieges. So brachten die Sowjets den ersten Satelliten All. Auch der erste Mensch und der erste Weltraumspaziergang und die erste Mondlandung gelang der UdssR. Die US-Amerikaner konterten diese Erfolge mit den ersten Menschen auf dem Mond. „Ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein großer für die Menschheit“ – Diesen Satz kennt heute wohl jeder.

New Space beschreibt eine neue Ära in der Raumfahrt, in der private Unternehmen eine zunehmend bedeutende Rolle übernehmen und die Branche mit neuen Geschäftsmodellen und innovativen Technologien revolutionieren. Während die Raumfahrt über wurde, hat sich in den letzten 20 Jahren eine tiefgreifende Veränderung vollzogen.

Ein zentrales Merkmal von New Space ist die Kostensenkung. Unternehmen wie SpaceX unter der Führung von Elon Musk haben es geschafft, die Kosten für Raketenstarts durch wiederverwendbare Raketen massiv zu senken. Wo früher der Start einer Rakete Milliarden von Dollar kostete, sprechen wir heute von einem Bruchteil dieser Summe. Dies eröffnet völlig neue Möglichkeiten, auch für kleinere Unternehmen, Universitäten oder Länder, die zuvor nicht in der Lage waren, am Weltraumgeschäft teilzunehmen.

Die Akteure des New Space

Im New Space spielen private Unternehmen und Start-ups eine zentrale Rolle bei der Gestaltung der Zukunft der Raumfahrt. Sie haben das klassische Modell, bei dem die Raumfahrt von staatlichen Organisationen dominiert wurde, durchbrechen können und treten nun als wichtige Innovationstreiber auf.

Auf der einen Seite möchten sich die Unternehmen einen möglichst großen Teil des kommerziell noch sehr unangetasteten Weltraum-Geschäfts für die Zukunft sichern. Doch auch das Ego der Unternehmer dürfte eine große Rolle spielen. Die großen Tech-Milliardäre befinden sich in einem ähnlichen Wettstreit wie damals die Nationen. Es geht auch darum sich selbst ein Denkmal zu setzen und den Innovationsgeist des Unternehmens zu beweisen.

Hier sind die bedeutendsten Akteure des New Space und ihre Beiträge:

1. SpaceX

SpaceX, 2002 von Elon Musk gegründet, ist wahrscheinlich das bekannteste Unternehmen im New Space. Das Unternehmen hat sich das Ziel gesetzt, die Kosten für Raumfahrt erheblich zu senken und langfristig die Besiedlung anderer Planeten, insbesondere des Mars, zu ermöglichen.

Die Schlüsselinnovation von SpaceX ist die Entwicklung wiederverwendbarer Raketen, insbesondere die Falcon-9-Rakete, die nach dem Start sicher auf der Erde landen und erneut verwendet werden kann. Durch diese Wiederverwendbarkeit konnte SpaceX die Kosten für Weltraummissionen drastisch senken. Kürzlich gelang sogar das Auffangen eines Starters mit Greifarmen

Weitere Meilensteine umfassen:

• Crew Dragon: Ein Raumschiff, das Astronauten zur Internationalen Raumstation (ISS) bringt.
• Starship: Ein voll wiederverwendbares Raumschiff, das für Langstreckenflüge zum Mars konzipiert ist.
• Starlink: Ein Satellitenkonstellationsprojekt, das Internetdienste weltweit anbieten soll.

2. Blue Origin

Blue Origin wurde 2000 von Jeff Bezos, dem Gründer von Amazon, gegründet. Das Unternehmen hat eine langfristige Vision, Menschen das Leben und Arbeiten im Weltraum zu ermöglichen. Blue Origin verfolgt ebenfalls das Ziel, die Raumfahrt durch die Wiederverwendbarkeit von Raketen kostengünstiger zu machen.

Ihre Rakete New Shepard ist speziell für den Weltraumtourismus entwickelt worden und kann Passagiere für kurze Flüge in den suborbitalen Raum bringen. Kürzlich gelang ein erfolgreicher Start mit Landung der Rakete. Allerdings wurden genauere Flugdaten bisher zurückgehalten.

