Es gibt bereits einige Erfindungen, die es Senioren einfacher machen, eigenständig zuhause zu leben, damit sie nicht in ein Altersheim oder eine anderweitige Pflegeeinrichtungen übersiedeln müssen. Dennoch können die meisten Älteren weitere Hilfsmittel bei täglichen Hausarbeiten und anderen anfallenden Erledigungen gebrauchen.
Freunde und Verwandte können hier oft nicht die gesamte Arbeit erledigen. Viele Studien deuten außerdem darauf hin, dass dies weder nachhaltig noch gesund ist – weder für die Senioren, noch für ihre Liebsten. So steigt die Nachfrage nach professionellen Pflegekräften stetig an und es gibt bei Weitem weniger Pflegekräfte als nötig wären. Experten sind überzeugt, dass sich diese Knappheit in Zukunft verschlimmern wird.
Es stellt sich also die Frage: Wie wird unsere Gesellschaft diese Lücke schließen? Die Antwort lautet: Mithilfe von Robotern. Die Automatisierung und Technologisierung haben bereits mehrere Arbeitsbereiche abgelöst, die zuvor von Menschen besetzt waren, wie zum Beispiel das Verladen von Gütern in Warenhäusern. In Zukunft werden Roboter jedoch auch euren älteren hilfsbedürftigen Verwandten unter die Arme greifen. Als Forscherin auf dem Feld der Robotik bin der Meinung, dass künstliche Intelligenz nicht nur das Potential hat, Senioren zu pflegen – ich bin überzeugt, dass Maschinen dies darüber hinaus auf eine Art und Weise tun könnten, die die Unabhängigkeit stärken und die soziale Isolation von Senioren reduzieren könnte.
Personalisierte Roboter
In dem Film „I, Robot“ aus dem Jahr 2004 entdeckt der technikfeindliche Protagonist Del Spooner (gespielt von Will Smith) zu seinem großen Erschrecken, wie ein Roboter in dem Haus sein Großmutter Kuchen bäckt. So mancher von uns wird ein ähnliches Bild vor Augen haben: Stellt man sich heute einen Roboter vor, sieht er am Ehesten aus wie eine Art mechanischer Putzfraue, die Hausarbeiten in mehr oder weniger menschlicher Art und Weise erledigen.
In Wirklichkeit jedoch werden viele der Roboter, die Alte und Senioren bei ihren täglichen Arbeiten zuhause unterstützen sollen, nicht wie Menschen aussehen. Stattdessen wird es sich dabei um spezielle Systeme handeln, wie beispielsweise die Staubsauger aus dem oben genannten Film. Es handelt sich hierbei um kleine Geräte mit spezifischen Funktionen, die nicht nur einfach designbar und einsetzbar sind, sondern auch eine stufenweise Anpassung an die sich veränderten Voraussetzungen ermöglichen.
Senioren brauchen verschiedene Dinge, wie alle anderen auch. Viele brauchen Hilfe bei den alltäglichen Aktivitäten, wie essen, baden, anziehen und aufstehen. Beim täglichen Kochen und der Verwaltung ihrer Medikamente könnten sie viele Vorteile aus der Hilfe des Roboters ziehen, der zudem auch bei gelegentlich anfallenden Dingen wie Wäschewaschen oder Arztbesuche helfen kann.
Vielleicht hört sich das weit hergeholt an, aber schon heute können Roboter nicht nur Staubsaugen, sondern auch unseren Boden wischen oder unseren Rasen mähen. Roboter helfen dabei, Menschen in Stühle und Betten zu befördern, etwas nach Rezept zuzubereiten, Handtücher zu falten und ihre Pillen rechtzeitig einzunehmen. Und bald werden autonome, selbstfahrende Autos die Menschen zu ihren Terminen kutschieren.
Die Roboter, die heute bereits auf dem Markt sind, umfassen unter anderem Modelle, die fahren, haustierähnliche Gesellschaft bereitstellen und Gäste begrüßen. Einige dieser Geräte befinden sich bereits zu Testzwecken in Pflegeheimen – so können sich einige Senioren auf ihre eigenen Roombas verlassen.
Außerdem können Roboter-Gefährten vielleicht schon bald Einsamkeit lindern oder vergessliche ältere Herrschaften daran erinnern, regelmäßig zu essen. Wissenschaftler und andere Erfinder sind dabei, Roboter zu entwickeln, die diese und viele andere Aufgaben in Zukunft erledigen werden.
