Die Nintendo Switch 2 kommt schon im Juni – und lässt mich kalt

Ich glaube, ich bin langsam aus dem Nintendo-Kosmos rausgewachsen. Den Nintendo 3DS und die erste Switch habe ich mir noch direkt am ersten Tag erbeutet. Für letztere habe ich sogar mehrere Märkte abgeklappert, ehe ich einen Media Markt fand, der noch eine ganze Palette der begehrten Konsolen hatte. Jetzt habe ich die Nintendo Direkt zur neuen Nintendo Switch 2 gesehen und fühle überraschend wenig.

Zum Teil lag das an dem Gezeigten, zum Teil aber auch an meinem eigenen Gaming-Fokus, der sich mittlerweile allgemein von Konsolen wegbewegt hat. Ihr solltet bei dem Artikel also eine gehörige Portion Subjektivität im Hinterkopf behalten.

Ein guter Start mit Mario Kart

Angefangen hat die Nintendo Direkt für mich eigentlich sehr gut. Gleich zu Beginn stellte Nintendo das neue Mario Kart World vor. Dass sich das größere Fahrerfeld bestätigte war dabei eher das kleinere Novum. Erstmals findet Mario Kart nun in einer riesigen Open World statt. Mir persönlich war im Trailer nur etwas zu viel Fokus auf die Sprunganimationen der Figuren.

Zum Glück gab es danach noch einige kommentierte Szenen, die mehr zum spielerischen zeigten. Zum Glück scheint die Streckenqualität sich trotz der offenen Welt nicht hinter einzeln-handgemachten Strecken voriger Titel verstecken zu müssen und bietet auch neue Modi. Dazu gehören der K.O.-Tour Modus, bei dem nach und nach die Schwächsten eliminiert werden und natürlich der Free Roam, der sogar einen Photo Mode spendiert bekommt. Marios Antwort auf Forza Horizon muss sich aber erst noch beweisen.

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Sinnvolle neue Features

Auch bei den neuen Features sind interessante Ideen dabei. Beim C-Button handelt es sich wie vermutet um eine bislang fehlende Chatfunktion. Es wirkt sehr unkompliziert und aufgeräumt und für bis zu 12 Personen. Bis zu vier Personen können über den GameChat sogar ihren Bildschirm teilen – auch über unterschiedliche Spiele hinweg. So kann man spielen und zugleich sehen, was die Freunde machen. Das integrierte Mikrofon der Nintendo Switch 2 soll außerdem die Stimme auch bei starken Nebengeräuschen deutlich rausfiltern.

Der GameChat ist allerdings ein Feature des kostenpflichtigen Abos Nintendo Switch Online. Dieser ist ab 20 Euro im Jahr aber trotzdem deutlich günstiger als die Online-Abos der Konkurrenz. Zudem könnt ihr per GameShare ausgewählte Spiele mit bis zu 3 Freunden zusammen spielen, ohne dass sie selbst das Spiel besitzen. Umfangreiche Jugendschutz-Optionen geben Eltern außerdem per App auch Kontrolle, wann und mit wen Kinder GameChat nutzen dürfen. Eine zusätzlich erhältliche Kamera fügt euch übrigens freigestellt ins Bild ein – die gezeigte Kamera-Qualität ist dann aber doch eher auf der gruseligen Seite.

Die neue Mausfunktion der Joycons ist ebenfalls sehr interessant. Tastatureingaben sind damit weniger hakelig und es öffnet die Konsole auch weiter für diverse Genres wie Aufbau-Sims. Wirklich voraussetzen kann das aber kaum ein Spiel, weil es auch im portablen Modus spielbar bleiben muss und auch der Couchgamer nicht immer eine gute Oberfläche für die Mausfunktion neben sich hat.

Auch sonst ist das technische Upgrade sehr solide. Als Handheld liefert der Bildschirm nun Full-HD, angedockt sogar bis 4K. Die FPS machen ebenfalls einen Sprung auf bis zu 120 Bilder pro Sekunde. Ebenso hat Nintendo am Sound der Nintendo Switch 2 geschraubt. Die Nintendo Switch 2 hat außerdem eine Abwärtskompatiblität – skeptisch macht mich dabei allerdings der Zusatz „für kompatible Spiele“.

