Podcasts machen meine Welt ein Stückchen größer – Interview mit David Reiter

Was macht Podcasts so besonders? Darüber haben wir mit David Reiter gesprochen, Gründer der Podcast-Wachstumsplattform Sankt Audio. Seit 2023 unterstützt Sankt Audio Studio Podcaster*innen dabei, die richtigen Mittel und Methoden zur Optimierung der eigenen Reichweite zu nutzen. Wie er die deutsche Podcast Landschaft einschätzt und was er von Trends wie Video First hält, erfahrt ihr bei uns im Interview.
 
Hi David! Du hast dich mit deinem Sankt Audio Studio darauf spezialisiert, anderen Podcasts mittels eines smarten KI-Wegweisers dabei zu helfen, ihr Wachstum zu steigern. Wie genau müssen wir uns das vorstellen?
 
Die meisten Podcaster*innen verbringen in der Regel doppelt so viel Zeit mit ihren Inhalten, wie sie aufbringen, um diese nach der Veröffentlichung zu bewerben. Ich möchte das Verhältnis von Produktion zu Distribution eher einander angleichen. Im St. Audio Studio finden die Audioschaffenden dafür Inspiration und Anleitung. Ganz konkret analysiert unser Tool, mit welchem Marketing-Mix Podcasts wachsen. Und gibt diese Tipps entsprechend weiter. Dann heißt es: „Das solltest du als Nächstes ausprobieren“. Die wichtigste Erkenntnis für mich ganz persönlich war, dass wir alle Reichweite immer entsprechend unserer eigenen Wachstumsphase und Ressourcen aufbauen. Das befreit auch! Denn plötzlich realisiert man, dass man sich nicht mit den Formaten ganz oben Charts oder solchen vergleichen muss, die schon zehn Jahre dabei sind. Im Studio kann man nun entweder dem empfohlenen Pfad folgen oder sich frei durch alle +150 Methoden und Kategorien filtern. Letzteres übrigens komplett kostenlos.
 
Was liebst du persönlich an Podcasts?
 
Für mich machen gute Podcasts meine Welt ein Stückchen größer. Ich liebe es, Neues zu lernen oder mir bisher unbekannte Zusammenhänge zu erschließen. Über Podcasts kann ich das auch unterwegs oder während die Hände etwas anderes machen müssen.
 
Obwohl Podcasts ja schon eine Weile existieren, erscheinen sie uns immer noch erstaunlich frei von den Zwängen der Algorithmen und Vermarktungsvorgaben. Macht momentan viel Spaß für Publisher. Siehst du das auch so?
 
Ich würde mir sogar noch viel mehr Experimente im Medium wünschen! Denn tatsächlich empfinde ich die Konventionen hier auch so klein wie nirgends sonst. Allerdings muss man dann vielleicht auch seinen Frieden damit schließen, wo die Grenzen im Audio und RSS-Feed liegen – etwa für große Shows, interaktive Konzepte und Auffindbarkeit. In Sachen Immersion, Nähe und Imagination macht Podcasts aber kein anderes Format etwas vor.
 
Die erfolgreichsten deutschen Podcasts sind unterhaltungs-orientiert und meist von prominenten Hosts bespielt. Ist das der einzige Weg zum Erfolg? Welche anderen Trends siehst du?
 
Das ist so. Und die Top-100 Formate weltweit binden statistisch auch 90% der gesamten Audience auf sich. alle anderen Millionen Formate teilen sich die übrigen 10% an Hörer*innen. Dagegen lässt sich erstmal nichts machen (außer jedem Promi sein und ihr Format maßzuschneidern). Was ich mich dann frage, ist, wie wir den Kuchen größer für alle anderen machen könnten. Und zum Beispiel die 2/3 der Gesellschaft ans Medium heranführen, die noch nicht zuhören. Zum Vergleich: Radio erreicht auch noch 90% der Bevölkerung. Was für Formate, Perspektiven und Zugänge fehlen ihnen also noch? Ich glaube, dass eine Lösung in vielen ultra-nischigen Formaten liegen könnte. Hyperlokal und in die Tiefe gehend.
 
Welchen Stellenwert siehst du für Video im Zusammenhang mit Podcasts?
 
Schade finde ich, dass die Branche derzeit vor allem den großen Playern um Spotify und YouTube nachzulaufen scheint, die mit ihren eigenen Video-Ambitionen eine gewichtige Roadmap vorgeben. Wohl weil sich Bewegtbild-Werbung einfacher für sie verkaufen lässt. Wenn das nun zum eigenen Format passt, dann spricht nichts gegen Video-First. Aber es soll und muss nicht jede*r auf den Zug aufspringen. Neulich hat mir sogar ein befreundeter Podcaster gesagt, dass er mit Zuschauer*innen auf YouTube schlicht Geld verliert, da seine Werbung im Podcast viel lukrativer sei. Das heißt er bietet beides an, aber würde seine Audience immer lieber im Podcast-Feed erreichen. Da muss jede ihren und jeder seinen Umgang mit finden.
 
Ihr habt bis 6. Dezember eine Crowdfunding-Aktion laufen. Die unterstützen wir natürlich gerne. Sag gerne noch was dazu.
 
Das ist so aufregend! Wir haben nämlich im Austausch mit professionellen Audioschaffenden eine Handvoll Ideen für Ausbaustufen für das St. Audio Studio konzipiert, für deren Finanzierung wir aktuell um Unterstützung bitten. Dabei handelt es sich etwa um einen Wachstumskalender, mit dem Podcaster*innen in ihrem eigenen Kalender die besten Zeiträume für die Umsetzung von Reichweiten-Experimenten und Marketing-Kampagnen identifizieren können. Weil das Wissen längst da ist, man seine Wachstums-Ambitionen aber immer noch in seinem längst vollen Alltag verorten bekommen muss. Im Gegenzug für den frühen Support bieten wir beispielsweise lebenslangen Zugriff zum Tool oder einen Blick von außen auf die eigene Podcast-Distribution an.
 

 
Image by S.H. Schröder für Bildplan; Sankt Audio Studio

Hat seinen Master in Medienwissenschaften an der Universität Hamburg abgeschlossen und ist nun als Executive Assistant bei seinem langjährigen Arbeitgeber Netzpiloten tätig. Er liebt es, neue Themen auszuprobieren und Netzpiloten fit für die Zukunft zu machen. Er tobt sich vor allem im Bereich Podcast-Management und Business Developement aus.


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