Im März hatte der chinesische Hersteller Huawei in Paris seine neuen Flagship-Smartphones P20 und P20 Pro präsentiert. Laut Modell-Namen folgt das Huawei P20 dem P20 lite und rangiert so zwischen dem Einsteiger-Smartphone und dem High-end-Gerät P20 Pro. Wieso die Bezeichnung “Mittelklasse“ dem Huawei P20 aber nicht gerecht wird, und warum ich das Smartphone inzwischen zu meinem täglichen, treuen Begleiter gemacht habe, erfahrt ihr in meinem Testbericht.
Design ohne Abstriche
Wie man es in dieser Preisklasse erwarten darf, ist das Telefon einwandfrei verarbeitet. Dank des leicht gewölbten 2,5D-Glases auf Vorder- und Rückseite liegt es ebenfalls sehr gut in der Hand. Die Glasrückseite ist in den Farben Schwarz, Pink-gold sowie Blau zu haben. Besonders Letzteres ist einfach wunderschön anzusehen. Leider ist die glänzende Rückseite gleichzeitig ein ziemlicher Fingerabdruckmagnet.
Der Metallrahmen des Smartphones besitzt auf der Ober- und Unterseite jeweils zwei Unterbrechungen für die Antennen, den Lauter/Leiser- sowie den Powerbutton an der Seite. Die Tasten verfügen über einen sehr guten Druckpunkt und wackeln nicht. Das 5,8 Zoll große Display reicht außer an der Unterseite, bis fast an den Rand des Smartphones und ist an den Ecken leicht abgerundet. An der Oberseite besitzt es eine kleine Aussparung für die Frontkamera, Lautsprecher, diversen Sensoren sowie einer Benachrichtigungs-LED. Das Display selbst ist nicht gewölbt. Dadurch entstehen keine unbeabsichtigte Eingaben, wie das bei manchen Samsung Telefonen passiert.
Bei dem verbauten Display handelt es sich um ein IPS-LCD mit hervorragenden Blickwinkeln und realistischen Farben. Besonders gut gefällt mir der Homebutton unterhalb des Displays. Er enthält nicht nur einen der schnellsten Fingerabdrucksensoren, die ich je in einem Smartphone getestet habe, sondern ermöglicht es mir, auf die Navigationstasten am Displayrand zu verzichten. Dadurch geht kein Platz auf dem Display dafür verloren und das Smartphone lässt sich durch intuitive Wischgesten steuern. Dank des Fingerabdrucksensors auf der Vorderseite lässt sich das Smartphone auf dem Schreibtisch entsperren, ohne es in die Hand nehmen zu müssen.
Huawei P20 bietet High-End-Performance
Der verbaute Octa-Core-Prozessor Kirin 970 sorgt mit vier mal 2.36 Gigahertz und vier mal 1.8 Gigahertz Taktung für eine High-End-Performance, die mit dem etwas schnelleren Snapdragon 835 absolut mithalten kann. Dank der verbauten vier Gigabyte RAM lassen sich auch mehrere aufwändige Apps parallel benutzen. Außerdem sind Apps im Multitasking beim erneuten Aufrufen sofort startklar. Der interne Speicher ist 128 Gigabyte groß, wovon dem Nutzer ungefähr 112 Gigabyte zur Verfügung stehen. Eine microSD Karte zur Speichererweiterung ist nicht vorgesehen, was bei der Größe des internen Speichers aber kaum stören sollte.
Akku schnell und lange voll
Der Akku des Huawei P20 hat eine Kapazität von 3400 Milliamper und ist dank Huaweis eigener Supercharge-Technologie in etwa 90 Minuten komplett aufgeladen. Dies ist allerdings eigentlich nie notwendig, wenn man das Telefon über Nacht auflädt. Auch bei Vielnutzung hat mir der Akku immer für einen kompletten Tag gereicht.
Software Huawei-Typisch
Android Version 8.1 zusammen mit Huaweis Bedienoberfläche EMUI sowie ein garantiertes Update auf Android 9 lassen keine Wünsche offen. Auch die Android Sicherheitspatches werden zeitnah ausgeliefert. Typisch für Huawei sind die vielen zusätzlichen Einstellmöglichkeiten. So lassen sich etwa die Blautöne des Displays reduzieren und die Navigationsleiste am unteren Bildschirmrand nach den eigenen Vorlieben anpassen. Grundsätzlich gefällt mir Huaweis Softwareoberfläche EMUI sehr gut. Sie ist durchdacht, einfach zu verstehen und sieht modern aus. Da das Design des Homecreens nicht so mein Fall ist, habe ich mir einen alternativen Launcher installiert. Kleine Gimmicks werten die UI zusätzlich auf. So lässt sich per Lauter-Taste und Powerbutton eine Bildschirmaufnahme starten und beim Aufladen des Gerätes bekommt man eine coole Animation angezeigt, die euch über die verbleibende Ladedauer informiert.
Fotos: Master AI passt Einstellungen an Motiv an
Im Gegensatz zum P20 Pro verfügt das normale P20 nur über zwei Kamera-Linsen und muss daher auf einen optischen Zoom verzichten. Diese beiden Linsen stammen aber von Leica und sind identisch mit denen im Pro-Modell und bieten demnach dieselbe Bildqualität. Der 12 Megapixel auflösende Farb-Sensor und der 20 Megapixel große Schwarzweiß-Sensor machen gestochen scharfe Bilder bei jeglichen Lichtbedingungen. Gerade im Low-Light Bereich konnte die Kamera die des iPhone 8 deutlich übertrumpfen.
Eine sogenannte „Master AI“ in der Kamera-App passt die Einstellungen je nach Motiv an. Für Fotografie-Einsteiger ist dies sicher eine tolle Sache. Meiner Meinung nach werden die Fotos dann aber oft zu „farbig“ und wirken unecht. Zum Glück lässt sich die KI-Funktion an und ausschalten. Insgesamt muss sich das Huawei P20 aber auf keinen Fall hinter dem P20 Pro verstecken, wie unsere Vergleichsfotos zeigen.
Fazit: Huawei P20 überzeugt – wäre da nicht Honor
Beim P20 hat Huawei vieles richtig gemacht und ein rundes Gesamtpaket abgeliefert. Leider verzichten muss man auf eine IP-Zertifizierung, die es erlauben würde, das Telefon auch im Wasser zu verwenden. Auch ein Stereo-Lautsprecher wäre wünschenswert gewesen. Wer mit den beiden Abstrichen leben kann, erhält für 650 Euro ein solides Smartphone – wäre da nicht das Honor 10. Das Smartphone der Huawei Tochter Honor besitzt fast dieselbe Ausstattung zu einem deutlich günstigeren Preis von 400 Euro. Lediglich die Kameraqualität ist minimal schlechter. Mich persönlich hat das Huawei P20 jedoch besonders mit seiner sehr guten Kamera, dem Fingerabdrucksensor auf der Vorderseite sowie dem sehr schicken Designs überzeugt.
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Images by Timo Brauer
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