Ernüchterndes Start-Lineup

Widmen wir uns dem großen Elefanten im Raum: Das Start-Lineup. Das ist auf der Nintendo Switch 2 für mich nämlich echt ernüchternd. Wir haben Mario Kart World und wir haben… okay, wir haben Mario Kart. Alles andere sind eher alte Kamellen, von denen einige Switch-Spiele in etwas aufpolierter Fassung erscheinen. Besitzer des Originals müssen sich dafür sogar teilweise ein Upgrade-Pack kaufen. Der Knaller war für mich die Ankündigung, dass Pokémon Legends: Z-A eine aufpolierte Switch 2-Version hinbekommt. Gamefreak sollte lieber mal schauen, dass sie mal längst gängige Standards nutzen, um ihre Spiele überhaupt hübsch zu bekommen. Selbst auf der ersten Switch bleiben sie dadurch weit unter den Möglichkeiten der Plattform.

Doch auch die komplett neuen Spiele nach Konsolen-Release können mich nicht wirklich begeistern. Dass Kirby Air Riders einen 20 Jahre alten Mario Kart-Konkurrenten vom Gamecube wiederbelebt ist „nett“, aber auch nicht mehr. Das Original war schon nicht wirklich gut und auch der Trailer konnte mir keinen wirklichen Mehrwert gegenüber Mario Kart aufzeigen. Da wäre ein Diddy Kong Racing spannender gewesen, hätte sich im dünnen Lineup aber ebenfalls mit dem ähnlichen Mario Kart gebissen.

Der Exklusivtitel The Duskbloods von FromSoftware gehörte sicherlich zu den größeren Überraschungen. Für mich sah es stellenweise aber wie ein technisch nicht so beeindruckendes Asset-Recycling aus. Allerdings bin ich allgemein nicht so mit den Soulslike verwurzelt.

Das neue Donkey Kong ist dagegen schon eher meine Kragenweite – eigentlich. Aber auch Donkey Kong Bananza konnte mich mit dem Trailer irgendwie nicht abholen. Die offenbar dynamisch zerstör- und durchbuddelbare Umgebung ist für ein Jump and Run ein frischer Wind, nur die Umgebung selbst wirkt mir dabei zu leer und zu grob. Auch musikalisch wirkte zumindest der Trailer dann viel zu identitätslos.

Ein Stück weit bin ich selbst das Problem

Es ist nicht so, dass ich allgemein keine Liebe mehr zu den Nintendo-Marken habe. Ich habe den Mario-Film geliebt, zocke noch immer gerne Pokémon und es gibt wohl kaum bessere Spiele für den heimischen Couch-Krieg als Mario Kart und Co. Nur spiele ich mittlerweile extrem selten noch den guten alten Couch Multiplayer und überhaupt bin ich mittlerweile fast ein reiner PC-Spieler. 

Ich besitze die Switch, aber eigentlich nutze ich sie nur noch, wenn ich über einen längeren Zeitraum mal etwas mobiles zum zocken benötige. Ich hatte auch sämtliche Nintendo Handhelds und seit dem N64 alle stationären Nintendo-Konsolen außer der Wii U. Das selbe galt auch für die PlayStation. Doch da auch die bei mir zunehmend zu Staubfängern wurden, kam für mich irgendwann die Entscheidung „Highend-Grafikkarte oder neue Konsole?“.

Die Entscheidung fiel erwartbar auf die Grafikkarte und ich hatte auch nicht den übermäßig großen Drang verspürt, eine neue Konsole haben zu müssen. Einzig ein GTA 6 könnte mich bei einem konsolenexklusiven Release eventuell weichkochen.

Ich liebe einfach zu sehr mein PC-Setup, auch wenn die Plattform unglaublich schleichend längst verfügbare Technologien wie DirectStorage nutzt und der Kosten/Nutzen-Faktor dadurch etwas fragwürdig wird. Aber am PC habe ich einfach Tastatur, Maus und Gamepad, bin schnell im Browser, habe auf Steam unglaublich tolle Indies, kann aber auch die Grafik immersiver AAA-Games auf Anschlag drehen – und auch zum arbeiten ist mir mein Rechner um so vieles lieber als wenn ich mit einem viel zu kleinen Laptop arbeite. Ich bin einfach nicht mehr die Zielgruppe für die Switch, trotz der Liebe für Mario und Co.