 Weitere Projekte von Blue Origin umfassen:

• New Glenn: Eine große Trägerrakete, die für den Transport von Satelliten in den Orbit konzipiert ist.
• Mondlandefähre „Blue Moon“: Ein Projekt, das sich auf die Rückkehr der Menschen zum Mond konzentriert.

3. Rocket Lab

Rocket Lab, 2006 in Neuseeland von Peter Beck gegründet, konzentriert sich auf den Transport von Kleinsatelliten in den Orbit. Mit seiner Rakete Electron hat Rocket Lab eine Lösung für Startups, Universitäten und kleinere Nationen geschaffen, um kostengünstig Nutzlasten in den Weltraum zu befördern. Der Nachfolger Neutron könnte sogar die kostengünstigere Alternative zur Falcon 9 werden.

Rocket Lab hat durch seine fokussierte Nische auf kleine und flexible Satellitenstarts einen wichtigen Beitrag zur Demokratisierung des Zugangs zum Weltraum geleistet.

4. Virgin Galactic

Virgin Galactic, ein Unternehmen des britischen Unternehmers Richard Branson, widmet sich dem aufkommenden Markt des Weltraumtourismus. Branson hat einen Ruf als „Abenteurer“ und verbucht unter anderem auch die ersten Heißluftballonüberquerungen des Atlantiks und des Pazifiks für sich.

Virgin Galactic bietet suborbitale Flüge an, bei denen Passagiere die Schwerelosigkeit erleben und die Erde aus dem All sehen können. Virgin Galactic strebt an, Weltraumtourismus für Privatpersonen zu einem realisierbaren Geschäftsfeld zu machen und den Zugang zu Weltraumerlebnissen zu erweitern.

2023 fand der erste kommerzielle Flug statt, der siebte und vorerst letzte fand im Juni 2024 statt. 2026 soll der Betrieb mit einem Nachfolgemodell aufgenommen werden. Die Aktien des Unternehmens bewegten sich zwischenzeitlich allerdings an der Grenze zum Delisting von der Börse.

5. Relativity Space

Relativity Space ist ein weiteres Start-up im New Space, das sich auf eine disruptive Technologie konzentriert: 3D-gedruckte Raketen. Das Unternehmen glaubt daran, dass der Einsatz von 3D-Druck die Entwicklungszeit und die Kosten für den Bau von Raumfahrzeugen drastisch reduzieren kann.

2023 startete Relativity Space erstmals erfolgreich ihre Terran-1 Rakete, die zu 85% aus dem 3D-Drucker stammt. Es gab allerdings Probleme mit der zweiten Raketenstufe, wonach man sich komplett auf die Entwicklung des Nachfolgers Terran-R konzentrierte, die 2026 erstmals starten soll. Von Bauweise und Nutzlast soll sie in Konkurrenz zur Falcon 9 treten und auch über eine wiederverwendbare 1. Raketenstufe verfügen.

Die Vision von Relativity Space umfasst nicht nur schnellere und günstigere Raketenstarts, sondern auch den langfristigen Bau von Infrastruktur im Weltraum, um Planeten zu besiedeln.

6. OneWeb

OneWeb ist ein Unternehmen, das mit dem Ziel gegründet wurde, ein globales Satellitennetzwerk aufzubauen, das Internetzugang in entlegene Regionen der Welt ermöglicht. Das Unternehmen arbeitet an der Platzierung von tausenden Satelliten in den Orbit, ähnlich dem Starlink-Projekt von SpaceX, jedoch mit einem Fokus auf den universellen Internetzugang für Entwicklungsländer.

Mittlerweile besteht das Satelliten-Netz aus über 600 Satelliten. Die Menge soll insgesamt verzehnfacht werden.