Pflege rund um die Uhr
Natürlich bleiben einige Aufgaben, wie beispielsweise das Schneiden von Fußnägeln, nach wie vor den Menschen vorbehalten. Trotzdem können mechanische Pflegekräfte einige Vorteile gegenüber ihren menschlichen Gegenstücken vorweisen. Am offensichtlichsten ist, dass sie in der Lage sind, rund um die Uhr zu arbeiten. Wenn sie zuhause zum Einsatz kommen, können sie eine ganzheitliche Pflege und die Möglichkeit, zuhause zu altern, unterstützen.
Ein weiterer Vorteil: Wenn man sich auf die Technik verlässt, um täglich anfallende Aufgaben zu erledigen – zum Beispiel die Bodenpflege – kann dies zum Zeitmanagement beitragen. Senioren können die gesparte Zeit nun mit Freunden und Familie verbringen. Mühselige Hausarbeiten auf Roboter zu übertragen, lässt den älteren Personen außerdem mehr Zeit, in der Gesellschaft der Leute zu sein, die sich um sie sorgen – und nicht nur für sie.
Zudem besteht ein großer Unterschied zwischen der Gerätenutzung und dem Bitten um Hilfe. Die Tatsache, dass man sich auf Roboter als Haushaltshilfe verlässt, kann dazu führen, dass die ältere Person sich dadurch autonomer fühlt, als wenn sie um Hilfe hätte bitten müssen.
Interagieren mit Robotern
Doch diese schöne neue Welt der Roboter-Pflegerkräfte wird nicht Wirklichkeit, wenn wir die Roboter nicht benutzerfreundlich und intuitiv machen. Das heißt, dass die Art und Weise der Interaktion von großer Bedeutung ist. In meinem Labor arbeiten wir an Robotern, die durch Sprache mit Menschen interagieren können. Glücklicherweise zeigen neuste Forschungen des Pew Research Center, dass Alte die neue Technik mehr und mehr annehmen und verinnerlichen, so wie alle anderen auch.
Da es jetzt Roboter gibt, die einige Aufgaben komplett übernehmen können, versuchen Forscher wie Jenay Beer, Professorin für Informatik und Ingenieurswissenschaften an der Universiät in South Carolina, herauszufinden, bei welchen Aktivitäten die Senioren die meiste Hilfe brauchen und welche Art von Roboter sie dabei am ehesten akzeptieren würden.
Bis dahin müssen sich die Forscher folgendes fragen:
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Müssen Roboter Emotionen verstehen und übermitteln können, um akzeptiert zu werden?
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Wie können Roboter soziale Unterstützung ermöglichen?
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Ist es gut, wenn Maschinen den Augenkontakt mit uns simulieren?
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Hilft es, wenn sie sich unterhalten können?
Fakt ist, dass wir nicht alle Antworten auf diese Fragen brauchen, um älteren Menschen zuhause die Hilfe durch Roboter zur Verfügung zu stellen.
Ein Blick in die Zukunft
Es gibt keine Zeit zu verlieren. Das Volkszählungsbüro schätzt, dass 15 Prozent der Amerikaner – also fast jeder sechste – im Jahr 2016 um die 65 Jahre alt oder älter war. Im Jahr 2000 waren es lediglich 12 Prozent. Demografen schätzen, dass im Jahr 2060 bereits jeder vierte in diese Altersklasse fallen wird. Das bedeutet, dass es dann 48 Millionen mehr ältere Menschen in den USA geben wird als jetzt.
Ich glaube, dass in diesem Zeitalter Roboter viele Aufgaben der Altenpflege übernehmen werden. Für einige Aufgaben wird dennoch menschliches Personal von Nöten sein und natürlich gibt es auch Menschen, für die die Hilfe von Robotern nie in Frage kommen wird. Aber wir können darauf wetten, dass Roboter den Menschen in Zukunft dabei helfen werden, zuhause zu altern – auch wenn sie dabei nicht wie Dienstboten oder Küchenhilfen aussehen werden.
Dieser Artikel erschien zuerst auf „The Conversation“ unter CC BY-ND 4.0. Übersetzung mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.
Image (adapted)“Altenpflege“ by StockSnap [CC0 Public Domain]
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Schlagwörter: Altenpflegekräfte, Automatisierung, Emotionen, forscher, Hilfsmittel, Pflege, roboter, Senioren, soziale Unterstützung, Technologisierung, Zuhause, zukunft