Preise als Sargnagel

Nintendo hat nicht nur an der Leistung der Switch 2 gedreht, sondern leider auch am Preis. Laut Gerüchten soll es der Nachfolger auf eine Leistung von 1,71 TFLOPs im Handheld– und 3,1 TFLOPs im Docked Modus bringen. Die portable sogar leicht über dem Steam Deck, die angedockte noch etwas unter der Xbox Series S.

Der Preis von 469,99 Euro für die Konsole ohne Spiel lässt erst einmal schlucken. Die erste Switch kam für 329 Euro auf dem Markt, aber auch mit deutlich schwächerer Technik. Im Vergleich zum genannten Steam Deck ist die neue Switch günstig, auch wenn man Abstriche in Sachen OLED oder internem Speicher machen muss. Dafür ist die Switch 2 deutlich teurer als die Xbox Series S, die allerdings auch kein Handheld ist.

Das größere Problem sind die Spielepreise. Erinnert ihr euch wie Ubisoft belacht wurde, als sie die 80 Euro für ihren Flop Skull & Bones damit begründeten, dass es schließlich ein „Quadrupel-A“-Spiel mit sehr teurer Entwicklung gewesen wäre? Nintendo setzt einen drauf und bringt Mario Kart für 89,99 Euro in den stationären und für 79,99 Euro in den digitalen Handel. Donkey Kong ist mit 79,99 Euro für die physische und 69.99 Euro für die digitale Version zumindest etwas günstiger angegeben. Entsprechend müsst ihr als Besitzer mancher Switch-Spiele nochmal extra für das Switch 2 Upgrade Pack in die Tasche greifen.

In wie weit sich die Preise auf dem Markt tatsächlich entwickeln muss sich zeigen. Gut möglich, dass einige Publisher dies gerne als Startschuss nehmen, um ihre eigenen Preise auf ein ähnliches Niveau zu heben. Mein Problem bei der Sache: Die Nintendo-Spiele sind weiterhin technisch limitierter. Das gezeigte rechtfertigt für mich keine Mondpreise, vor allem auch digital und über eine eigene Plattform.

Die Nintendo Switch 2 hat mir das Steam Deck schmackhafter gemacht

Da ist sie also die neue Nintendo Switch 2 und es ist mir ein Rätsel wie so viele Nintendo-Fans die Nintendo Direct komplett abgefeiert haben. Ja, technisch hat die Konsole ein paar echt starke Updates bekommen und auch Features wie das GameSharing wirken schon cool. An der Spiele-Front fand ich die Direct aber unglaublich lahm. Wenig Release-Titel und darunter kaum tatsächliche Neuheiten und auch in den Folgemonaten kommen erst langsam die Exklusives. Ähnlich wie Disney baut auch Nintendo darauf, mit Nostalgie alten Wein in teuren Schläuchen verkaufen zu können.

Konsolen sind aber auch einfach nicht mehr meine Welt und wenn meine Grafikkarte mit reichlich KI-getriebener DLSS Power in 4K auf den Monitor kotzt, sollte ich eigentlich der letzte sein, der den Finger wegen Gaming-Preise erhebt. Trotzdem finde ich den Preissprung schon sehr extrem und erinnere mich an Zeiten, wo Nintendo auch von den Spielepreisen eher die günstige Alternative zu Sony und Microsoft war.

Während mich die Nintendo Switch 2 nicht so wirklich abholen konnte, hat mich Nintendos neue Konsole wieder heiß auf ein anderes Gerät gemacht: Das Steam Deck. Das Steam Deck ist nicht günstiger, hat auch einige sehr unkritische Fans und punktet nicht gerade mit Exklusivtiteln. Ist aber auch nicht das Konzept. Ich hätte vor allem meine riesige Spielbibliothek auch unterwegs greifbar und darunter Spiele, die ich so vielleicht eher zocken würde als wenn sie den Titeln konkurrieren, in die ich auch mal einen ganzen Tag versumpfen kann.


Image by Nintendo

Das Internet ist sein Zuhause, die Gaming-Welt sein Wohnzimmer. Der Multifunktions-Nerd machte eine Ausbildung zum Programmierer, schreibt nun aber lieber Artikel als Code.


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