7. Planet Labs

Planet Labs ist bekannt für seine riesige Flotte von Kleinsatelliten, die hochauflösende Bilder der Erde aufnehmen. Diese Bilder werden in vielen Bereichen genutzt, von Umweltforschung bis hin zu Katastrophenmanagement und Landwirtschaft. Planet Labs hat es geschafft, die Kosten und Komplexität der Erdbeobachtung durch den Einsatz kleinerer, kostengünstiger Satelliten erheblich zu senken.

Das Kerngeschäft bilden die nur 5kg schweren Dove-Satelliten von der Größe eines Schuhkartons, die täglich Bildmaterial von 350 Millionen Quadratkilometer der Erdoberfläche sammeln.

Kooperation mit staatlichen Akteuren

Viele dieser Unternehmen arbeiten eng mit staatlichen Raumfahrtbehörden zusammen. Die NASA vergibt beispielsweise Aufträge an SpaceX, Boeing und andere Unternehmen für die Lieferung von Fracht und Besatzungen zur ISS. Auch die europäischen und asiatischen Raumfahrtbehörden kooperieren zunehmend mit privaten Akteuren, um technologische Innovationen voranzutreiben und die Raumfahrt für mehr Akteure zugänglich zu machen.

Vorteile von New Space

Die New-Space-Bewegung bringt zahlreiche Vorteile mit sich, die nicht nur die Raumfahrt selbst, sondern auch die Gesellschaft und Wirtschaft auf der Erde beeinflussen. Durch neue Geschäftsmodelle, Kostensenkungen und innovative Technologien hat sich der Weltraum für mehr Akteure geöffnet, und der Zugang zu Raumfahrtressourcen ist nun nicht mehr allein auf staatliche Institutionen beschränkt. Im Folgenden werden die wichtigsten Vorteile der New-Space-Bewegung erläutert.

Kostensenkung und Effizienzsteigerung

Einer der größten Vorteile von New Space ist die deutliche Senkung der Kosten für Weltraummissionen. Unternehmen wie SpaceX und Rocket Lab haben innovative Technologien entwickelt, die es ermöglichen, Raketen und Raumfahrzeuge wiederzuverwenden.

Zugang für neue Akteure und Förderung von Innovation

Die Senkung der Kosten und die Öffnung des Marktes haben den Weltraumzugang demokratisiert. Während früher nur große staatliche Raumfahrtagenturen wie die NASA oder ESA Missionen ins All finanzieren konnten, ermöglichen es die New-Space-Entwicklungen heute auch kleineren Organisationen, Akteuren aus der Privatwirtschaft und sogar Privatpersonen, eigene Weltraumprojekte zu verwirklichen.

Förderung von Innovation und technologischem Fortschritt

Die verstärkte Konkurrenz und das Interesse der Privatwirtschaft treiben technologische Innovationen in der Raumfahrtindustrie voran. Die New-Space-Unternehmen stehen in einem intensiven Wettbewerb, was den Anreiz erhöht, stets neue, effizientere und kostengünstigere Lösungen zu entwickeln. Dieser Innovationsdruck hat zu technologischen Fortschritten geführt, die auch außerhalb der Raumfahrt Anwendung finden.

Wirtschaftlicher Nutzen und neue Märkte

Durch New Space entstehen neue wirtschaftliche Chancen und Arbeitsplätze in der Raumfahrtindustrie und in angrenzenden Sektoren. Die Raumfahrtbranche wird zunehmend als ein kommerzieller Markt wahrgenommen, der Gewinnmöglichkeiten für Unternehmen, Investoren und Start-ups bietet.

Unterstützung der wissenschaftlichen Forschung

Die Möglichkeiten des New Space unterstützen auch die wissenschaftliche Forschung, indem neue Technologien und Experimente schneller und kostengünstiger ins All gebracht werden können. Die Partnerschaften zwischen privaten Unternehmen und staatlichen Agenturen ermöglichen eine intensivere Erforschung des Weltraums und fördern langfristige wissenschaftliche Ziele.

Herausforderungen und Risiken von New Space

Obwohl die New-Space-Bewegung erhebliche Fortschritte und neue Möglichkeiten für die Raumfahrt eröffnet hat, bringt sie auch verschiedene Herausforderungen und Risiken mit sich. Diese betreffen sowohl technologische und wirtschaftliche, als auch regulatorische und ethische Aspekte.

