Die Spargel-Saison hat wieder begonnen, und auch wenn sie dieses Jahr etwas später dran war als sonst, erfreut sich das Gemüse alljährlich enormer Beliebtheit. Und damit stehen Spargelbauern in ganz Deutschland und auch außerhalb wieder vor einem großen Problem. Für die mühselige Ernte des Spargels müssen Feldarbeiter gefunden werden. Genau das wird nämlich Jahr für Jahr schwerer aufgrund der harten körperlichen Arbeit, welche auch noch schwach bezahlt ist. Aus diesem Grund schicken sich mittlerweile immer häufiger erste autonome Maschinen an, den Job zu übernehmen. So auch die Firma Cerescon aus den Niederlanden, die mit dem „Sparter“ vor wenigen Jahren eine der ersten Erntemaschinen entwarf.
Das Unternehmen Cerescon
Das Unternehmen Cerescon entspringt aus genau jenem Problem. Gründer sind Marc Vermeer sowie sein Bruder Ad Vermeer und dessen Frau Therese van Vinken aus dem Ort Branbant in den Süd-Niederlanden. Spargelbauer Marc Veermeer, inzwischen verstorben, bat aufgrund jährlich schlechten Erfahrungen mit Erntehelfern, seinen Bruder Ad, der freiberuflicher Erfinder war, eine Maschine für die Ernte zu entwerfen. Im Jahr 2014 riefen die drei Familienmitglieder also das Unternehmen Cerescon ins Leben. Seit der Gründung verkaufte Cerescon auch schon den ersten „Sparter“, während zwei weitere Modelle der Erntemaschine noch in der Testphase sind.
Der „Sparter“ und seine Fähigkeiten
Der Sparter ist eine der ersten Maschinen, die sich am Stechen von Spargel versucht haben. Beim Fahren über das Feld bearbeitet der autonome Erntehelfer je nach Modell bis zu drei Dämme gleichzeitig. Das neuartige System erkennt den Spargel dabei schon unter der Oberfläche, wohingegen Feldarbeiter erst zwei bis drei Tage später die Spitzen erkennen könnten.
Um die Stangen zu ernten, bohren sich zwischen 19 und 23 sogenannte Fühler des Sparter in die Erde. Um dabei die Position und Länge der Spargelstangen zu erkennen und sie nicht zu beschädigen, senden die Fühler Strom aus. Kommt dieser Strom auf der anderen Seite des Dammes stärker an, weiß der Sparter, wo sich Spargel befindet, zumal weißer Spargel aufgrund seines extrem hohen Wassergehaltes den Strom besser leitet als die ihn umgebende Erde. Diese Infos werden an das integrierte Spargel-Messer der Maschine weitergegeben.
Somit erntet der Sparter in nur einem Durchgang bereits sämtlichen Spargel. Für dieses Ergebnis bräuchten 60 bis 70 Feldarbeiter bis zu drei lange und harte Arbeitstage. Für den Sparter sind lediglich zwei Arbeiter, nämlich Fahrer und Operator zur Kontrolle, nötig.
Zukunftsaussichten für Cerescon und den „Sparter“
Wegen solcher Resultate können die Zukunftsaussichten für Ernte-Maschinen ähnlich dem Sparter eigentlich nur gut stehen. Allerdings gibt es unter verschiedenen Spargelbauern durchaus auch andere Meinungen und deutliche Gegenstimmen.
Hauptargument in der Branche bleibt dabei, dass Spargel kein Massenprodukt ist. Das Gemüse gilt als Premiumware und kann nur unter gewissen Richtlinien als eine solche verkauft werden. Durch den Einsatz von Maschinen müssen Bauern im Vergleich zu manueller Ernte bis zu 40 Prozent geschäftliche Einbußen bei der Ernte befürchten. Diese entstehen beispielsweise durch Beschädigung, zu frühes Ernten, oder zu kurzes Stechen. Die menschliche Auslese ist schlicht nicht einfach nachzuahmen. Zudem kostet das Gerät Arbeitsplätze und ist mit einem Anschaffungspreis von im Falle des Sparters 600.000 Euro alles andere als günstig.
Nichtsdestotrotz ist der Sparter nicht der erste nützliche Helfer bei der Ernte, wie es Mähdrescher, Maschinen für Heuballen, oder Drohnen für Dünger beweisen. Für Obst und Gemüse war dies bisher allerdings aufgrund der erforderlichen Auslese eher schwierig. Gerade deshalb ist die relativ neuartige Technologie durchaus bemerkenswert. Auch die Wolfsburger Firma ai-solutions arbeitet mit dem „Kirpy“ bereits an einem Fahrzeug für die selektive Ernte, allerdings mit Kamera. Der hohe Anschaffungspreis ist zwar ein gewaltiger, dennoch eine Investition in die Zukunft. Laut den Erfindern rentiert sich das Projekt bereits nach spätestens 3,5 Erntesaisons. Außerdem spart die Erfindung nicht nur früher oder später eine Menge Geld, sondern auch einiges an Zeit. Viele Bauern setzten daher schon jetzt zusätzlich zu einigen wenigen Arbeitern auf den elektronischen Helfer. Dies ermöglicht die schnelle, aufwandlose Ernte.
Somit bleibt der „Sparter“ von Cerescon und vergleichbare Objekte eine smarte Idee, welche durch weitere Verfeinerungen und Innovationen definitiv eine sinnvolle Lösung mit Zukunft ist. Vielleicht hilft der Sparter ja schon nächstes Jahr auch einem Großteil der deutschen Bauern bei der Spargel-Ernte.
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