Regulatorische Fragen und Weltraumgesetzgebung

Mit dem verstärkten Eintritt privater Unternehmen in die Raumfahrt stehen nationale und internationale Raumfahrtbehörden vor neuen regulatorischen Herausforderungen. Der Weltraum ist international nicht umfassend reguliert, was zu rechtlichen Unsicherheiten führt.

Weltraummüll und Nachhaltigkeit

Ein großes Risiko der New-Space-Entwicklung ist die zunehmende Menge an Weltraummüll. Jedes neue Raumfahrzeug und jede Satellitenkonstellation trägt zur Vermüllung des erdnahen Orbits bei. Weltraummüll ist nicht nur eine Umweltfrage, sondern auch ein ernstes Sicherheitsrisiko für zukünftige Missionen.

Sicherheitsrisiken und Cyberbedrohungen

Mit der zunehmenden Nutzung des Weltraums für kommerzielle Zwecke entstehen neue Risiken in Bezug auf die Sicherheit von Raumfahrt- und Satellitensystemen. Diese Systeme sind potenziell anfällig für Cyberangriffe und technische Ausfälle, die weitreichende Folgen haben können.

Kommerzialisierung und ethische Fragen

Die Kommerzialisierung der Raumfahrt wirft Fragen auf, die weit über die technische Machbarkeit hinausgehen. Während die Kommerzialisierung Innovationen antreibt, wirft sie auch ethische Fragen zur Nutzung des Weltraums und zu den Prioritäten privater Unternehmen im Gegensatz zur wissenschaftlichen Forschung auf.

Finanzielle Risiken und Marktschwankungen

Obwohl New Space als vielversprechender Wachstumsmarkt gilt, birgt er auch erhebliche finanzielle Risiken für Investoren und Unternehmen. Raumfahrtprojekte sind kostenintensiv, langwierig und von hoher technischer Komplexität geprägt, was zu Marktunsicherheiten führen kann.

Bedeutung für die Zukunft der Raumfahrt

Die erste große Ära der Raumfahrt war der Schlagabtausch zwischen USA und Sowjetunion im Kalten Krieg. Zwischen 1955 und 1970 jagte ein Meilenstein den nächsten. Dafür sorgte auch die Heroisierung in den Medien. Nach der Mondlandung wurde es jedoch still.

Seitdem ist trotzdem einiges passiert. Es gibt weiterhin – unbemannte – Missionen zu anderen Planeten, Satellitenrundfunk hat sich längst etabliert und seit dem Jahr 2000 ist die internationale Raumstation bewohnt.

Durch die New Space-Bewegung kehrt jedoch der Pioniergeist und die Selbstinszenierung zurück. Auch wenn die heutige Gesellschaft viel stärker auf Klima und Umwelt achtet, kehrt wieder ein Stück Faszination und das Träumen von der unendlichen Weite zurück.

Die Raumfahrt macht wieder große Sprünge und die Konkurrenzsituation treibt die Fortschritte noch weiter an. Die Raketen werden nicht zwingend größer, dafür aber kostengünstiger und nachhaltiger. Der New Space steht an der Schwelle auch im Orbit der Erde kommerzielle Wirtschaftsstrukturen aufzubauen, künftig vielleicht für Produkte, die nur in der Schwerelosigkeit in sinnvollen Mengen herstellbar sind. Der Abbau von Ressourcen von Asteroiden und deren unmittelbare Verarbeitung könnte uns auch ferneren Zielen näher bringen.

Zugleich hat der New Space aber auch jetzt schon viele Auswirkungen. Die vielen Satelliten sorgen nicht nur für ein neue Internet-Angebote sondern auch für Unmengen an Umweltdaten, die bereits jetzt für Katastrophenschutz oder Landwirtschaft wichtig sind und unser Verständnis für die Wechselwirkungen auf der Erde stetig erweitern.

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